20 Jahre V-Label in Österreich – Die Vergangenheit und Zukunft des veganen Gütesiegels

20 Jahre V-Label in Österreich – Die Vergangenheit und Zukunft des veganen Gütesiegels

12.12.2022

Hierzulande feiert das V-Label heuer einen runden Geburtstag. Seit 2002 vergibt die Vegane Gesellschaft das Gütesiegel an vegane und vegetarische Produkte. Wir werfen daher einen Blick auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des weltweit führenden Gütesiegels im Veggie-Bereich.

Geburtsort Schweiz – wie das V-Label von unserem Nachbarland in die Welt kam

Am Ende des 20. Jahrhunderts stieg mit der Anzahl an Vegetarier:innen und Veganer:innen auch die Notwendigkeit einer klaren und verlässlichen Kennzeichnung von vegan-vegetarischen Lebensmitteln. Unsere Schwesterorganisation Swissveg (damals noch als Schweizerische Vereinigung für Vegetarismus) entwickelte 1996 erste Richtlinien für die Deklaration von Veggie-Produkten. Ein Jahr später wurden Fleischalternativen als erste Produkte zertifiziert: Das V-Label war geboren. Renato Pichler, Initiator des Gütesiegels und Präsident von Swissveg, präsentierte das Projekt 1999 am Europäischen Vegetarier:innen-Kongress.

Seitdem wird das V-Label von vegan-vegetarischen Organisationen weltweit vergeben. In Österreich ist die Vegane Gesellschaft für die Zertifizierung mit dem V-Label berechtigt, das hierzulande vor zwanzig Jahren von unserem Obmann Felix Hnat eingeführt wurde. Daher kümmern sich er und das restliche V-Label-Team, das mittlerweile auf fünf Personen gewachsen ist, als Expert:innen in den Bereichen Wirtschaft und Lebensmitteltechnologie um das Gütesiegel und seine Vergabe.

Kriterien und Kontrolle – Was hinter dem V-Label steckt

Das V-Label zählt im deutschsprachigen Raum mittlerweile nicht nur zu den vertrauenswürdigsten, sondern auch zu den dynamischsten und trendigsten Gütesiegeln. Doch wofür steht es und wie wird kontrolliert? Grundsätzlich wird das Gütesiegel in den Kategorien „vegan“ und „vegetarisch“ vergeben und durch einen gelben Kreis und ein grünes V mit blättriger Spitze dargestellt.

Zurück zum Gütesiegel: Möchte ein Unternehmen seine Produkte zertifizieren lassen, muss es seine Rezepturen inklusive aller Inhalts- und Hilfsstoffe offenlegen. Bei kritischen Stoffen sehen wir besonders genau hin und verlangen Nachweise über die Herkunft der Rohstoffe. Zudem führen wir Audits durch und vergewissern uns vor Ort, ob alle Vorschriften eingehalten werden. Doch warum wird ein Gütesiegel überhaupt benötigt? Derzeit gibt es keine gesetzlichen Definitionen zu „vegan“ und „vegetarisch“. Die Deklarationen auf Produkten sind zudem oft schwer verständlich und unvollständig. Das Gütesiegel garantiert daher durch einheitliche Kriterien und Kontrollen, dass nur Produkte, für die keine tierlichen Stoffe eingesetzt wurden, das V-Label „vegan“ tragen dürfen.

„Seitdem wir das V-Label vor 20 Jahren in Österreich eingeführt haben, ist sehr viel geschehen. Nicht nur die Qualität und Quantität von Plant-based-Produkten ist explosionsartig gewachsen, auch die Zertifizierung mit dem V-Label ist mittlerweile zu einem wichtigen Erfolgsfaktor für Unternehmen geworden. Ich freue mich außerordentlich, dass ich das V-Label von Anfang an begleiten konnte!“ – Felix Hnat

Von Food zu Non-Food – Wie das V-Label immer mehr Bereiche umfasst

Nachdem wir in den ersten Jahren etwa 100 Produkte zertifiziert haben, ist der Boom an vegan-vegetarischen Produkten vor allem seit den 2010er-Jahren stark spürbar. Mit dem heutigen Tag sind hierzulande über 8.000 Produkte zertifiziert, weltweit sind es über 50.000 aktive Lizenzen. Das V-Label hat sich dabei im Lebensmittelbereich zum Marktführer bei vegan-vegetarischen Gütesiegeln entwickelt und ist aus den Einkaufsregalen nicht mehr wegzudenken. Alle großen Supermarktketten, also Spar, Billa, Hofer, Lidl und Penny, zertifizieren ihre vegan-vegetarischen Eigenmarken mit dem V-Label.

