Earth Overshoot Day - Ab 29. Juli leben wir über der Kapazität der Erde!

Earth Overshoot Day - Ab 29. Juli leben wir über der Kapazität der Erde!

29.07.2019

Derzeit verbrauchen wir 50 Prozent mehr Ressourcen als die Erde zur Verfügung stellen kann, wir leben also zu Lasten endlicher Reserven und zukünftiger Generationen. Der Ressourcenverbrauch ist global sehr ungleich verteilt. Zum Beispiel hat die EU verglichen mit Indien relativ wenige Einwohner (510 Millionen bzw. 1,2 Milliarden), doch der ökologische Fußabdruck und somit der Ressourcenverbrauch ist bei Einwohner:innen der EU fünf Mal so groß (4,7 gha bzw. 0,9 gha)! 

Der ökologische Fußabdruck – Leben wir innerhalb der Grenzen des Planeten?

Der ökologische Fußabdruck gibt an, welche Flächen auf der Erde notwendig sind, um den jeweiligen Lebensstandard eines Menschen, einer Nation usw. zu erhalten. Es werden alle Flächen beachtet, die zur Erzeugung von Ernährung, Energie und anderen Gütern (z.B. Kleidung, Verkehrsmittel, Häuser) benötigt werden. Auch die Ressourcen zur Abfallbeseitigung werden miteinberechnet. Gemessen wird der Fußabdruck in Globalen Hektar. Der ökologische Fußabdruck wird in Relation zur Biokapazität gesetzt, also die für einen Menschen verfügbaren Land- und Wasserflächen.

Insgesamt überschreitet der derzeitige globale Ressourcenverbrauch die Biokapazität der Erde um ein Vielfaches: Pro Person werden durchschnittlich derzeit 2,7 gha verbraucht, es stehen allerdings nur 1,8 gha zur Verfügung. Die Biokapazität der Erde nimmt seit einigen Jahren kontinuierlich ab, da wir immer mehr endliche Ressourcen verbrauchen. Je wohlhabender eine Nation ist, desto höher ist auch meist ihr ökologischer Fußabdruck. Die reichsten 20 Prozent verbrauchen derzeit 80 Prozent der Ressourcen.

Kurz und bündig erklärt:

„Wenn alle Menschen so konsumieren würden wie...“

Im Durchschnitt benötigt ein:e Österreicher:in 5,20 Globalhektar. Unser Fußabdruck ist verglichen mit dem globalen Durchschnitt groß, verglichen mit der ökologischen Tragfähigkeit der Erde sogar viel zu groß. Wenn alle Menschen so viel konsumieren würden wie in Österreich, bräuchten wir drei Planeten, um unsere Ressourcen herzustellen und Abfälle zu beseitigen. Da die Bevölkerung anderer Planeten doch sehr unrealistisch ist, haben wir für eine gerechtere Ressourcenverteilung und einen reduzierten Ressourcenverbrauch zu sorgen.

Unterschiedliche Ernährung – sehr unterschiedlicher Ressourcenverbrauch

Eine bedeutende Rolle für den ökologischen Fußabdruck spielt die Ernährung – im Durchschnitt benötigen wir ein Viertel der Ressourcen (1,25 von 5,20 gha) für die Produktion unserer Lebensmittel. Da tierische Lebensmittel besonders ressourcenintensiv sind, kann mit einer veganen Ernährung der ökologische Fußabdruck erheblich gesenkt werden. Etwa 80 Prozent der ernährungsbedingten Ressourcen entfallen auf die Produktion tierischer Lebensmittel.

Durch den Verzicht auf tierische Lebensmittel können wertvolle Ressourcen geschont werden. So sind bis zu 16 kg Getreide notwendig um 1 kg Fleisch herzustellen. Durch diese sogenannten „Veredelungsverluste“ gehen 15 kg Lebensmittel verloren. Vegane Ernährung rettet somit nicht nur Leben, sondern auch Ressourcen. Die global verfügbaren Lebensmittel würden für 10 Milliarden Menschen reichen. Dennoch leiden 800 Millionen an Hunger. Besonders bedenklich ist, dass weltweit 50 Prozent des Getreides und 85 Prozent des Sojas als Tierfutter verwendet werden. Die Tierhaltung verursacht nicht nur etwa 20 Prozent aller Treibhausgase und heizt dadurch den Klimawandel entscheidend an, sondern ist auch eine der treibenden Faktoren des Biodiversitätsverlustes und der Regenwaldzerstörung.

Eine vegane Ernährung spart verglichen mit einer omnivoren täglich ...

  • 4.200 Liter Wasser
  • 9 kg CO2-Äquivalente
  • 20 kg Getreide
  • 3 m2 Wald

Berechne Deinen ökologische Fußabdruck

Innerhalb weniger Minuten kann mit dem Rechner zum ökologischen Fußabdruck des BMLFUW berechnet werden, wie viele Globalhektar man für seinen persönlichen Lebensstil benötigt. Unterschieden werden die Bereiche Wohnen, Ernährung, Mobilität und Konsum.

Earth Overshoot Day

Der Earth Overshoot Day oder auch Welterschöpfungstag gibt jenen Tag im Jahr an, ab dem der Ressourcenverbrauch die Kapazität der Erde übersteigt. Es lässt sich ein bedrohlicher Trend feststellen, denn der Welterschöpfungstag tritt jedes Jahr früher ein. Im Jahr 2019 waren die Ressourcen am 29. Juli aufgebraucht. Bis zum Jahresende leben wir von den Reserven der Erde – man kann sich dies anhand eines Bankkontos vorstellen: Man kann einige Zeit von Ersparnissen oder Krediten leben, doch irgendwann kommt der Zahltag.

Exkurs – Das Konzept der ökologischen Tragfähigkeit

Das Konzept der Tragfähigkeit stammt aus der Ökologie und beschreibt, wie viele Individuen einer Art langfristig in einem Lebensraum existieren können ohne durch ihren Ressourcenverbrauch zukünftige Generationen zu behindern. Der Begriff Lebensraum kann eng oder weit gefasst sein – er reicht von Mikroökosystemen wie Baumstämmen und Wasserlaken, bis zu Wäldern und Seen und dem ganzen Planeten.

Bevölkerungswachstum und Ressourcenverbrauch sind in den letzten Jahrzehnten sehr stark gestiegen. Wir nähern uns in bedrohlich rasantem Tempo der ökologischen Grenzen der Erde, die auch die Populationsgröße der Menschen begrenzen. Das Konzept der ökologischen Tragfähigkeit wird bei Anwendung an die menschliche Population angepasst, soziale Komponenten werden miteinbezogen – es soll nicht berechnet werden, wie viele Menschen auf der Erde überleben können bis Hunger und Krankheit die Anzahl auf ein ökologisches Gleichgewicht dezimiert, sondern wie viele Menschen in Würde und unter Erfüllung bestimmter Grundrechte auf dem Planeten leben können.