5 Millionen zu Gast in der Swing Kitchen: das Interview

5 Millionen zu Gast in der Swing Kitchen: das Interview

06.03.2024

Die Swing Kitchen hat sich in weniger als 10 Jahren zur wohl beliebtesten veganen Fast-Food-Kette entwickelt und wurde von uns kürzlich als Plant-based-freundlichste Restaurantkette ausgezeichnet. Burger, Wraps und Co. ziehen immer mehr Menschen in die Lokale, die inzwischen in mehreren Städten Österreichs sowie in Deutschland und der Schweiz zu finden sind. Im Jänner 2024 gab es einen besonderen Grund zum Feiern – diesen haben wir zum Anlass genommen, mit Irene und Charly Schillinger über ihre ganz persönlichen Erfahrungen in der veganen Gastronomie zu sprechen.


Charly und Irene Schillinger: „Die große Chance ist, mit den pflanzlichen Burgern diejenigen zu erreichen, die sonst einen Burger vom Rind gegessen hätten. Da liegt das größte gesellschaftliche Veränderungspotenzial.“
Foto: Swing Kitchen

Anfang 2024 habt ihr die Marke von 5 Millionen Gäst:innen erreicht – herzliche Gratulation! Wie hat sich euer persönlicher Weg vom Gasthaus am Land zur erfolgreichen Systemgastronomie in der Stadt gestaltet?
Irene: Charly kommt aus einer Gastro-Dynastie und hat das Gasthaus von seinem Vater übernommen. Fleisch hat es dort dann nicht mehr gegeben. Ich dagegen sollte studieren, was ich auch gemacht habe, obwohl ich lieber Köchin werden wollte. Wir beide haben uns dann bei einer Tierrechtsaktion kennengelernt und waren uns ziemlich schnell einig: Mit veganer Gastronomie kann man viel erreichen. Es schmeckt den Leuten einfach. Gutes Essen erzeugt keinen Widerstand! Das haben wir dann auch bewiesen, denn das Gasthaus in Großmugl lief sehr gut – da sind die Bauarbeiter genauso gekommen wie die jungen Leute aus Wien, für die das ein Geheimtipp war, als veganes Essen in Lokalen eine Seltenheit war.

Warum hat es euch dann nach Wien gezogen? Und wie fiel die Wahl auf Burger?
Irene: Es war eine ganz simple Rechnung: Mit mehr veganem Essen und mehr Lokalen können wir mehr Tiere retten. In der Großstadt kommen wir viel schneller mit viel mehr Menschen in Kontakt.
Charly: Uns war eigentlich egal, ob Hot Dogs, Pizza oder Burger; wir wollten einfach möglichst viele Menschen erreichen. Dann haben wir uns überlegt: Was könnte gut funktionieren? Bei unseren Caterings hat sich gezeigt, dass Burger sehr gut ankommen. Burger sind auch niederschwellig – jede:r kennt sie, die probiert man gern mal auch vegan aus.

Wer kommt in die Swing Kitchen? Habt ihr „typische“ Besucher:innen?
Charly: Das hat sich über die Jahre tatsächlich deutlich verändert. Am Anfang war ich oft der einzige Mann im Lokal. Inzwischen sind aber fast die Hälfte unserer Besucher:innen Männer! Außerdem kommen jetzt Menschen aller Altersgruppen: die Hälfte unter, die Hälfte über 30.
Irene: Ehrlich gesagt, nur für die schon vegan lebenden Menschen würden wir’s nicht machen. Die große Chance ist, mit den pflanzlichen Burgern diejenigen zu erreichen, die sonst einen Burger vom Rind gegessen hätten. Da liegt das größte gesellschaftliche Veränderungspotenzial.


Charly Schillinger: „In 20 Jahren wird niemand mehr Fleisch essen. Davon bin ich überzeugt!“
Foto: Swing Kitchen

Was waren eure persönlichen Swing Kitchen-Highlights der letzten Jahre?
Irene: Erst kürzlich hat mir eine Person bei einem Bewerbungsgespräch verraten, dass sie durch die Swing Kitchen vegan geworden ist – und auch mehrere Menschen in ihrem Umfeld. Das ist doch großartig!
Charly: Unser erstes Lokal war für mich schon ein Highlight, und dass wir ein zweites bereits im selben Jahr eröffnen konnten. Dann das erste in der Schweiz. Das schnelle Wachstum freut uns natürlich besonders. Und sonst... Promis waren auch einige da. Pamela Anderson haben wir auf einen Burger eingeladen, aber ansonsten hat sie die gleiche Behandlung bekommen wie alle anderen Gäst:innen.

Habt ihr Empfehlungen für Menschen, die sich in die vegane Gastronomie vorwagen möchten?
Irene: Ich sehe da noch so viel ungenutztes Potenzial! Wie wäre es mit einem veganen Biergarten, einem veganen Heurigen...?
Charly: Mir würde ein rein veganes italienisches Restaurant taugen!
Irene: Ja, da gibt es noch viele Möglichkeiten, sich zu positionieren – natürlich gibt es in der Gastronomie viele Herausforderungen, aber ich möchte unternehmerisch interessierte Menschen da wirklich ermutigen, etwas Neues zu wagen.

Was esst ihr denn selbst am liebsten? Und welches Gericht ist bei den Gäst:innen am beliebtesten?
Charly: Von unseren Besucher:innen wählen drei Viertel das Burger-Menü mit dem Klassiker, dem Swing Burger. Auch unsere Nuggets sind sehr beliebt!
Irene: Wir selbst essen auch weiterhin fast jeden Tag hier, wenn wir im Büro sind. Es schmeckt uns einfach!
Charly: ...und zuhause essen wir in letzter Zeit sehr gern, was unsere Tochter kocht. Sie hat wirklich ein Händchen dafür. Ihre Lasagne ist zum Niederknien!

Ein Ausblick: Wie schätzt ihr die Entwicklungen der nächsten Jahre ein? Und wie wird es mit der Swing Kitchen weitergehen?
Charly: In 20 Jahren wird niemand mehr Fleisch essen. Davon bin ich überzeugt! In 10 Jahren wird es vegane Varianten von allem geben, was man sich wünschen kann, ob Schrimps oder Steak – wir bekommen täglich Produktproben von Firmen und die sind wirklich überzeugend. Auch der Preis wird hier deutlich sinken – sinken müssen, um klimaverträgliche Lebensmittel zu fördern. Wenn es leistbar wird, kaufen es die Leute auch.
Irene: Unser Wunsch und unser Plan für die Swing Kitchen ist es, weiter zu expandieren - möglichst viele Burger, die gegessen werden, sollen vegan sein!

Vielen Dank für das Gespräch und viele weitere beschwingte Jahre mit der Swing Kitchen!