Legen Hühner nicht sowieso Eier?

Legen Hühner nicht sowieso Eier?

27.06.2022

Wie Sie Hühnern und Küken das Leben retten können!

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Gackernde Hühner, die in kleinen Gruppen auf einem Bauernhof umherlaufen? Die Realität sieht leider anders aus: Die Haltung von Hühnern zählt zu den am stärksten industrialisierten Bereichen der Landwirtschaft und keine andere am Land lebende Tierart wird derart stark ausgebeutet. Weltweit werden jährlich über 70 Milliarden Hühner geschlachtet (1)!

Warum unterscheidet man „Masthühner“ und „Legehennen“?

Hühner werden heute auf eine Nutzungsart – Fleisch oder Eier – gezüchtet. „Masthühner“ nehmen rasant zu und erreichen nach etwa einem Monat ihr Schlachtgewicht. „Legehennen“ hingegen sollen Höchstmengen an Eiern produzieren. Nach 4 Monaten beginnen die Hühner Eier zu legen. Durch das zuchtbedingte häufige Eierlegen leiden sie meist an Erkrankungen der Legeorgane, Osteoporose und Knochenbrüchen. Wildlebende Hühnerarten legen hingegen nur wenige Dutzend Eier pro Jahr. Nach intensiven 12-14 Monaten und über 300 gelegten Eiern sind „Legehennen“ körperlich ausgelaugt. Da ihre Legeleistung nachlässt, werden sie mit diesem Alter geschlachtet – lange vor ihrer natürlichen Lebenserwartung (2).

Welches Schicksal erwartet männliche Kücken?

Kücken kommen in Brütereien zur Welt ohne jemals ihre Mutter kennenzulernen. Bei den „Legehennenrassen“ werden sie nach dem Schlüpfen nach ihrem Geschlecht sortiert. Dabei sind die männlichen Kücken für die Landwirtschaft wenig interessant, da sie keine Eier legen und im Vergleich zu „Masthühnern“ nur langsam zunehmen. Aus diesem Grund wurden bis vor kurzem jährlich über 9 Millionen Kücken an ihrem ersten Lebenstag vergast (3). Durch eine Branchenvereinbarung sollen sie nun entweder als Kücken an Zootiere verfüttert oder als Junghähne nach ein paar Monaten getötet werden. So oder so erwartet sie ein gewaltvolles Ende.

Wie lebt ein Huhn in der Landwirtschaft?

In der Bodenhaltung, der häufigsten Haltungsform in Österreich, dürfen 6.000 Individuen pro Halle gehalten werden und 7 bis 9 Hennen müssen sich einen Quadratmeter teilen. In der Freilandhaltung gelten dieselben Anforderungen für den Innenbereich. Pro Henne muss zusätzlich ein Auslauf von 8 Quadratmeter im Freien gegeben sein (4). Aufgrund hoher Besatzdichten, mangelnder Bewegungsfreiheit und fehlender Beschäftigungsmöglichkeiten kommt es zu physischen und psychischen Problemen, die von Langeweile und Aggressivität bis zu Federpicken und Kannibalismus reichen (2). Statt die Ursachen des Problems zu bekämpfen, wird zu Maßnahmen wie dem Schnabelkürzen gegriffen – was in den ersten Lebenstagen sogar ohne Betäubung erlaubt ist (4).

Warum essen wir noch immer Käfigeier?

Die Käfighaltung von Legehennen ist in Österreich seit 2009 und in der restlichen EU seit 2012 verboten. Sogenannte ausgestaltete Käfige, die kaum eine Verbesserung darstellen, sind in der EU nach wie vor erlaubt. In den meisten EU-Ländern ist kein Verbot in Sicht. Da die Lebensmittelindustrie und Gastronomie, im Gegensatz zum Handel, keiner Kennzeichnungspflicht der Eier unterliegen und Eier aus Käfighaltung importiert werden dürfen, konsumieren Österreicher:innen in Restaurantspeisen, Fertig- und Backwaren häufig Käfigeier ohne es zu ahnen (6).

