Vegan in Peru

Vegan in Peru

21.05.2016

Wie ergeht es einer Veganerin in Peru? Knapp einen Monat stellte ich mich dieser Herausforderung und bin dadurch um ein paar Erfahrungen und Entdeckungen reicher. In meiner Reisegruppe war ich neben einem chilenischen Vegetarier und einer Flexitarierin die einzige Veganerin. Am Ende der Reise gab es jedoch zwei Veganer_innen unter uns.

Unterwegs in Peru

Der Andenstaat Peru bietet verschiedene Großlandschaften: die Costa (Küstenregion), Sierra & Montana (Andenregion) und die Selva (Urwaldregion). Neben wunderschönen Landschaften (Andengebirge, Wüste, Regenwald, Seen, Vulkane, Salzseen) bietet das Land auch eine besonders große biologische Vielfalt. Auf jeden Fall sollte man sich aber die beeindruckende Inkafestung Machu Picchu (siehe Foto) nicht entgehen lassen, die zu den neuen sieben Weltwundern zählt und ein UNESCO Weltkulturerbe ist. Wir haben die Städte Lima, Cusco, Pisac, Puno, Arequipa und Aguas Calientes besucht. Natürlich ist es eine große Herausforderung, sich in einem fremden Land zurechtzufinden – erst recht als Veganerin! Lässt man sich jedoch darauf ein, fängt es an richtigen Spaß zu machen – und das lohnt sich, denn es gibt einiges zu entdecken! In größeren oder touristischen Städten finden sich meistens leicht vegetarische Restaurants, bei denen man nach veganen Speisen fragen kann oder einfach darum bittet, den Käse o.ä. wegzulassen. Das ist erfahrungsgemäß gar kein Problem.

Kultur

In Peru dienen Lamas und Alpakas als "Nutztiere" für Fleisch und Wolle. Leider gibt es auch zahlreiche Straßenhunde und auf den Dächern werden Meerschweinchen für den menschlichen Verzehr gehalten. Das mag uns Europäer_innen zwar abartig vorkommen, doch hier kommen in Wahrheit lediglich die kulturellen Unterschiede zum Vorschein, denn bei uns werden ja auch Kaninchen verzehrt.

Wirtschaft

Peru ist leider sehr stark von Armut betroffen. Zwar erlebt das Land derzeit einen starken ökonomischen Aufschwung, gleichzeitig nehmen jedoch damit auch die Umweltprobleme zu, denn die derzeitige Produktion ist keine nachhaltige. Die Peruaner_innen setzen zudem noch immer viel auf Handarbeit und lehnen neue Technik oft ab. Gelingt eine Modernisierung nicht, steigt der Konkurrenzdruck und Kleinbauern sind gefährdet. Eine weitere Herausforderung stellt der Klimawandel dar, von dem Peru besonders stark betroffen ist.

Peruanische Küche

Da die peruanische Küche generell aus viel Fleisch und Fisch besteht, stellte ich mich schon innerlich darauf ein, dass es für mich kaum Veganes zu essen geben würde. Stattdessen wurde ich positiv überrascht! Eine wichtige Rolle in der peruanischen Ernährung spielen nämlich Quinoa, Mais, Reis und Kartoffeln, die als Grundnahrungsmittel dienen. Das Pseudogetreide Quinoa wird in den Anden seit Jahrtausenden angebaut, da diese anspruchslose Pflanze selbst in der Höhe gut gedeiht und sehr robust ist. Von Mais werden viele Variationen angeboten, so wurde ich beispielsweise mit lila Mais vertraut. Faszinierend ist auch die Vielfalt an Kartoffelsorten und ich liebe Kartoffeln. Hinzu kommen frische, exotische Früchte wie Mangos, Papayas, Melonen, Orangen, Ananas, Bananen, Avocados und Chirimoyas. Avocados wachsen auf Bäumen und sind im Vergleich zu Europa sehr günstig. Die grünen Früchte sind besonders nahrhaft und vielseitig verwendbar in der Küche. Auf der Reise habe ich jeden Tag Avocados gegessen – sie schmecken in Peru einfach viel besser. Avocado-Salat bekommt man in den meisten Restaurants (sollte man als VeganerIn jedoch ohne Mayonnaise bestellen!). Zu den traditionellen Getränken zählen Kokatee, Matetee, Pisco (Sour), Chicha Morada, und Inca Kola. Außerdem bekommt man leckere frisch gepresste Säfte auf den Märkten und an jeder Straßenecke. Die Kokapflanze – aus der Kokain hergestellt werden kann – ist in Peru auch ein beliebtes legales Genuss- und Nahrungsergänzungsmittel, denn das Kauen der Blätter hilft bekanntlich bei Höhenkrankheit, Hunger, Müdigkeit und Kälte. In Peru wird nichtsdestotrotz viel Fleisch – traditionellerweise auch Meerschweinchen und Lama – sowie Fisch und Meeresfrüchte gegessen. Doch mit Quinoa, Kartoffeln, Nüssen, Avocados und anderen Früchten ist man als vegane Person bereits gut versorgt.

