Ressource Wasser

Ressource Wasser

20.04.2014

Was denken Sie verbraucht im weltweiten Durchschnitt mehr Wasser? Ein Burger aus Rindfleisch oder zwei Monate lang duschen? Nun, die Antwort hängt davon ab, wie lange und oft Sie duschen. Wenn Sie täglich 5 Minuten duschen, lautet sie: beides gleich viel! Unglaublich, oder? Für 6 Burger oder 1 kg Rindfleisch können Sie ein Jahr lang duschen.

Junger Mann blickt von unter dem Wasserspiegel empor

Globaler Wasserverbrauch

  • 70 % Landwirtschaft (hauptsächlich Tierprodukte) 
  • 20 % Industrie 
  • 10 % privat 

Wasserverbrauch Fleischkonsum vs. Duschen

  • 1 Rindfleischburger - 2 Monate täglich Duschen
  • 1 kg Rindfleisch - über ein Jahr täglich Duschen
  • 1 kg Schweinefleisch - 3 Monate täglich Duschen
  • 1 Woche pflanzliche Fleischalternativen (statt Fleisch) - über ein halbes Jahr täglich Duschen

65 Milliarden Nutztiere pro Jahr – enorme Auswirkungen

Beim Flächenverbrauch und Wasserverbrauch ist die Nutztierhaltung weltweit die klare Nummer 1 der Umweltzerstörer. In anderen Bereichen ist die Zuordnung oder Bestimmung nicht so einfach möglich: Dazu gehören Regenwaldzerstörung, Bodenerosion und Verlust von Artenvielfalt und Wasserverschmutzung. Auch hier ist die Tierhaltung global Anwärter auf den unrühmlichen Titel größter globaler Umweltzerstörer. Bei Klimawandel oder Luftverschmutzung hat sie ebenfalls einen bedrohlichen Einfluss. 65 Milliarden Nutztiere (ohne Wassertiere) werden pro Jahr weltweit für die Ernährung getötet, fast 10 pro Menschen und Jahr (Schlatzer, 2010, Schmidinger, 2012, Kap. 2).

Das versteckte Wasser

Heute wollen wir mal das Thema Wasser etwas genauer unter die Lupe nehmen: Wasserverbrauch und Wasserverschmutzung durch Tierprodukte. Wasser scheint auf unserem blauen Planeten ein massig verfügbares Gut zu sein – aber frisches Süßwasser, das frei zugänglich ist, ist in vielen Regionen der Erde ein kostbares Gut. Laut UN-Landwirtschaftsorganisation FAO könnte bis 2023 bereits ein Drittel der Weltbevölkerung unter absolutem Wassermangel leiden, betroffen sind davon vor allem Pakistan, weite Teile Afrikas und große Teile von China und Indien (Schlatzer, 2010, S.116).

Ein paar Fakten und Zahlen: 70 Prozent der globalen Wasserentnahme aus Flüssen, Seen und Grundwasser ist für die Landwirtschaft bestimmt, 20 Prozent für industrielle Prozesse und 10 Prozent wird von privaten Haushalten und Gemeinden konsumiert. (IWMI, 2007; Hertwich, van der Voet et al., 2010).

Der Wasserverbrauch zur Produktion der Nahrungsmittel ist oft schwer messbar und sehr unterschiedlich in verschiedenen Regionen und Produktionsmethoden. In Österreich beispielsweise kommt die Landwirtschaft großteils mit Regenwasser aus, aber Achtung: Viele Lebensmittel werden aus anderen Ländern importiert, vor allem auch die Futtermittel für „österreichisches Fleisch“ oder „österreichische Milch“. Und damit ist auch schon vorweggenommen: Der Wasserverbrauch bei Tierprodukten ist nur zum geringsten Teil das Trinkwasser der Tiere selbst, der Rest ist Wasser, das für Transporte, in den Ställen oder bei der Schlachtung in den Prozessabläufen verbraucht wird, vor allem aber für die Bewässerung der Futtermittel (Schlatzer, 2010, S.121).

