Monica Weinzettl & Gerold Rudle: Das Kabarett-Duo ganz privat

Monica Weinzettl & Gerold Rudle: Das Kabarett-Duo ganz privat

14.04.2021

Monica Weinzettl und Gerold Rudle zählen seit vielen Jahren zu den beliebtesten Kabarettist:innen Österreichs. Weniger bekannt ist, dass die beiden sehr tierlieb sind und seit mehr als einem Jahr vegan leben. Via Skype haben wir uns mit ihnen verabredet, um über ihr Engagement im Tierschutz-Bereich, die Auswirkungen ihrer veganen Lebensweise auf ihr berufliches und privates Umfeld sowie ihre Tätigkeiten in Corona-Zeiten zu sprechen.

(c) Manfred Halwax

VEGAN.AT: Gerold und Monica, was hat euch dazu bewegt vegan zu leben?

MONICA: Durch unsere Freund:innen Manfred und Nelly Baumann ist das schleichend in unser Leben gekommen. Sie haben uns den Film „The Game Changers“ empfohlen. Dann haben wir einige Bücher gelesen und Tierschützer:innen sind wir sowieso: Ich vertrete den Wiener Tierschutzverein als Botschafterin. Zudem habe ich früher schon kaum Fleisch gegessen. So haben wir uns letztes Jahr im Jänner dazu entschieden, es eine Woche lang zu probieren.

GEROLD: Ihr seid schuld! Weil ihr ständig schreibt: „Macht den veganen Monat!“ Wir haben uns dann gesagt, naja, wir probieren es erst mal mit einer Woche. Diese eine Woche war ziemlich easy – wenn Chips, Mannerschnitten und Almdudler gehen … So wurde schnell ein ganzer Monat draus und dann hatten wir rasch keine Lust mehr zurückzugehen.

VEGAN.AT: Gemeinsam mit VIER PFOTEN habt ihr euch gegen das Mulesing, das grausame Abschneiden von Streifen am Hintern bei australischen Merino-Schafen, engagiert. Integriert ihr das Thema auch sonst manchmal in eure Arbeit?

GEROLD: Da wir nicht mehr die Jüngsten sind und auch nicht neu anfangen, haben wir ein gewisses Image. Das haben wir deswegen, weil wir tun, was wir gut können: Mann-Frau-Geschichten erzählen, fröhlich und lustig sein, die Menschen dazu aufrufen, nicht gegeneinander zu hetzen, miteinander nachsichtig sein – dann funktionieren Beziehungen schon. Einmal haben wir in einem Programm versucht, mit Steuersündern wie IKEA kritisch zu sein. Wir wollten auch Tierschutz fördern und haben aufgezeigt, was Danone tut usw. Doch das mögen die Leute von uns nicht hören. Deswegen unterscheiden wir ein bisschen: In unseren Kabarettprogrammen machen wir das nicht groß zum Thema, es fließt wenn dann nur mal kurz wo ein.

MONICA: Wir verstellen uns aber nicht und würden keine Szene darstellen, in der wir ein Steak schneiden.

GEROLD: Was wir aber sehr wohl machen, sind Kooperationen wie zum Beispiel mit VIER PFOTEN. Und im privat-beruflichen Umfeld auf Facebook oder Instagram lassen wir es teilweise auch raushängen.

VEGAN.AT: Was ist mit dem Umfeld abseits des Publikums, hat es dort Reaktionen gegeben auf eure Umstellung?

MONICA: Ja, viele! Sowohl positive als auch solche, die alle kennen: „Ich ess' ja eh auch kein Fleisch mehr!“ Die kommen besonders dann, wenn man sagt, dass man aus ethischen Gründen vegan lebt. Gesundheitliche Motive werden mehr akzeptiert.

GEROLD: Vegane Lebensweise wirkt auf Nicht-Veganer:innen oft wie ein wandelnder Vorwurf.

MONICA: Es gibt aber auch Freund:innen und Verwandte, die es großartig finden, mit welcher Konsequenz wir das durchziehen. Wir empfehlen dann gerne Produkte. Meine Familie trinkt mittlerweile keine Kuhmilch mehr.

GEROLD: Auch in unserer Freundesclique sind alle total neugierig, aufgeschlossen und bereit anders zu kochen.

VEGAN.AT: Bekommt ihr bei den Caterings bei euren Bühnenprogrammen oder bei ORF-Auftritten wie „Was gibt es Neues“ extra vegane Sachen?