Gesundheit

Eier gelten als hervorragende Quelle von Proteinen, die nicht zufällig auch Eiweiß genannt werden. Der Mythos, dass Eier und Fleisch für eine adäquate Proteinversorgung und insbesondere für den Muskelaufbau essentiell wären, blieb lange Zeit bestehen. Doch mit einer gut geplanten, veganen Ernährung können alle Nährstoffbedürfnisse bestens gedeckt werden. Hülsenfrüchte, Sojaprodukte, Getreide, Nüsse und Samen sind ausgezeichnete Quellen pflanzlichen Proteins. Eier hingegen enthalten neben Protein auch hohe Mengen Cholesterin und als ungesund geltende gesättigte Fettsäuren.

Umwelt

Die Produktion von tierischen Lebensmitteln trägt entscheidend zu Umweltproblemen – wie Klimawandel, Wasserknappheit und Artensterben – bei (7). Hühner werden zu einem großen Teil mit Soja gefüttert. Weltweit landen etwa 80 % der Sojaernte in den Futtertrögen von Tieren (8). So steht der Konsum von Fleisch und Eiern in einem direkten Zusammenhang mit Waldrodungen, etwa des südamerikanischen Amazonas-Regenwaldes. Eine umweltfreundliche Alternative sind Hülsenfrüchte: Die Treibhausgasemissionen und der Wasserbedarf sind im Vergleich zu Fleisch und Eiern wesentlich geringer (9) (10).

Pflanzliche Alternativen

Beim Kochen und Backen können Eier einfach durch pflanzliche Lebensmittel ersetzt werden. Je nachdem, ob Geschmack, Farbe, bindende oder auflockernde Eigenschaften von Eiern in einer Speise gewünscht sind, eignen sich unterschiedliche Alternativen. Rezepte für vegane Eierspeise, Omeletts, Torten und Kuchen finden sich unter www.vegan.at/kochen-ohne-ei

Geschmack
- Kala Namak (Schwarzsalz)

Farbe
- Kurkuma

Eischnee
- Aquafaba (aufgeschlagene Abtropfflüssigkeit von Kichererbsen)

Binden und Auflockern
- Fertiger Ei-Ersatz (z.B. MyEy)
- 1 EL Sojamehl, Johannisbrotkernmehl oder Stärke + 1 EL Wasser
- 1/2 zerdrückte Banane
- 2 EL Apfelmus

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Quellen

(1) FAO. 2022. Crops and livestock products. http://www.fao.org/faostat/en/?#data/QCL (Zugegriffen: 25.03.2022).

(2) Wolfschmidt, M. (2016). Das Schweinesystem: Wie Tiere gequält, Bauern in den Ruin getrieben und Verbraucher getäuscht werden. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag.

(3) Statistik Austria (2022). Geflügelproduktion. Wien: Statistik Austria.

(4) Statistik Austria (2021). Versorgungsbilanz für Eier. Wien: Statistik Austria.

(5) Statistik Austria (2021). Versorgungsbilanz für Geflügel nach Arten. Wien: Statistik Austria.

(6) Greenpeace (2018). Nachhaltigkeit im Test. Versteckte Käfigeier in verarbeiteten Produkten. www.greenpeace.at/assets/uploads/pdf/presse/FactSheet_Versteckte%20Eier.pdf (Zugegriffen: 27.06.2022)

(7) Food and Agriculture Organization of the United Nations (2006). Livestock’s long shadow. Environmental issues and options. Rom: FAO.

(8) WWF (2016). Soja: Wunderbohne mit riskanten Nebenwirkungen. www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/produkte-aus-der-landwirtschaft/soja/soja-wunderbohne-mit-riskanten-nebenwirkungen/ (Zugegriffen: 27.06.2022)

(9) Poore, J. & Nemecek, T. (2018). Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Science, 360: 987-992.

(10) Mekonnen, M. & Hoekstra, A. (2012). A Global Assessment of the Water Footprint of Farm Animal Products. Ecosystems, 15: 401-415.