Oft wird die gesamte Menge an Wasser, die für alle Prozesse zur Herstellung von Waren oder Lebensmitteln benötigt wird, als „virtuelles Wasser“ bezeichnet. Und während der direkte Wasserkonsum pro Kopf in Industrieländern oft so zwischen 50 und 150 Litern am Tag liegt, ist der Konsum von „virtuellem Wasser“ viel, viel höher, und variiert zwischen 1.000 Litern für eine Minimal-Überlebensdiät und 5.000 Litern pro Person und Tag für eine typische US-amerikanische fleischlastige Ernährung. Eine vegetarische Ernährung braucht mit 2.600 Litern schon deutlich weniger „virtuelles Wasser“ pro Kopf und Tag (Manning, 2008). Eine vegane Ernährung wurde in dieser Studie nicht untersucht.

Wasserverbrauch von Nahrungsmitteln im Vergleich

Der Wasserverbrauch unterschiedlicher Lebensmittel in diversen Untersuchungen. Werte in Liter pro Kilogramm Lebensmittel. Die nicht ausgefüllten Werte wurden in der jeweiligen Studie nicht untersucht.

StudieABCDEFGH
Rindfleisch12.56015.50015.000-70.00043.00015.980-13.50020.700
Schweinefleisch4.5004.860-6.0005.910-4.6005.900
Hühnerfleisch2.4003.9203.500-5.7003.5002.830-4.1004.500
Eier3.5003.340--4.660-2.7003.200
Käse-4.920--5.290---
Soja3.2001.7901.100-2.0002.000-2.3002.7502.500
Öle5.100-------
Kartoffeln230-500-1.500630-160105-
Weizen9801.330900-2.000900-1.1501.1603.600
Gemüse200-------
Früchte500-------

Legende Studien

  • A) Liu und Savenije, 2008 
  • B) Hoekstra und Chapagain, 2006 
  • C) Gleick, 2007 
  • D) Pimentel et al., 2004 
  • E) Chapagain und Hoekstra, 2003 
  • F) Hoekstra und Hung, 2003 
  • G) Zimmer und Renault, 2003 
  • H) Oki et al., 2003 

Input/Output von Fleisch und anderen Tierprodukten

Aus durchschnittlich 7 Kalorien an pflanzlichen Futtermitteln wird 1 Kalorie zu Fleisch, 1 Kalorie zu Schlachtabfällen und 5 Kalorien werden zu Exkrementen. Bevor Menschen also Fleisch essen, sind schon 80 bis 90 Prozent der pflanzlichen Kalorien verloren gegangen. Das macht Fleisch und andere Tierprodukte so verschwenderisch in Bezug auf den Verbrauch von Land und anderen Ressourcen, also z. B. auch Wasser!

Fleischkonsum verbraucht enorm viel Wasser

Die Tabelle in diesem Artikel zeigt einen Vergleich von acht Studien und den Wasserverbrauch für den gesamten Weg der Produktion von einem Kilogramm Lebensmittel. Die großen Schwankungen der Ergebnisse sind auf die unterschiedlichen Produktionsmethoden in den jeweiligen Herkunftsländern der Untersuchungen zurückzuführen. Rindfleisch kommt in diesen acht Studien auf Werte zwischen 12.500 und 70.000 Litern pro Kilogramm für den gesamten Weg der Produktion. Schweinefleisch braucht immerhin noch zwischen 4.500 und 6.000 Liter pro Kilogramm, Hühnerfleisch zwischen 2.400 und 5.700 Liter. Die pflanzlichen Lebensmittel verbrauchen deutlich weniger Wasser, Öle noch am meisten mit 5.100 Liter, aber deren Verbrauch im Haushalt ist ja üblicherweise gering im Vergleich zu anderen Lebensmitteln. Das extrem proteinreiche Soja liegt mit 1.100 bis 3.200 Litern pro Kilogramm auch deutlich unter den Werten von Fleisch, Reis liegt leicht über den Werten von Soja. Kartoffel kommen auf 105 bis 1.500 Liter pro Kilogramm, Gemüse und Frücht in der einzigen Studie, in der sie gemessen wurden, auf lediglich 200 bzw. 500 Liter pro Kilogramm. Das ist bereits nur noch etwa ein Prozent von Rindfleisch.

