Vegane Heimtextilien: Österreich als Pionier bei rein pflanzlichen Textilien

Vegane Heimtextilien: Österreich als Pionier bei rein pflanzlichen Textilien

17.04.2019

Verfasst von unserem V-Label-Experten Johannes Gilli.

Heimtextilien und Bettwaren zählen vermutlich häufig zu den späteren Dingen, die im veganen Haushalt auf tierfreie Produkte umgestellt werden. Oft ist es auch gar nicht so einfach zu erkennen, ob man vegan gebettet ist oder nicht.

Doch das wird nun einfacher! Seit 2019 gibt es einen regelrechten Boom an veganen Heimtextilien. Ein Pionier in diesem Segment ist der österreichische Heimtextil-Spezialist Reiter, der bereits 2018 damit begann, ein ganzes Sortiment an vegan-zertifizierten Heimtextilien zu entwickeln. Doch welche tierischen Rohstoffe verstecken sich in Heimtextilien?

Tierische Verarbeitungshilfsstoffe

Das Unscheinbarste zuerst: Dass selbst Textilien aus 100 % Baumwolle häufig nicht vegan sind, haben wir bereits in diesem Artikel beschrieben. Insbesondere Naturfasern wie Baumwolle werden vor dem Weben zum besseren Schutz bei der maschinellen Verarbeitung beschlichtet. Auch wenn es sich hier nur um einen Hilfsstoff in der Produktion handelt, werden dabei häufig tierische Wachse eingesetzt.

Selbst bei Leintüchern oder Bettwäsche ist daher nicht nur auf die Faser zu achten (als tierisches Beispiel sei an dieser Stelle Seide genannt, wofür Raupen mit heißem Wasser(dampf) getötet werden), sondern insbesondere bei pflanzlichen Fasern auch auf eingesetzte Verarbeitungshilfsstoffe. Selbiges gilt für Matratzenbezüge und -polsterungen, welche beispielsweise Schafwolle oder Rosshaar enthalten können.

Daneben gibt es jedoch auch wesentlich offensichtlichere Fallen für Veganer:innen bei Bettwaren.

Decken, Pölster und ihre Füllstoffe

So werden häufig Daunen und Federn als Füllmaterial in Bettdecken oder Pölstern eingesetzt – nicht für weiße Polsterschlacht-Effekte bei der Pyjamaparty, sondern aufgrund der guten Isolierwirkung. Auch Schafwolle ist als Füllstoff anzutreffen. Daneben gibt es noch Decken aus beispielsweise Kamel- oder Yakhaar, Wolle der Kaschmirziege, des Alpaka und weiteren Tieren.

Tierische Materialien haben nicht nur eine sehr schlechte Klimabilanz, sie sind auch stets verbunden mit der Ausbeutung von Tieren, etwa von Schafen und Vögeln, und somit keineswegs nachhaltige und natürliche Rohstoffe, wie oft beworben.

Moderne Synthetikfasern sind preiswert und haben mittlerweile ebenfalls eine sehr gute Wärmeregulierung. Im Aufwind sind derzeit jedoch vor allem pflanzliche Naturfasern wie Baumwolle, Hanf oder Kapok (auch „Pflanzendaune“ genannt). Besonders in Bio-Qualität haben diese eine gute Klimabilanz und eigen sich auch für Tierhaar- und Milbenallergiker:innen.

Nichttextile Teile

Knöpfe oder Reißverschluss? Viele Heimtextilien enthalten neben dem eigentlichen Stoff weitere Teile, zum Beispiel Polsterbezüge oder Bettwäsche. Knöpfe können aus tierischem Material gefertigt sein (z.B. aus Horn oder Perlmutt), doch auch Kunststoffe enthalten manchmal tierische Fettsäuren.

Umwelt und Soziales

Umwelt- und Sozialsiegel prüfen Textilien nicht auf tierische Materialien. Dafür geben sie Aufschluss über Herkunft und Produktionsbedingungen derselben. Als empfehlenswerte Umweltsiegel werden „Made in Green“ aus der Öko-Tex Familie, IVN Best und GOTS (Global Organic Textile Standard) angesehen. Anerkannte Sozialstandards sind zum Beispiel Fairtrade und Fair Wear Foundation (FWF).

V-Label: Garant für vegane Textilien

Alle, die bei Textilien auf Nummer sicher gehen und tierische Bestandteile ausschließen wollen, können sich auf das V-Label verlassen. Bei der Vegan-Zertifizierung von Textilien werden nicht nur die Hauptbestandteile und die eingesetzten Hilfsstoffe überprüft, sondern auch nichttextile Teile, wie Reißverschlüsse und Knöpfe. Produkte von österreichischen Firmen werden von der Veganen Gesellschaft Österreich geprüft und der Produktionsstandort regelmäßig inspiziert.