Tierrechte und Veganismus im Zentrum akademischer Studien

Tierrechte und Veganismus im Zentrum akademischer Studien

26.07.2016

Weg von der Straße, rein in die Uni?

Der Universität eilt manchmal der Ruf eines „Elfenbeinturms“ voraus, sie kümmere sich also lediglich um die eigene Forschung und habe mit gesellschaftlichen Anliegen oder dem Austausch mit der Gesellschaft wenig am Hut. Immer wieder sind es jedoch soziale Bewegungen, die ihren Weg an die Universitäten finden und dort in Form von wissenschaftlichen Fächern Wurzeln schlagen – wie beispielsweise die Gender Studies, die sich aus der Frauenbewegung entwickelt haben.

Auch die Beschäftigung mit Tierrechten findet seit einigen Jahren ihre wissenschaftliche Entsprechung in den Human-Animal Studies (kurz HAS), einem interdisziplinären Forschungsfeld, das sich mit den Beziehungen und Verhältnissen zwischen nichtmenschlichen und menschlichen Tieren befasst. Zugegebenermaßen steckt das Fach – obwohl bereits seit mehreren Jahrzehnten im englischsprachigen Raum präsent – in den deutschsprachigen Ländern definitiv noch in den Kinderschuhen. Die steigende Zahl der Publikationen, Konferenzen und Seminare zum Thema zeigt aber deutlich, dass bei Studierenden und Lehrenden großes Interesse an der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Tier besteht. Dabei müssen sich Interessierte nicht auf eine spezielle Disziplin beschränken, denn in jedem universitären Fach können Tiere eine Rolle spielen; nicht nur in der Biologie, sondern beispielsweise auch in der Psychologie, die sich mit den psychologischen Mechanismen des Fleischessens beschäftigen kann, oder in der Geschichte, die erstmals auch Tiere als geschichtliche Akteur:innen betrachtet.

Tierrechte und Wissenschaft sind also nicht mehr getrennt, sie können Hand in Hand gehen – und die Wissenschaft kann Erkenntnisse zur Verfügung stellen, die in der praktischen Arbeit für Tierrechte und Veganismus von Nutzen sind. 

Human-Animal Studies in Innsbruck

Ursprünglich aus einer Studierendeninitiative heraus entwickelte sich in Innsbruck ein HAS-Forschungsteam aus Professor:innen und Studierenden. Den Auftakt machte 2012 eine äußerst gut besuchte Ringvorlesung zu HAS, welche die hohe Aktualität des Themas vor Augen führte und viele Menschen zur weiteren Beschäftigung mit dem Mensch-Tier-Verhältnis animierte. Mittlerweile fanden bereits zwei Ringvorlesungen, mehrere vertiefende Seminare, ein Symposium und ein internationaler Kongress zu Human-Animal Studies statt. Ein besonders wichtiges Anliegen ist das Publizieren von hochwertiger deutschsprachiger Forschungs- und Lehrliteratur, die das Fach im deutschsprachigen Raum besser verankert. Bisher erschienen zwei Sammelbände des Innsbrucker HAS-Teams.

Die nächsten Projekte:

Ringvorlesung zu Human-Animal Studies ab Herbst 2017 Publikation eines einführenden Lehrbuchs für Studierende im UTB-Verlag: „Human-Animal Studies. Eine Einführung.“ (2017, Arbeitstitel) 

Human-Animal Studies in Salzburg

Von Oktober bis Februar fand auch an der Universität Salzburg zum ersten Mal eine Human-Animal-Studies-Ringvorlesung statt. Das Projekt der ÖH Salzburg und der Arbeitsgemeinschaft !MUT fand unter den Studierenden großen Anklang und stellt in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Tierrechte einen Meilenstein in der Salzburger Universitätsgeschichte dar. Neben spannenden Vorträgen von z. B. DDr. Martin Balluch und Prof. Gabriela Kompatscher wurde den Studierenden zudem ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit Filmvorführungen, Diskussionsrunden und veganen Kochkursen angeboten. Auch außerhalb des Hörsaals hat sich an der Uni Salzburg etwas getan! Kurz vor der Ringvorlesung wurde die SaVt (Studentische Arbeitsgruppe für Veganismus und Tierrechte) gegründet, welche sich auch gleich an der Organisation des Rahmenprogramms maßgeblich beteiligt hat. Die Gruppe von Studierenden setzt sich im universitären Umfeld aktiv für die Themen Veganismus und Tierrechte ein, organisiert Infostände, Veranstaltungen und Kochkurse sowie gemeinsame Freizeitaktivitäten für ihre Mitglieder.

Forschungsstelle für Ethik und Wissenschaft im Dialog in Wien

Bereits seit vielen Jahren lädt die Forschungsstelle für Ethik und Wissenschaft im Dialog (FEWD) an der Universität Wien renommierte Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt ein, um über ihre Forschungsergebnisse aus den Bereichen Tierrechte und Veganismus zu referieren. Beheimatet am Institut für Philosophie liegt der Schwerpunkt der Forschungsstelle bei philosophischen Aspekten. Neben mehreren Vorträgen und einem Symposium, auf dem unter anderem mit dem bekannten Tierrechtsphilosophen Gary Steiner der Personenstatus von Tieren und ein veganer Humanismus diskutiert wurden, fand 2016 bereits ein Workshop zum Thema Human-Animal-Studies statt. Im Juni organisierte die FEWD außerdem den Geburtstag des Begründers der modernen Tierrechtsbewegung, Professor Peter Singer.

Veganismus im Studiengang Diätologie

Auch an der FH werden Veganismus und Tierrechte zunehmend thematisiert. Mit Unterstützung der Veganen Gesellschaft Österreich werden die Diätologie-Studierenden der FH Campus Wien umfassend über Hintergründe und gesundheitlichen Auswirkungen veganer Ernährung informiert. Ebenso wird das weltweit erste Bachelorstudium, das sich ausschließlich mit veganen Produkten, deren Vertrieb und ethischen Aspekten beschäftigt,ab Oktober an einer FH an verschiedenen deutschen Studienorten angeboten.