Ein Wochenende in Bratislava

Ein Wochenende in Bratislava

18.07.2018

Pressburg, wie Bratislava zu deutsch heißt, liegt den sprichwörtlichen Katzensprung von Wien entfernt. Die zwei Städte sind mit nur 55 Kilometern Luftlinie die beiden europäischen Metropolen mit dem geringsten Abstand zueinander. Grund genug eines der täglich die Donau frequentierenden Schiffe zu besteigen, um einen Ausflug in die Nachbarstadt zu machen. Bonnie Swan und Clyde Salmon haben Anker gelichtet und sich auf ein veganes Wochenende donauabwärts begeben.

Bei mildem, sonnigen Wetter breitet sich das mäandernde Band der Donau vor dem Kiel aus. Kleine Wellen kräuseln die Wasseroberfläche. Fischerhütten auf Pflöcken und Pfählen säumen die Ufer von der Lobau an flussabwärts. Steuerbord taucht ungefähr nach einer Dreiviertelstunde die Festung Hainburg auf. Bereits in der Keltenzeit gegründet, ist die Ansiedlung heute die östlichste Stadt Österreichs. Etwas später erscheint auf der Backbordseite die Burgruine Devin. Sie liegt an der Mündung der March in die Donau, war bis 1946 eine selbständige Gemeinde und ist heute ein Stadtteil Bratislavas. Nach unserer Ankunft in der slowakischen Hauptstadt schlendern wir durch die Altstadt zu unserem Quartier. Das privat gemietete Häuschen ist von einem wunderschönen Garten umgeben, Ribiselsträucher wachsen unter Nussbäumen. Die Schwalben, die unter dem Vordach nisten, fliegen hoch, es verspricht heiß zu werden.

FREITAG: Am ersten Tag besuchen wir das indisch inspirierte Govinda zu einem verspäteten Mittagessen.

Indisch im Govinda. 

Es liegt in der „Kärnterstraße“ Bratislavas, in der Obchodna. Montag bis Freitag von halb elf bis halb fünf nachmittags geöffnet, bietet es indische, slowakische und andere europäische Gerichte an, auf Wunsch vegan und glutenfrei.

Ein Tagesteller mit Suppe und Brot kommt auf knappe vier Euro. Die Suppe, das Kichererbsenkürbis-Dal, Reis, Chutney und die Nachspeise mit Tapioka sind vegan zubereitet. Man holt sich das Essen selbst bei der Ausgabe. Serviert wird auf einer klassisch indischen Metallplatte mit einzelnen Segmenten für verschiedene Gerichte. Die Suppe kommt in einer kleinen Messingschüssel. Zum Trinken gibt es kühles Leitungswasser in schweren Zinnbechern. Wir gönnen uns ein Ginger-Beer zum ersten Essen. Das Govinda ist ein sympathisches, alternatives Restaurant mit Hare Krishna-Flair, das günstig sättigt und mit dem Gefühl entlässt, nicht nur für das leibliche Wohl etwas getan zu haben. www.govinda.sk

Nach einem ausgedehnten Streifzug durch die Altstadt rasten wir auf dem Platz vor der großen Markthalle. Hier verbringen Einheimische ihre Sommernachmittage und -abende, treffen sich zum Biertrinken oder Schachspielen oder einfach zum Plaudern. Man kann Bier und Snacks in den Lokalen am Platz bestellen, doch es gibt keinen Konsumzwang. Auch eigene Speisen und Getränke können auf den einladenden, schattigen Bänken unter den auf dem Platz verstreuten Bäumen genossen werden. Doch nicht alle haben Feierabend. Männer laufen hin und her, tragen einander zurufend Kisten und Schirme und bereiten Stände vor: Jeden Samstag findet der große Markt in der Halle statt, auf dem frisches Gemüse, Obst und andere Köstlichkeiten günstig angeboten werden.

SAMSTAG: Das Foodstock wirbt mit dem Slogan „Good Mood Food“.

