Brasilien: Der Wandel zur pflanzlichen Schulverpflegung

Brasilien: Der Wandel zur pflanzlichen Schulverpflegung

03.04.2018

Der Bundesstaat Bahia sorgt wegen der Reform der Schulverpflegung für Schlagzeilen: Im Rahmen des Programms Escola Sustentável (Nachhaltige Schule) haben sich vier Städte dazu verpflichtet, 100 Prozent pflanzenbasierte Mahlzeiten in der Schulkantine anzubieten. Diese Hingabe und Selbstverpflichtung ist weltweit derzeitig einzigartig! 

23 Millionen Speisen pro Jahr

In den Städten Serrinha, Barroca, Teofilandia und Birtinga wird von nun an in den öffentlichen Schulkantinen pflanzlich gekocht! Gemeinsam mit der Humane Society International, lokalen Expert:innen und Politiker:innen wurde das Programm entwickelt. Nach einer viertägigen Einschulung des Küchenpersonals in die pflanzliche Kochkunst durch den veganen Koch André Vieland steht der Umsetzung des ambitionierten Projektes nichts mehr im Weg. Die derzeitige Schulverpflegung war reich an Fleisch, Eiern, Milch und Butter. Damit soll nun Schluss sein und statt tierischer Lebensmittel wird verstärkt auf Soja, Pflanzenmilch, Gemüse und Vollkorngetreide gesetzt. Pro Jahr sollen nun in 137 Schulen 23 Millionen pflanzliche Speisen auf den Tisch kommen!

Nachhaltigkeit in der Schule

Die Ziele der Verpflegungsreform stehen ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit: Die pflanzlichen Speisen sollen zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks beitragen und insbesondere den Wasserbedarf senken. Durch den Bezug von regionalen Lebensmitteln sollen ansässige Landwirt:innen unterstützt werden. Im Fokus steht klar die Versorgung mit einfach verfügbaren, leistbaren und nährstoffreichen Lebensmitteln.

Nicht zuletzt soll die pflanzliche Verpflegung zu einer Verbesserung des Gesundheitszustandes der Schüler:innen beitragen. So soll in der Schule ein wichtiger Grundstein für eine gesunde Ernährung gelegt werden. Übergewicht und Adipositas haben sich in Brasilien zu einem ernstzunehmenden Problem entwickelt. Etwa die Hälfte der Brasilianer:innen ist davon betroffen, bei den 5-9-jährigen ist es jedes dritte Kind.

Positive Gesundheitseffekte erwartet

Das Programm befindet sich derzeit in einer Testphase und wird die kommenden zwei Jahre genau evaluiert. So wird etwa der Gesundheitszustand der Schüler:innen dokumentiert: Neben Größe und Gewicht wird auch der Blutgehalt an Eisen, Vitamin B12, Cholesterin und Glukose verzeichnet. Die Evaluation soll die erwarteten, positiven Gesundheitseffekte belegen, wie etwa die Prävention oder Therapie von Mangelernährung, Übergewicht, Adipositas, Diabetes und Bluthochdruck.

Potenzial der pflanzenbasierten Ernährung erkannt

Das Bekenntnis zur pflanzlichen Küche ist für Brasilien keine Premiere: Seit 2009 steht der erste Tag der Woche im Schuldistrikt São Paulo im Zeichen eines „Meat Free Monday“. In den brasilianischen Ernährungsempfehlungen wird aktiv eine pflanzenbasierte Ernährung empfohlen. Der Konsum tierischer Lebensmittel hingegen sollte laut dem Gesundheitsministerium stark begrenzt werden. Dies würde ein Ernährungssystem unterstützen, das „gerechter und weniger belastend für Umwelt, Tiere und Biodiversität“ ist (Quelle: Ministério da Saúde).

Quelle: Ministério Público do Estado da Bahia

Foto: Fotolia|Ruslan Mitin ergänzt um Flagge Brasilien