„Cam-mmh-berta“: Interview mit Mona Heiß von Freundeskreis

„Cam-mmh-berta“: Interview mit Mona Heiß von Freundeskreis

22.07.2024

Das Wiener Start-up Freundeskreis hat eine pflanzliche Camembert-Alternative aus Marillenkernen entwickelt. Leo Sulzmann (Chemiker, Produktion), Markus Korn (Sales) und Mona Heiß (Kreativdirektorin) bilden das Gründungsteam von Freundeskreis. Mit drei weiteren Mitarbeiter:innen in der Produktion und im Marketing ist ihr Team komplett. Wir haben uns mit Mona Heiß über die schmackhafte und innovative Idee hinter „Cam-mmh-berta“ unterhalten.


Das Gründungsteam Markus, Mona und Leo (v. l. n. r.)
Quelle: Freundeskreis 

Hallo Mona! Schön, dass wir von dir heute mehr zum Unternehmen Freundeskreis und zu eurem veganen Cam-mmh-berta erfahren dürfen. Marillenkerne werden zu cremigem Käse – darauf würde sicher nicht jede:r kommen! Erzähl uns doch die Geschichte hinter Cam-mmh-berta und dem Freundeskreis!

Die Idee kam uns tatsächlich im Freundeskreis, beim gemütlichen Abendessen mit Familie und Freund:innen mit vegan und vegetarisch lebenden Menschen, Flexitarier:innen und omnivor essenden Menschen. Bei der Käseplatte gab es dann eine Diskussion – und da wir finden, dass Diskussionen beim Essen den Appetit verderben, haben wir beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Seit 2021 haben wir an einem Rezept für unseren ersten Prototypen aus Sonnenblumenkernen, Soja und Marillenkernen getüftelt. 6 Monate sind bis zum ersten essbaren Produkt vergangen; bis zur Marktreife hat es dann noch länger gedauert. Unser Ziel ist: Wir möchten einfach gern alle an einen Tisch holen, denn Essen verbindet.

Vom Marillenkern zum Camembert – wie funktioniert das? Könnt ihr uns den Herstellungsprozess erläutern?

Es funktioniert tatsächlich ähnlich wie bei herkömmlichem Käse aus Kuhmilch. Zuerst verarbeiten wir die Marillenkerne zu einer Art Milch, wie es z. B. von Mandeldrink bekannt ist. Dann fügen wir vegane Reifekulturen hinzu und stellen eine Art „Käsebruch“ her. Die Masse wird dann in Käseformen gefüllt, gepresst und gesalzen. Während der 14 Tage dauernden Reifung wird sie täglich händisch gewendet. Wir melken also einfach keine Kühe, sondern Kerne! Unsere Marillenkerne stammen übrigens überwiegend aus Europa und wir sind laufend auf der Suche nach lokalen Produzent:innen.

Was sind die besonderen Stärken von Camembert aus Marillenkernen?

Oh, da gibt es viele! Erstens sind Marillen uns und sicher auch vielen Menschen in Österreich sympathisch. VIele kennen die Bäume aus Omas Garten und essen gern Marillenmarmelade. Zudem ist es sehr spannend, dass es sich bei Marillenkernen um ein kreislauffähiges Produkt handelt. Die Kerne fallen als Nebenprodukt in der Saft- und Marmeladenindustrie an und werden normalerweise entsorgt – aus ökologischen Gründen also ein interessanter Rohstoff. Wir haben getestet, wie viel CO2 wir mit unserem Käse gegenüber der Herstellung von Camembert aus Kuhmilch einsparen können. Es sind ganze 97 %!


Cam-mmh-berta, Camembert aus Marillenkernen
Quelle: Freundeskreis

Und wie sieht es mit den Nährwerten aus?

Der Marillenkern hat einen hohen Fett- und Proteingehalt, was Cam-mmh-berta sehr cremig macht. Dadurch sind auch die Nährwerte im Endprodukt sehr gut: fast 16 % Protein und 35 % Fett (überwiegend ungesättigte Fettsäuren). Diese Werte ähneln den Nährwerten von Kuhmilch-Camembert. Durch die hervorragenden Rohstoffe ist unsere Zutatenliste sehr kurz: Marillenkerne, Wasser, Salz und vegane Enzyme.

Wie ist der Name „Cam-mmh-berta“ entstanden? Das klingt sehr genussvoll!

Das „mmh“ steht natürlich für den Genuss, so ist es! Die Milchindustrie erlaubt es nicht, dass wir die Worte „Käse“ oder „Camembert“ direkt verwenden, also musste ein neuer Name her. Wir waren von Beginn an viel mit unserer Zielgruppe in Kontakt und haben den Namen „Cam-mmh-bert“ getestet. Viele unserer Kund:innen sind Frauen und wir wurden gefragt: „Warum ist euer Produkt eigentlich ein Mann?“ Bei einer Abstimmung auf Instagram hat „Cam-mmh-berta“ haushoch gewonnen und so war es dann entschieden.

Für alle, die am liebsten gleich probieren möchten: Wo ist Cam-mmh-berta derzeit erhältlich?

Seit Juni 2024 sind wir bei Maran Vegan, markta und Pepper & Ginny in Wien vertreten. Außerdem haben wir eine Kollaboration mit Lieber Ohne und dem Dirndl, dem Marktladen vom Annahof in Laab im Walde. Es kommen aber laufend neue Bezugsquellen dazu, Gastro-Betriebe und Heurige, sicher auch bald Online-Shops. Auf unserer Website könnt ihr bald alle Orte finden, wo Cam-mmh-berta erhältlich ist.

Wir sind natürlich neugierig – bleibt es beim Camembert oder tüftelt ihr schon an weiteren Produkten?

Unser fleißiges Laborteam forscht derzeit an Alternativen zu Topfen und Frischkäse, ebenfalls aus Marillenkernen. Wir durften bereits einen unvergleichlich guten Cheesecake aus diesem Topfen von unserem Mitarbeiter Andreas probieren! Gemeinsam wollen wir weiter an einer nachhaltigen Zukunft arbeiten – und mit Essen können wir die Menschen immer erreichen.

Aktuelle Aktion im Juli/August 2024:
Jetzt ist Erntezeit für Marillen!
Freundeskreis lädt Menschen aus Wien Umgebung, die einen Marillenbaum im Garten haben, dazu ein, übrig gebliebene Kerne vorbeizubringen und ihnen eine köstliche Zukunft zu geben.
Infos und Kontakt: www.freundes-kreis.at