GEROLD: Beim Catering von „Was gibt es Neues“ gibt es, was es gibt und man nimmt sich, was man will. Manchmal gibt es Maki, dann nehmen wir uns halt Gurken- und Avocado-Maki. Das ist aber nicht so wichtig für uns, weil das Aufnehmen einer Sendung nur dreieinhalb Stunden dauert.

MONICA: Auch bei unseren letzten Bühnen-Vorstellungen hat es gut funktioniert. Es waren immer wieder ganz originelle Ideen dabei.

(c) Weinzettl & Rudle

VEGAN.AT: Habt ihr ein veganes Lieblingslokal?

GEROLD: Ja, das Velani! Sie haben originelle Fleischalternativen – und wir können uns sehr drüber mokieren, wenn sich Fleischesser:innen über Bezeichnungen wie Schnitzel mokieren.

MONICA: Ja, wie sollen sie es denn nennen? Fladen? Oder Rolle für Würstel? Das Essen schmeckt fantastisch und der Koch macht viel Saisonales: Im November gibt es Vegansl, zu Fasching veganen Heringsschmaus.

VEGAN.AT: Corona hat die Kulturbranche besonders hart getroffen – monatelang waren keine Auftritte möglich. Wie habt ihr die schwierige Zeit überbrückt?

GEROLD: Gleich am ersten Tag des ersten Lockdowns haben wir begonnen, Couch-Kabarett auf YouTube zu machen. Im Sommer waren wir dann mit unserem Wohnmobil unterwegs und haben unsere Reisen zusammengeschnitten. Als der zweite Lockdown kam, haben wir uns für Home-Office entschieden. Jetzt müssen wir langsam mit dem Schreiben eines neuen Programms anfangen, das im August startet. Aber das Wichtigste macht derzeit Monica mit der Weltverschönerin.

MONICA: Ich habe einmal in der Woche auf PULS 4 im Mittagsfernsehen einen kurzen Beitrag zu DIY, Up- und Recycling. Dort zeige ich Bastelsachen mit Dingen, die man zu Hause hat, wie Konservendosen und Klopapierrollen. Das ist nicht nur eine nette und sinnvolle Beschäftigung, sondern man hat nachher auch etwas davon. Wir halten uns momentan sehr viel daheim auf und viele investieren ins Zuhause. Außerdem hab ich seit zwei Jahren einen Blog (welverschoenerin.com), auf dem ich die Sachen herzeige. Auf Facebook und Instagram bin ich damit auch und außerdem habe ich jetzt einen Buchauftrag. Damit bin ich derzeit sehr ausgelastet.

VEGAN.AT: Wie bewertet ihr den Umgang der österreichischen Regierung mit der Kleinkunstszene?

GERORLD: Ich bin relativ überrascht, wie offen und ehrlich die Bundesregierung – vor allem Kanzler Kurz – zeigt, wie unwichtig ihr die ganze Kunst- und Kulturszene ist und wie sehr sie den Kulturbetrieb sogar als störend empfindet. Ich fühle mich von der Bundesregierung nicht beleidigt oder schlecht behandelt, sondern schlichtweg übergangen.

VEGAN.AT: Euer aktuelles Bühnenprogramm „Zum x-ten Mal“ ist bereits euer 10. gemeinsames Programm. Wie sieht euer Arbeitsprozess beim Schreiben aus?

GEROLD: Das ist relativ einfach: Ich schreibe unsere Programme und Monica diktiert sie mir. (grinst) Nein, ernsthaft: Das Schreiben ist ein fröhlicher und doch sehr intensiver Prozess. An Schreibtagen stehen wir auf, frühstücken und machen uns ans Schreiben. Wir schaukeln uns dabei oft gegenseitig hoch. Es ist häufig so, dass ich eine Idee habe, dann schaut Monica so drein wie jetzt und sagt: „Ja, ODER …“ und dann kommt ganz was anderes ...

MONICA: (lacht) Nein!

GEROLD: … und sie ist immer so lieb und sagt: „Auf das andere wäre ich nicht gekommen, wenn du DAS nicht gesagt hättest!“

MONICA: Manchmal schieben wir den Laptop hin und her …

GEROLD: Genau, und es gibt auch Tage, an denen wir mehrere Stunden dasitzen und uns an einer kleinen Szene abmühen, von der wir nachher finden, dass sie grottenschlecht und unlustig ist. Dann machen wir den Laptop zu und gehen Spazieren.