Oft wird im Zusammenhang mit unserem Wasserverbrauch der Begriff „Wasserfußabdruck“ oder „water footprint“ genannt. Er drückt den persönlichen Wasserverbrauch aus in Abhängigkeit zum Konsumverhalten (Hoekstra und Chapagain, 2006). Das persönlich Essverhalten, und dabei speziell die Höhe des Fleischkonsums sind der Schlüssel, der am meisten den Wasserfußabdruck einer Person bestimmt.

Selbst Greenpeace Schweiz schreibt auf der Greenpeace-Webseite (siehe Link-Tipps):

Weniger Fleisch zu essen, könnte hier Gewaltiges bewegen: Während das Getreide für einen Laib Brot etwa 500 Liter Wasser zum Wachsen braucht, verschluckt ein Brathühnchen in seinem kurzen Leben mindestens die zwölffache Menge, hauptsächlich für den Anbau von Futtermitteln. Ein Kilogramm Rindfleisch ist das Produkt von acht Kilogramm Getreide – und etwa 20000 Litern Wasser. Mit dem Verzicht auf einmal Huhn kann also mehr des kostbaren Nasses gespart werden, als bei täglichem Duschen in einem Monat verbraucht wird. In einem Kilogramm Steak steckt Duschwasser für ungefähr ein Jahr!

Fleischkonsum und Wasserverschmutzung

Neben dem Wasserverbrauch ist auch die Wasserverschmutzung in der Tierproduktion massiv. Die Exkremente der Milliarden Nutztiere übersteigen jene des Menschen deutlich. Aber auch Tierabfälle, Antibiotika, zum Teil Hormone, Chemikalien aus Gerbereien und natürlich auch Düngemittel und Pestizide beim Futtermittelanbau tragen zum Problem der Wasserverschmutzung bei. Die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO schätzt die Nutztierhaltung hier als größte sektorale Quelle für die Wasserverschmutzung ein (Steinfeld et al., 2006). Gülle und Dung enthält hochgradig Stickstoff (unter anderem in Form von Ammonium und Nitrat) und Phosphor. Diese Elemente können leicht ins Grundwasser durchsickern und im Weiterfließen Seen und Wasserstraßen verschmutzen, wo sie das Wachstum von Algenblüten fördern. Diese wiederum verhindern das Einstrahlen von Sonnenlicht und fördern Bakterien, die das Wasser seines Sauerstoffs berauben und dabei – im ärgsten Fall – den gesamten Fischbestand umbringen, wie auch die Gesundheit anderer Tiere der Umgebung in Gefahr bringen. Dieser Prozess ist bekannt als Eutrophierung und die Landwirtschaft ist deren Hauptursache.

Und das ist noch nicht alles

Zwei weitere brisante Themen, die wir diesmal nicht anschneiden, sind Überfischung der Meere und Aquakulturen, mehr dazu unter den Link-Tipps.

Ein Fazit ist schnell gezogen: Eine vegane Lebensweise ist also der ideale Schutz für das Wasser auf der Erde – neben all den anderen positiven Effekten auf die Umwelt, die Welternährung, die Tiere und die eigene Gesundheit!

Ein Artikel von Dr. Kurt Schmidinger, Geophysiker und Lebensmittelwissenschaftler

Ausblick auf das Jahr 2050

Laut dem Umweltausblick der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) über „die Konsequenzen des Nichthandelns“ werden 2050 40 Prozent der Weltbevölkerung in Gebieten leben, in denen Wasserknappheit herrscht. Die Treibhausgasemissionen werden Projektionen zufolge um 50 Prozent zunehmen, was zu destabilisierenden Klimaänderungen führt. Somit dürfte die globale mittlere Erwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Niveau gegen Ende des Jahrhunderts um 3 bis 6° Celsius zunehmen. Die Folgen einer solchen Klimaerwärmung sind fatal: Das Niederschlagsmuster verändert sich, die Gletscher- und Permafrostschmelze verstärken sich, der Meeresspiegel wird angehoben und extreme Wetterlagen wie Flutkatastrophen intensivieren und häufen sich. 2050 sind somit bis zu 200 Millionen Klimaflüchtlinge zu befürchten – zum Teil stammen sie aus den bevölkerungsreichen Deltaregionen des Ganges, Mekong, Nil oder Brahmaputra und anderen Regionen, die durch den Meeresanstieg überflutet sein werden. Die meisten Flüchtlinge kommen jedoch, auf der Suche nach Wasser, aus Zentralasien und Afrika. In Ermangelung an Regen kommt es zu vielen Hungersnöten und Dürren.

