Interview mit dem SPAR-Vorstand zum Veganuary

Interview mit dem SPAR-Vorstand zum Veganuary

15.01.2024

Anlässlich des Veganuary haben wir mit Mag. Markus Kaser, dem Vorstand von SPAR, ein Interview geführt. Laut einem Artikel in Vegconomist hat sich der Umsatz von SPAR Veggie in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Wir haben mit ihm über Preispolitik, die höhere Mehrwertsteuer auf Pflanzenmilch, pflanzliches Eiweiß und die Zukunftspläne von SPAR gesprochen.

Stichwort Preispolitik: Einer ihrer Mitbewerber kündigte an, bei 20 Produkten seiner vegetarisch-veganen Eigenmarke die Preise zu senken. Darf man sich bei SPAR Veggie in nächster Zeit über ähnliches freuen?

Die Preise unserer 120 SPAR-Veggie-Produkte sind immer fair. Gerade im Plant-based-Segment setzen wir auf ganz viel Österreich; hier auch auf viele junge, dynamische Unternehmen. Wenn sich Rahmenbedingungen bei der Herstellung ändern, also zum Beispiel Energiekosten sinken, kann man sich darauf verlassen, dass wir die gesunkenen Preise an unsere Kunden und Kundinnen weitergeben.

Und eigene Plant-based-Supermärkte?

Unser vegetarisch-veganes Sortiment umfasst insgesamt, je nach Geschäftsgröße, bis zu 4.000 Artikel (SPAR Veggie, Markenartikel, Exklusivmarken sowie Obst und Gemüse). Deshalb ist ein eigener Plant-based-Supermarkt für uns kein Thema. Wir verstehen uns als vollsortierte Supermärkte, in denen alle das finden, was sie gerne essen.

Sie kennen das Mehrwertsteuer-Dilemma bei Pflanzendrinks: 20 % Steuer auf Haferdrink und 10 % auf Kuhmilch. Das trifft logischerweise auch Menschen mit Laktoseallergie und -unverträglichkeit. Wie stehen Sie dazu?

Die Frage müsste ich eigentlich an den Finanzminister weitergeben, aber ich kenne und verstehe das Dilemma natürlich und habe als Händler auch eine klare Meinung dazu – und die heißt: Angleichen!

Wir als Plattform für einen veganen Lebensstil bemerken ein zunehmendes Interesse, auch aus der berühmten „Mitte der Bevölkerung“. Auch Familien, die schlichtweg weniger Fleisch pro Woche konsumieren möchten, interessieren sich immer mehr für unsere Arbeit, vor allem aber auch für unsere pflanzenbasierten Rezeptideen und die Produktvielfalt, die es mittlerweile auch dank SPAR gibt und die wir gerne kommunizieren. Der Bedarf an Eiweiß aus nichttierischen Quellen wird dadurch aber dauerhaft steigen. Sehen Sie hier wichtige Veränderungen auch auf der Seite der Landwirtschaft, Stichwort Erbse?

Auch wir beobachten seit einem guten Jahrzehnt zunehmendes Interesse im Bereich pflanzenbasierter Ernährung, eben nicht nur von Menschen, die deklariert vegetarisch oder vegan leben, sondern vielmehr aus der breiten Bevölkerung. Wir nennen sie schlicht „Flexitarier“, ein Begriff, der auch auf mich zutrifft.

In unseren eigenen Produktionsbetrieben setzen wir stark auf Erbsenprotein. Aktuell arbeiten wir an rund zehn Produkten, die daraus entstehen. Landwirtschaftliche Betriebe werden diesen neuen Absatzmarkt nicht unbearbeitet lassen. Hier werden wir viel Bewegung erleben. Schlussendlich wird bei der Antwort auf die Frage nach der idealen pflanzlichen Eiweißquelle auch der Klimawandel ein Wörtchen mitzureden haben. Denn wir wissen, dass Regionalität in Sachen pflanzlicher Ernährung ganz wichtig für die Kundschaft ist. Und das ist gut so, weil es Wertschöpfung und Versorgungssicherheit im eigenen Land bedeutet. In Österreich wird sich also jene Frucht durchsetzen, die auf lange Sicht auch in unseren Breiten wächst.

