Veganismus: Die grüne Revolution?

Veganismus: Die grüne Revolution?

09.02.2016

Veganismus wird in vielerlei Hinsicht auch für das akademische Feld immer größere Relevanz zugesprochen. Als „blossoming field of study“ bezeichnet, ergeben sich auch abseits des ernährungswissenschaftlichen Fokus immer neue Perspektiven. Nun nimmt Sarah Wohlfahrter im Rahmen ihrer Masterarbeit Veganer:innen unter die soziologische Lupe.

Veganer:innen aus der soziologischen Perspektive betrachtet

Neben der These der Existenz sogenannter „neuer Veganer“, die abseits vom Birkenstocksandalen tragenden „Öko-Stereotyp“ stehen, liegt das zentrale Augenmerk der Arbeit auf der Art der Entscheidungsfindung zu einer veganen Lebensweise und wie diese im Alltag, nebst sozialem Umfeld und Einflüssen, praktiziert werden kann. Die Frage, ob Veganismus tatsächlich nur ein kurzfristiger Trend ist, oder ob es sich hierbei um einen permanenten sozialen Wandel handelt, wird ebenfalls zur Untersuchung herangezogen. Ergänzend zu den ausgewählten interviewten Personen spricht Obmann der Veganen Gesellschaft Österreich Felix Hnat als Experte von seinem persönlichen Zugang zur Thematik.

Vegan im Alltag und das soziale Umfeld

Grundsätzlich legt die Arbeit die Schlussfolgerung nahe, dass das soziale Umfeld, nicht jedoch die Sozialisation, als tragender Faktor für die Beibehaltung einer veganen Lebensweise ausschlaggebend ist. Auch wenn sich, wie aus den Interviews hervorgeht, gerade neue Veganer:innen zu Beginn der Umstellung ein „dickes Fell“ zulegen müssen, um sich vor gelegentlichen Witzen, Verurteilungen und Anfeindungen nicht einschüchtern zu lassen. Austausch, Unterstützung und Orientierung können für viele in diesem Zusammenhang soziale Netzwerke bieten. Die Vernetzung mit Gleichgesinnten stellt somit ein zentrales Standbein in der Beibehaltung der veganen Lebensweise dar. Diese kann nebst Online-Interaktionen, gerade im urbanen Bereich, zudem auch über die Teilnahme an Events wie der Veganmania, dem Tierrechtskongress, dem Tierschutzlauf, diversen Stammtischen usw. vertieft werden.

Etablierung

Die Präsenz solcher Events und generell von veganen Produkten, Restaurants und der Behandlung der Thematik in der Öffentlichkeit und den Medien sieht der Obmann der Veganen Gesellschaft Österreich Felix Hnat als Kernpunkt in der Etablierung von Veganismus: „Ich glaube, je einfacher die vegane Lebensweise in der Praxis wird und je weiter verbreitet sie ist, desto mehr wird sie sich stärker und weiter verbreiten. Es geht um Normen, es geht um Machbarkeit.“

Veganismus, nur ein Trend?

Die Zunahme und Vergrößerung solcher Veranstaltungen wird immer häufiger dem sogenannten Veggie-Boom zugesprochen, der mit den steigenden Zahlen von vegetarisch und vegan lebenden Menschen korreliert. Aus den Interviews geht zwar hervor, dass dieser Trend grundsätzlich begrüßt wird, jedoch nicht ausschlaggebend für die Entscheidung zur veganen Lebensweise war. Die Beweggründe sind so vielfältig wie die Personen selbst: Neugier, Gewissenhaftigkeit, Konsumbewusstsein, Gesundheit, Ethik und Moral, Tierrechte, Nachhaltigkeit und Umweltschutz bis Zufall decken das Spektrum ab. Hervorzuheben ist dabei auch, dass im Laufe der Zeit neue Aspekte hinzugefügt, oder alte überdacht werden können. Die Entscheidung vegan zu leben wird als eine praktische empfunden, die jeden Tag aufs Neue getroffen und gelebt wird.

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