Link-Tipp: OECD - Umweltausblick bis 2050

Was Tun? – 6 Tipps

  • Moderne Spülmaschinen verfügen über eine Stopp-Taste, mit der sich viel Wasser sparen lässt. Man kann auch eine gefüllte Pet-Flasche in den Spülkasten legen. Diese nimmt so viel Raum ein, dass pro Spülung 1,5 Liter gespart werden können. 
  • Beim Händewaschen, Duschen und Zähneputzen Wasserhahn zwischendurch zudrehen. 
  • Wasser im Kochtopf minimal halten, damit nur wenig zum Abseihen bleibt. So wird Wasser eingespart und Nährstoffe bleiben besser erhalten. 
  • Waschmaschine und Spülmaschine nie halb beladen laufen lassen: zweimal halb beladen verbraucht auch im Spargang mehr als einmal voll beladen. 
  • Sojagranulat (für faschierte Laibchen oder Sugo) statt Gehackertem verwenden spart nicht nur die Ressource Wasser sondern auch CO² ein. 
  • Die vegane Schnupperwoche ist gratis unter info@vegan.at erhältlich und bietet auf 24 Din-A5 Seiten abwechslungsreiche Rezepte für eine ganze Woche. Natürlich ist sie auf Recyclingpapier gedruckt. 

Film-Tipps

Link-Tipps

Quellen

  1. Chapagain, A.K., Hoekstra, A.Y. (2003). Virtual water trade: A quantification of virtual water flows between nations in relation to international trade of livestock and livestock products. In: Virtual water trade – Proceeding of the international expert meeting on virtual water trade. Delft; 49-76. 
  2. Gleick, P.H. (2007). Critical issues on Water and Agriculture in the United States: New approaches for the 21st Century
  3. Hertwich, E., van der Voet, E., et al. (2010). Assessing the environmental impacts of consumption and production: Priority products and materials, A report of the Working Group on the Environmental Impacts of Products and Materials to the International Panel for Sustainable Resource Management, UNEP. 
  4. Hoekstra, Y. A., Chapagain A.K. (2006). Water footprints of nations: water use by people as a function of their consumption patterns. Water Resources Management 20(1): 35-47. 
  5. Hoekstra, Y.A., Hung, A.Y. (2003). Virtual water trade: A quantification of virtual water flows between nations in relation to international trade of livestock and livestock products. In: Virtual water trade – Proceeding of the international expert meeting on virtual water trade. Delft; 25-47. 
  6. IWMI (2007). Water for food – water for life: A comprehensive assessment of water management in agriculture. London/Colombo, International Water Management Institute and Earthscan. 
  7. Liu, J., Savenije, H.H.G. (2008). Food consumption patterns and their effect on water requirement in China. Hydrology and Earth System Sciences 12, 887-898. 
  8. Manning, L. (2008). The impact of water quality and availability on food production.British Food Journal 110(8): 762-780. 
  9. Oki, T., Sato, M. et al. (2003). Virtual water trade: A quantification of virtual water flows between nations in relation to international trade of livestock and livestock products.In: Virtual water trade – Proceeding of the international expert meeting on virtual water trade. Delft; 221-239. 
  10. Pimentel, D., Berger, B. et al. (2004). Water Resources Agriculture and the Environment.Report 04. College of Agriculture and Life Sciences. Cornell University, New York, 2004. 46 S. 
  11. Schlatzer, M. (2010). Tierproduktion und Klimawandel. Wien, LIT Verlag. 
  12. Schmidinger, K. (2012). Worldwide Alternatives to Animal Derived Foods – Overview and Evaluation Models – Solutions to Global Problems caused by Livestock, Wien, Univ. für Bodenkultur. Dissertation. 
  13. Steinfeld, H., P. Gerber, et al. (2006). Livestock’s long shadow. Environmental issues and options. Rome, Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO). 
  14. Zimmer, D., Renault, D. (2003). Virtual water trade: A quantification of virtual water flows between nations in relation to international trade of livestock and livestock products. In: Virtual water trade – Proceeding of the international expert meeting on virtual water trade. Delft; 93-109.