Bio-Produkte & Superfoods

Was ich vorher nicht wusste: Vieles, was wir hier gerne kaufen, wächst in Peru! Die steigende Nachfrage nach Bio-Quinoa wird neben Bolivien meist von Peru gedeckt. Der Großteil des dort angebauten Quinoas („Inkakorn“) wird nach Europa exportiert. Die hierzulande zunehmende Beliebtheit des Pseudogetreides ist die letzten Jahre häufig in Verruf geraten. Wichtig ist deshalb, bei Quinoa auf fair gehandelte Preise zu achten, um die Existenz der Bauern in Peru zu sichern. Das Ansehen von Quinoa ist in Peru selbst nicht sehr hoch, wird jedoch durch die gegenwärtige Neuentdeckung wiederum gefördert. Zudem werden Amaranth, Kaffee, Kakao, Avocados, Physalis und Nüsse zunehmend in Bioqualität angebaut und exportiert. Wenn man diese Lebensmittel direkt in Peru am Markt oder im Supermarkt kauft, sind sie natürlich um einiges billiger und schmecken auch viel besser! Viele sogenannte Superfoods werden von Peru zu uns importiert und sind deshalb vor Ort besonders preiswert. Chiasamen, Sacha Inchi, Maca, Lucuma, Yacon und vieles mehr gibt es in herkömmlichen Supermärkten und Märkten zu kaufen, oft auch verarbeitet in Form von Keksen, Riegeln oder Smoothies. Die Samen der Sacha Inchi Frucht – auch Inka-Nuss bezeichnet – eignen sich aufgrund ihres hohen Protein und Omega-3-Fettsäuren-Gehalts besonders für Vegetarier_innen und Veganer_innen.

Vegane Entdeckungsreise

Veganer_innen sollten sich also nicht gleich abschrecken lassen, denn Peru hat so einiges zu bieten und hält viele Überraschungen bereit. So kann man auf Entdeckungsreise auf Märkten gehen und verschiedene Früchte, Nüsse und Samen probieren oder entspannt in vegetarischen und veganen Restaurants schlemmen. In Cusco haben wir das “Green Point”entdeckt – ein rein veganes Restaurant, in dem man ausgezeichnet für wenig Geld essen konnte. Jeden Tag gab es zwei Mittagsmenüs zur Auswahl (bestehend aus Getränk, Salatbüffet, Suppe, Hauptspeise, Nachspeise). Weil das Essen im Green Point so gut war, gingen wir dort fast jeden Tag speisen, denn auch die Nicht-Veganer_innen unter uns waren begeistert von dem tollen Angebot und dem angenehmen Ambiente (gemütlicher Gastgarten, freundliches Service, Live-Musik). Tipp: Den bekannten Cocktail „Pisco Sour“ erhält man im Green Point in der veganen Version (ohne Eiweiß). Das Green Point bietet auch eigene Kochkurse an. In Cusco gibt es außerdem noch ein „Shaman Vegan Raw Center & Restaurant“, wo man an schamanischen Zeremonien, Ritualen und Meditationen teilnehmen kann. In Puno war ich abermals positiv überrascht, als ich herausfand, dass es dort ein „Loving Hut“ gibt. In der Hauptstadt Lima fanden wir ebenfalls ein veganes Restaurant – das „AlmaZen“ – das wir jedoch leider nicht mehr besuchen konnten. In Lima gibt es sogar mehrere vegane Lokale, vor allem im Viertel Miraflores. Besonders groß war meine Freude auch, als ich veganen Kuchen entdeckt habe, was einmal zufällig in einem kleinen Bio-Geschäft der Fall war.