Damit nicht genug: Das V-Label ist auch in der Gastronomie sowie für Textilien, Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmittel erhältlich. Cateringunternehmen wie Brok und DoN sowie Fast-Food-Ketten wie Burger King erkennen, dass das V-Label ein Gütesiegel am Puls der Zeit ist. Textilhersteller:innen wie Betten Reiter, Vossen und Grüne Erde sehen das ebenso. Zu den Pionier:innenunternehmen im Bereich Kosmetik, Wasch- und Reinigungsmittel zählen zudem Planet Pure, Beauty Kiss und Sundance. In dieser Branche ist noch großes Potenzial vorhanden. Derzeit suchen Konsument:innen immer mehr nach pflanzlichen und tierversuchsfreien Produkten, um nicht nur sich, sondern auch die eigenen vier Wände sauber zu halten. Die Sterne stehen gut, dass das V-Label auch in dieser Sparte zukünftig noch stärker zu Transparenz für Konsument:innen und Unternehmer:innen beitragen wird.

Best Practice: Wasch- und Reinigungsmittel von Planet Pure

Planet Pure hat sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Gekauft werden können die Produkte in Einzelverpackungen und zudem können sie in über 120 DM-Filialen nachgefüllt werden. Die Produkte sind dabei nicht nur umweltverträglich, sondern sozusagen auch tierverträglich. Das V-Label garantiert, dass alle Produkte frei von tierlichen Inhaltsstoffen und Tierversuchen sind. Planet Pure wird durch die Zertifizierung mit dem V-Label zu einem Vorreiter im Bereich Wasch- und Reinigungsmittel und bietet nachhaltigkeitsaffinen Konsument:innen hochwertige und garantiert vegane Produkte.

Team vom V-Label in Österreich

In der Veganen Gesellschaft Österreich kümmert sich ein fünfköpfiges Team in enger Zusammenarbeit mit unserem Obmann Felix Hnat um die Zertifizierung mit dem V-Label. Wir haben die Teammitglieder zu Ihrer Tätigkeit befragt.

V-Label-Team: Johannes Gilli, Sandy Porzel, Edith Strof, Fabian Plank (von links nach rechts), Anaïs De Sousa Webber (nicht im Bild)

Was macht das V-Label zu einem wichtigen Gütesiegel?
„Durch die gute Sichtbarkeit auf veganen Produkten sorgt das V-Label für eine große Erleichterung beim Einkaufen. Außerdem ist das V-Label das vermutlich wichtigste Projekt weltweit, um Veggie-Organisationen zu stärken und die Zusammenarbeit unter ihnen auf vielen Ebenen zu fördern.“ – Fabian Plank
Was war das außergewöhnlichste Produkt, das ihr je zertifiziert habt?

„Generell sind alle eingereichten Produkte sehr spannend, aber ganz besonders interessant war die Zertifizierung einer Wand- und Deckenfarbe. Bei „vegan“ denkt man erst mal nur an die Ernährung und Kosmetik. Umso wichtiger ist es, dass immer mehr Non-Food-Produzent:innen auf eine vegane Herstellung Wert legen und das den Konsument:innen durch das V-Label auch deutlich zeigen.“ – Sandy Porzel
Was begeistert euch an eurer Arbeit für das V-Label?

„Ich freue mich vor allem immer über die Vielfalt der neuen Produkte, die wir zertifizieren dürfen. Mich motiviert, dass das Label Konsument:innen auf den ersten Blick versichert, dass das Produkt auf jeder Produktionsstufe vegan oder vegetarisch ist. Nicht immer gibt die Zutatenliste Aufschluss, da sorgt das V-Label für Vertrauen, Klarheit und Sicherheit.“ – Edith Strof
Was bringt die Zukunft für das V-Label?

„Das V-Label ist in erster Linie ein wichtiges Instrument für Konsument:innen. Entsprechend orientiert sich unsere Weiterentwicklung vor allem an den Bedürfnissen von vegan und vegetarisch lebenden Menschen. So arbeiten wir derzeit daran, die V-Label-Kategorien „vegan“ und „vegetarisch“ besser unterscheidbar zu machen. Auch im Non-Food-Bereich wird es künftig mehr Kennzeichnungen geben.“ – Johannes Gilli

Was war überraschend beim ersten Blick hinter die Kulissen vom V-Label?

„Am überraschendsten war, wie komplex die Herstellung von Lebensmitteln ist. Vieles, von dem man denken würde, es wäre vegan, ist es gar nicht. Umso wichtiger, dass der Produktionsprozess durch das V-Label genau kontrolliert und Konsument:innen dadurch Sicherheit gegeben wird.“ - Anaïs De Sousa Webber