Studie: Österreicher:innen sind kultiviertem Fleisch gegenüber aufgeschlossen
Studie: Österreicher:innen sind kultiviertem Fleisch gegenüber aufgeschlossen
Die Menschen in Österreich essen immer weniger Fleisch – und sind Alternativen gegenüber aufgeschlossen. Das zeigt eine aktuelle Studie1 des Meinungsforschungsinstituts YouGov, über die das Good Food Institute (GFI) Europe kürzlich berichtete.
Weniger Fleisch …
Im Februar 2024 wurden im Auftrag des international tätigen Meinungsforschungsinstituts YouGov über 1000 Österreicher:innen in einer repräsentativen Online-Umfrage zum Thema Fleischkonsum und zu ihrer Einstellung gegenüber Alternativen zu Fleisch und anderen tierischen Produkten befragt. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 18 Jahren. Offenbar ist sehr vielen Menschen in Österreich bereits bewusst, dass Umwelt, Tiere und die eigene Gesundheit von einer Änderung der üblichen Ernährungsgewohnheiten profitieren: Fast die Hälfte der Befragten gab in der Studie an, in den nächsten zwei Jahren weniger tierische Produkte konsumieren zu wollen. Beinahe 60 % meinen, dass wir als Gesamtbevölkerung derzeit zu viele tierische Produkte essen.
… mehr pflanzlich
Die Umfrage zeigt auch, dass den Menschen Alternativen zum Fleischkonsum durchaus bekannt sind. Pflanzliche Milch- und Fleischprodukte sollen demnach bei jeweils ca. 30 % der Befragten in nächster Zeit häufiger im Einkaufswagen landen. Überdurchschnittlich oft sprechen sich dafür jüngere Personen aus und solche, die sich als Flexitarier:innen einordnen (im Gegensatz zu Allesesser:innen).
Auch die unfaire Höher-Besteuerung von Pflanzenmilch ist einer Mehrheit ein Dorn im Auge: 60 % finden, dass die Mehrwertsteuer für pflanzliche Milchprodukte auf das Niveau des Steuersatzes für Kuhmilch gesenkt werden sollte. Ohne politische Maßnahmen geht es nicht; das ist auch vielen Österreicher:innen klar, die Maßnahmen zur Stärkung von pflanzlichen Alternativen zustimmen, so z. B. der Unterstützung von Landwirt:innen bei der Umstellung auf pflanzliche Proteinquellen (53 % Zustimmung), einer Förderung von pflanzlichen Produkten in der Gemeinschaftsverpflegung (Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern etc.; 50 % Zustimmung) und der vermehrten Forschung zu pflanzlichen Alternativen (44 % Zustimmung).
Neugier auf Alternativen
Neben pflanzlichen Fleischalternativen rückt kultiviertes Fleisch zunehmend in den Fokus der Aufmerksamkeit. In Europa setzt sich das Good Food Institute (GFI) Europe, eine internationale Nichtregierungsorganisation, für ein nachhaltiges, sicheres und gerechtes Ernährungssystem ein und forscht und informiert im Bereich der alternativen Proteine (d. h. Proteinquellen abseits von Tierfleisch, z. B. pflanzenbasiertes, kultiviertes oder durch Fermentation gewonnenes Fleisch). Kultiviertes Fleisch entsteht in der sogenannten zellulären Landwirtschaft aus tierischen Zellkulturen, die einem Tier schmerzfrei entnommen werden. Die Zellprobe wird in einem Fermenter unter Beigabe von Nährlösung kultiviert und die fertige Masse kann zu Produkten wie Schnitzel oder Wurst verarbeitet werden.
Somit ist kultiviertes Fleisch in seiner Zusammensetzung identisch mit dem Fleisch von Tieren, das derzeit gegessen wird – jedoch muss kein Tier dafür geschlachtet werden. Dieses Konzept ist für viele noch eher unbekannt, doch knapp 60 % der Befragten gaben an, davon schon gehört zu haben. Ob sie es auch ausprobieren würden? Das bejahten in der Umfrage durchschnittlich 42 %, bei den unter 35-Jährigen sogar über 50 %.
Kultiviertes Fleisch aus Österreich?
Zwei Drittel stimmten der Zulassung von kultiviertem Fleisch als Nahrungsmittel in Österreich zu, sofern es von den Lebensmittelbehörden als sicher und nahrhaft eingestuft wurde. 57–87 % der Befragten (je nach Wähler:innengruppe) stimmten der Aussage zu, dass sich die Politik bei der Zulassung vorrangig von den Empfehlungen der Behörden für Lebensmittelsicherheit leiten lassen sollte. (Die Parteipräferenz der Befragten wurde anhand der Frage nach der aktuellen Wahlabsicht ermittelt.) Mit der Zulassung stünde den Menschen die Möglichkeit offen, Alternativen zu herkömmlichen Fleischprodukten zu wählen.
Eine ähnlich hohe Zustimmung (durchschnittlich weit über zwei Drittel der Studienteilnehmer:innen) gab es zur Herstellung von kultiviertem Fleisch in Österreich, um die heimische Wirtschaft durch innovative Produkte zu stärken. Pflanzliche Alternativen und kultiviertes Fleisch können somit, abgesehen von den offensichtlichen Vorteilen für Umwelt und Tiere, auch wirtschaftlich eine vielversprechende Wahl für die Zukunft sein.
Quelle:
1 YouGov-Umfrage in Österreich: GFI-Überblick über alle Ergebnisse
Weitere lesenswerte Informationen:
Good Food Institute Europe
Nachschau unseres Online-Talks „Für unsere Gesundheit: Pflanzliche Fleischalternativen im Fokus“