Ein paar Tipps

  • Vorbereitung: Ich habe mich schon vor der Reise etwas informiert, welche veganen Möglichkeiten es gibt und habe die wichtigsten Wörter und Sätze auf Spanisch gelernt (z.B. in einem Restaurant bestellen) oder mir in mein Reisebuch aufgeschrieben. Mitgenommen habe ich: Baobab, Probiotika, Spirulina, Chiasamen und Energieriegel. Man sollte außerdem unbedingt veganes Essen vorbestellen für die Flüge. Über Impfungen und Medikamente für die Reise kann man sich rechtzeitig im Tropeninstitut informieren und impfen lassen. Es gibt viele Straßenhunde, deswegen sollte man sich entweder gegen Tollwut impfen lassen oder gut aufpassen.
  • Die Happy Cow App ist immer hilfreich, um vor Ort zu checken, welche veganen oder vegan-freundlichen Angebote es im Umkreis gibt.
  • Höhe & Busfahrten: Dadurch können sich eventuell körperliche Probleme ergeben. Deshalb ist es wichtig, dass man sich viel Zeit nimmt und sich ausreichend Ruhe gönnt, um sich auf das fremde Land einzustellen. Für lange Busfahrten ist es sinnvoll, sich veganen Proviant mitzunehmen, vorbeugend Travelgum zu kauen und eventuell vorher nichts (Schweres) zu essen. Kokatee hilft gegen Beschwerden der Höhenkrankheit.
  • Rohkost: Besondere Vorsicht ist bei rohem Essen geboten, denn generell gilt: „Cook it, peel it, or leave it“.
  • Superfoods: Praktisch auf der Reise waren Chiasamen (hohe Nährstoffdichte, verdauungsregulierende Wirkung), Baobabpulver (enthält viel Vitamin C, präbiotische Wirkung) und Kokablätter (helfen gegen die Höhenkrankheit).
  • Museen: Empfehlenswert sind neben historischen Museen das Choco museo, das Cafe museo sowie das Coca museo.
  • Märkte: Dort kann man preisgünstig einkaufen und anschließend selbst kochen. Tipp: Peruanischen Kaffee und Kakao probieren.
  • Restaurants: Die Portionen sind meistens sehr groß.
  • Transport von Lebensmitteln: Wenn man Essbares mit nach Hause oder über Grenzen transportieren möchte, sollte man sich vorher erkundigen, was erlaubt ist.

Fazit

Generell sollte man schon abenteuerlustig sein, denn so eine Reise ist schon anstrengend, wenn man sich dann auch noch vegan ernährt, erschwert das zusätzlich den Reisealltag. Zwar habe ich auf der Reise etwas abgenommen, doch verhungert bin ich nicht. Für Menschen, die (so wie ich) beim Essen anspruchsvoll und verwöhnt sind, ist so eine Reise schon eine große Umstellung. Man lernt aber generell die einfachen Dinge wieder viel mehr zu schätzen, was eine tolle Erfahrung sein kann. Trotzdem bin ich sehr froh, wieder in Wien zu sein.

Abenteuerlustig zu sein ist gut – aber man sollte auch vorsichtig bleiben! So sollte man nicht alles unhinterfragt essen, sonst droht eine Infektion inklusive Krankenhausaufenthalt. Leider war das in unserer Reisegruppe der Fall und wir mussten ein Antibiotikum nehmen. Das ist aber meistens halb so schlimm und passiert den meisten europäischen Tourist_innen, die andere Hygienestandards gewohnt sind.

Einen großen Vorteil hat man, wenn man schon vor der Reise anfängt, Spanisch zu lernen und wenn man eine nette, rücksichtsvolle Reisegruppe hat.

Ein Chilene aus unserer Gruppe, der vorher nichts über Veganismus wusste und sich mit mir das Zimmer teilte, versuchte aus Neugier, eine Woche mit mir vegan zu essen und stellte mir immer wieder Fragen darüber. Die Erfahrungen und die Informationen von mir haben dazu geführt, dass er heute überzeugter Veganer ist. Das freut mich natürlich immens und erfüllt mich jedes Mal mit Freude, wenn er mir Bilder von seinen neuesten veganen Entdeckungen in Chile schickt. Wie man also sieht, kann auch das Gegenteil der Fall sein, denn gerade auf Reisen ist man oft eher bereit und offen für Neues!

Foto: © vladislav333222 - Fotolia.com