VEGAN.AT: Gemeinsam arbeiten klappt also sehr gut. Ihr lebt auch gemeinsam. Wie läuft das in eurem Haushalt? Wer kocht bei euch?

GEROLD: Vor Corona hatte Monica den Standpunkt, dass Kochen eine Art Frusthack´n ist: Es ist wahnsinnig aufwändig dafür, dass zwei Menschen innerhalb von zehn Minuten alles aufessen. Dadurch, dass wir relativ viel gespielt haben, haben wir viel von diversen Caterings oder Gasthäusern gelebt. Dann kam vegan. Monica fand es plötzlich interessant herauszufinden, was man machen kann und was es für pflanzliche Produkte gibt. Dann kam Corona, alles war zu und Monica hat erst recht gekocht. Sie ist eine sehr gute Köchin!

MONICA: Seit wir nicht mehr auftreten, haben wir eine für uns ungewohnte Regelmäßigkeit im Alltag. Ich muss das zwar nicht ewig beibehalten, weil mir dann wahrscheinlich langweilig wird, aber ich mag es gerade so, wie es ist. Dazu gehört, dass ich abends gegen 6 Uhr in die Küche gehe und koche. Dafür wäscht Gerold danach das Geschirr ab. Außerdem kümmert er sich um dreckige Handtücher und Bettwäsche.

GEROLD: Um unsere eigene Wäsche kümmern wir uns jeweils selbst. Wenn's was zu bohren, zu hämmern oder zu streichen gibt, macht das diejenige, die bei uns die Hosen anhat. Monica kann besser mit Bohrmaschinen umgehen und hat bessere Ideen. Und sonst gibt’s eigentlich keine Einteilungen.

MONICA: Und jede:r sagt „Danke“! Um zu zeigen, dass man es bemerkt hat.

VEGAN.AT: Was kommt denn bei euch oft auf den Tisch?

GEROLD: Sehr viel Grünzeug. Monica macht unfassbar gute Salate, weil sie oft auch was Fruchtiges hineingibt. Erst gestern hatten wir wieder einen mit Apfel und Couscous. Außerdem ist Monica ein großer Suppentiger. Ihre Karfiolsuppe ist so gut, dass ich jedes Mal sage, wir sollten ein Lokal aufmachen.

(c) Weinzettl & Rudle

VEGAN.AT: Ihr habt eine hohe Affinität zu Schafen und habt auch schon mehrere Patenschaften übernommen.

GEROLD: Wir sind befreundet mit Elisabeth und Andreas Nussbaumer, die im Burgenland den Lebenshof „Hof Sonnenweide“ betreiben. Dort haben wir ein Patenkind namens Noël, ein Bretonisches Zwergschaf. Die sind kniehoch und wirklich großartig.

MONICA: Im Tierschutzhaus haben wir auch zwei Patenschafe, Viki und Ilvy. Schafe sind eine große Leidenschaft geworden. Wir hatten sogar mal zwei Monate lang zwei Lämmer im Garten stehen.

GEROLD: Es drückt uns heute noch die Tränen in die Augen, dass sie nicht mehr da sind. Aber wir sind drauf gekommen, dass zwei Schafe eigentlich arm sind. Sie sind Herdentiere und wollen möglichst viele Schafe um sich haben.

VEGAN.AT: Habt ihr auch noch andere Tiere?

MONICA: Zwei Katzen: Red und Moki.

VEGAN.AT: Gibt es weitere Pläne neben eurem neuen Programm?

GEROLD: Nein. Monica ist mit dem Buchschreiben beschäftigt, danach müssen wir an unserem Programm schreiben. Große Pläne machen wir momentan nicht, weil ja keine:r so richtig weiß, wie's weitergeht.

MONICA: Ich hätte jetzt am 20. April eine große Kabarett-Gala fürs Wiener Tierschutzhaus geplant, gemeinsam mit tollen Kolleg:innen. Die versuchen wir auf nächsten Sommer zu verschieben. Wir wissen auch noch nicht, ob und wohin wir diesen Sommer mit dem Wohnmobil in den Urlaub fahren. Ich glaube, das Wichtigste ist jetzt flexibel zu bleiben.

GEROLD: Genau. Und die Hoffnung nicht zu verlieren. Und möglichst fröhlich und zuversichtlich bleiben.

VEGAN.AT: Vielen herzlichen Dank für das Interview und für euer großartiges Engagement im Tierschutzbereich!