Galeria Nedbalka

Nach einem Museumsbesuch in der Galéria Nedbalka um die Ecke kehren wir hungrig in die hohen Hallen des Restaurants ein. Dutzende winkende, goldene Chinakatzen aus Kunststoff begrüßen uns. Die Geschichte der slowakischen Kunst bis in die Gegenwart nachzuvollziehen hatte uns ganz in ihren Bann gezogen. Jetzt lockt ein süß-würziger Duft und das verheißungsvolle Brutzeln aus der halboffenen Küche

Delikatesse Gyoza im Foodstock

Dann werden die knusprigsten und saftigsten Gyoza serviert – mit schwarzem und weißem Sesam bestreut und mit frischen Kräutern liebevoll garniert. Ramen, Salate und Miso-Suppe sehen köstlich aus und duften verführerisch. Alle Gerichte außer einem Dessert mit Butter sind vegan. Foodstock ist Montag bis Samstag von 11 Uhr Vormittag bis 10 Uhr abends geöffnet, Sonntag Abend nur bis 8 Uhr. Definitive Empfehlung! www.nedbalka.skwww.facebook.com/FoodstockBratislava

Die willkommene Abkühlung, welche die hereinbrechende Nacht bringt, feiern wir mit einem frisch geminzten Cocktail in den gepflasterten Straßen der Altstadt vor der Green Buddha Bar. www.greenbuddha.sk

Am nächsten Tag besuchen wir das berühmte U.F.O. - mit fast 90 Metern „the smallest of the greatest towers in the world“. Das an einen siebziger Jahre James-Bond-Film erinnernde Café und die darüber liegende Aussichtsplattform auf zwei Pfeilern der „Brücke des Slowakischen Nationalaufstandes“ sind eine kleine Attraktion. Von hier aus haben wir einen ebenso phantastische wie windige Sicht auf die Festung, Altstadt und Donau, auf den Hafen und die Neustadt am anderen Donauufer. Am Café gehen wir vorbei, es werden nur Steak und Lachsfilet geboten. Die Aussicht hat sich jedoch absolut gelohnt. Danach stöbern wir von der Höhenluft erfrischt in alter, schicker Kleidung - in der Altstadt findet sich ein geschmackvoller Second-Hand-Laden, der sich „Vintage Shop“ nennt, an der Františkánske námestie 7. Hier kann man sich Montag bis Freitag von zehn bis acht Uhr abends und Samstag und Sonntag bis fünf abends neu alt einkleiden. www.facebook.com/UfoBratislavawww.textilehouse.sk

SONNTAG: Bevor das Schiff donauaufwärts Richtung Wien losmacht, kehren wir zu einem frühen Abendessen im Huy Vege in der unteren Altstadt in Hafennähe ein, an der Kolarska 6. Montag bis Samstag von 10 Uhr vormittags bis 7 Uhr abends geöffnet, gibt es hier zahlreiche vietnamesische und asiatische Gerichte auf Wunsch vegan; preislich moderat und in großen Portionen mit asiatischer Mirin-Sauce zum selber Würzen am Tisch.

Asiatisch im Huy Vege. 

Achtung: Das Lokal bietet eine sehr große Auswahl an Speisen an, das Personal achtet nicht besonders darauf, ob vegetarisches oder veganes Essen bestellt wird. Gehen Sie sicher, dass Sie Ihren Wunsch deutlich machen. Auf Anfrage wird hier mit asiatischer Schärfe serviert. www.huyvege.sk

Für den kleinen Hunger zwischendurch empfehlen wir übrigens Falafel-Dürüm von Mr. Falafel. In der kleinen, heißen Falafelbude an der Obchodná 538 bekommt man seine Mahlzeit auf Wunsch vegan ohne Joghurtsauce, mit Hummus und die knusprigsten Falafel dazu. www.facebook.com/Mr.FalafelBA/

Ausgezeichnete vegane Eissorten haben wir am heißesten Tag in der Laurinská Ulica 5 bei i nonni aufgespürt, wobei meine Referenzsorte Zitrone ist, Bonnies dagegen Melone. www.inonni.sk

Diesmal nicht geschafft haben wir es in das reizend wirkende Balans Bistro und ins Veggie in der Einkaufsstraße Obchodna, beide Lokale sind fix auf der Liste fürs nächste Mal. Unser Fazit: Diese sympathische europäische Hauptstadt in der Nähe Wiens ist jederzeit einen Ausflug wert. Herrlich erfrischendes Bier, günstiges, abwechslungsreiches Essen, die charmante Altstadt und das Entdecken historischer Orte und Flanieren am Donauufer haben uns begeistert. Bratislava, wir sehen uns wieder!

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