SPAR ist 2024 erstmals offizieller Partner des Veganuary. Gleichzeitig sind Sie mit ihren TANN-Betrieben auch einer der größten fleischverarbeitenden Betriebe Österreichs. Vielmehr noch: In den TANN-Betrieben in Niederösterreich und Kärnten stellen Sie den rein pflanzlichen Leberkäse her, der ab sofort in allen Heißen Theken zu finden ist. Wie passt das?

Das passt hervorragend. Wir handeln aufgrund der Bedürfnisse und Wünsche unserer Kund:innen – das gilt auch für die TANN. Viele Prozesse und Prozessschritte ähneln sich und das Können unserer Mitarbeitenden ist groß, sodass wir auch für unsere pflanzenbasierten Produkte auf das Lebensmittel-Know-how unserer TANN-Betriebe setzen können. Die Voraussetzung ist natürlich die klare Trennung der beiden Bereiche. In den TANN-Werken in St. Pölten (Niederösterreich) und Wernberg (Kärnten) arbeiten wir auf allerhöchstem Niveau und testen regelmäßig neue Produkte, sowohl im Fleisch- als auch im Plant-based-Bereich. Übrigens gibt es den veganen Leberkäse ab Mitte Februar nicht mehr nur in ausgewählten Heißen Theken, sondern flächendeckend in ganz Österreich in der Selbstbedienung zu kaufen. Dadurch können Kund:innen ihn zuhause selbst aufbacken.

Sie haben Starkoch Paul Ivić 2022 als Ideengeber und Sparring-Partner aus dem Hut gezaubert. Wir waren bei der Pressekonferenz und glauben, einen guten, persönlichen Draht zwischen Ihnen festgestellt zu haben. Wo liegen da die Schnittmengen, abgesehen davon, dass sie beide aus Tirol stammen?

Neben unserer Heimat verbindet uns vor allem der nachhaltige Genuss. Uns beiden sind gesellschafts- und umweltpolitische Aspekte in der Ernährung und beim Kochen ein großes Anliegen: Also nichts zu verschwenden, auf die regionale Herkunft der Produkte zu achten, die Saisonalität zu respektieren und die heimische Landwirtschaft, vorzugsweise biodynamisch, sowie kleine Manufakturen zu fördern.

Lebensmittelhandel ist immer Trends und Strömungen unterworfen, weshalb gerade die Frage nach den mittelfristigen Plänen oft schwierig zu beantworten ist. Also konzentrieren wir uns auf morgen und die nächsten Jahre: Was sind die kurzfristigen Ziele, Projekte und Produkte, an denen Sie arbeiten?

Wie bereits angesprochen, bringen wir unseren veganen Leberkäse Mitte Februar flächendeckend in ganz Österreich in die Selbstbedienung. Außerdem arbeiten wir stetig daran, unser Produktsortiment an veganen und vegetarischen Eigenmarkenprodukten zu erweitern. Hier kooperieren wir 2024 wieder mit tollen Exklusivmarken, die unser Sortiment optimal ergänzen.

Gibt es ein großes Ziel, eine Strategie für SPAR Veggie und darüber hinaus das gesamte vegetarisch-vegane Sortiment bei SPAR?

Also, wenn Sie mich so fragen, dann wäre das Ziel, dass SPAR Veggie weiterhin die beliebteste Veggie-Eigenmarke Österreichs bleibt.

Haben Sie ein pflanzliches Lieblingsprodukt, das regelmäßig auf Ihrem Teller landet?

Ich bin ein großer Fan aller Gemüsesorten, die in der italienischen und levantinischen Küche gerne verkocht werden – Melanzane, Zucchine, Tomaten, Paprika und Brokkoli.

Vielen Dank für das Interview!

 

Veranstaltungstipp: Genussreise im INTERSPAR am Schottentor

Am 25.01.2024 findet von 16 bis 20 Uhr eine kulinarische Genussreise mit rein veganen Highlights im INTERSPAR am Schottentor (Schottengasse 6–8, 1010 Wien) statt. Neben 15 Genussstationen gibt es einen erfrischenden Aperitif und Tanzmusik von einem DJ-Duo sowie Führungen durch das historische Gebäude. Mehr Infos gibt es hier.