Heilige Kuh
Heilige Kuh
David Duchovny
Heilige Kuh
ISBN 978-3453419537
1. Auflage: 2016
Heyne Verlag
224 Seiten
€ 10,30
„Heilige Kuh“ ist ein aufrüttelnder, einfühlsamer und humorvoller Roman. Die Protagonistin Elsie, eine junge Kuh, lebt unbeschwert auf einem Bauernhof. Doch die Gedanken, warum ihre Mutter sie von einem Tag auf den anderen verlassen hat, lassen sie nicht los. Durch das Fenster des Bauernhofs sieht sie eines Abends, warum Kühe gehalten werden und was in Schlachthöfen passiert. Um ihrem unausweichlichen Schicksal zu entkommen, beschließt sie in eine bessere Welt zu flüchten. Gemeinsam mit dem Schwein Schalom und dem Truthahn Tom macht sie sich auf eine Abenteuerreise. Sie möchte unbedingt in das für sie gelobte Land Indien, in dem Kühe heilig sind.
„Ich weiß, dass die Menschen es für eine ganz schlimme Beleidigung halten, wenn man sagt, dass sie sich wie Tiere benehmen. Aber ich kann euch sagen: Ich würde nie einem Menschen den Gefallen tun, ihn mit einem Tier zu vergleichen, denn Tiere töten vielleicht, um zu überleben, aber keines von ihnen lebt, um zu töten. Das Recht, „Tier“ genannt zu werden, müssen sich die Menschen erst wieder verdienen.“ – Elsie kurz nach der Entdeckung, was Menschen mit Kühen und anderen Tieren machen, S. 62
Die Persönlichkeiten der Charaktere werden detailliert skizziert und machen den Roman zu einem wahren Lesevergnügen. So steckt Kuh Elsie nicht nur voller schwarzem Humor, sondern ist auch überaus einfühlsam und weiß es gekonnt, den Menschen einen Spiegel vorzuhalten. Im Mittelpunkt der Kritik der Fabel steht freilich die Tierhaltung. Dennoch bleibt Elsie genügend Zeit sich zu fragen, warum die meisten Menschen ständig an Smartphones und vor dem Fernseher kleben und Selfies von sich selbst quer durchs Internet schicken.
„Inzwischen weiß ich, dass das „Simsen“ heißt und dass das so eine Sache ist, mit der sich Leute gegenseitig Schwachsinn über ihren Tag erzählen. Schau mal, ein Foto von meinem Mittagessen mit einer superlustigen Du-schmeißt-dich-weg-Textzeile. Oh, ein Bild von mir, wie ich ein blödes Gesicht mache, und noch eins, wie ich auch ein blödes Gesicht mache, aber anders.“ – Elsie über die menschlichen Telefongebrauch, S.25 f.
Der gesellschaftskritische Roman „Heilige Kuh“ ist eine hervorragende Einführung in die Tierrechtsthematik. Nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene, führt er an die ethischen Aspekte der Verwerflichkeit der Tierhaltung heran. Der Autor sagte in einem Spiegel-Interview über den Roman: „Es ist ein merkwürdiger Hybrid, der zwischen Junger-Erwachsenen-Roman, Gesellschaftskommentar, Humor und Satire pendelt.“
David Duchovny ist bekannt als Schauspieler aus preisgekrönten Serien wie Akte X und Californication, weniger als Schriftsteller. Doch sein literarisches Debüt mit dem Roman „Heilige Kuh“ zeigt seine vielseitigen Talente. Die Tatsache, dass Duchovny nicht als Tierrechtsaktivist bekannt geworden ist, sondern wegen seinen Rollen als FBI-Agent und Womanizer, kann von besonderem Wert für die in „Heilige Kuh“ besprochene Thematik sein. Denn Fans, die sich bisher möglicherweise wenig mit den Rechten und Gefühlen von Tieren auseinandergesetzt haben, werden mithilfe von „Heilige Kuh“ für eben diese Themen sensibilisiert.
Fazit: „Heilige Kuh“ ist weit mehr als ein reiner Unterhaltungsroman. Er bewegt, regt zum Nachdenken an und klärt über eines der größten Missstände unserer Zeit auf – die Ausbeutung von nichtmenschlichen Tieren.