Herausforderung: Vegan in Krankenhäusern und Kuranstalten

Herausforderung: Vegan in Krankenhäusern und Kuranstalten

07.04.2023


© iStock.com/kitzcorner

Spitäler und Kuranstalten sollen Menschen dabei helfen, gesund zu werden bzw. ihre Gesundheit zu erhalten. Auch wenn die medizinische Behandlung und Pflege im Vordergrund stehen, kann eine ausgewogene, vitaminreiche Kost die Heilung fördern. Gleichzeitig können und sollten Aufenthalte in Krankenanstalten dafür genutzt werden, Patient:innen zu einem gesunden Lebensstil zu motivieren. Dieser Anspruch verwundert allerdings beim Anblick der Speisepläne österreichischer Krankenhäuser: Statt frischem Obst und Gemüse wird häufig standardmäßig Hausmannskost serviert – mit zerkochten Nudeln, kaum Gemüse und täglich großen Fleischportionen. Besonders schwierig wird es in der Regel für Veganer:innen: Wenn sie Glück haben, bekommen sie zwar ein eigenes Menü zubereitet, dieses ist jedoch meist unausgewogen zusammengestellt und besteht oftmals nur aus Kartoffeln oder Reis mit weichgekochtem Gemüse. Gerichte solcher Art liefern viel zu wenig Eiweiß, zu wenige Vitamine und Mineralstoffe und häufig auch zu wenig Energie.

Komplett veganes Spital im Libanon

Dass es auch anders geht, zeigt das Hayek-Krankenhaus in Beirut. Als erstes Spital der Welt stellte es 2021 sein Essensangebot um und serviert seinen Patient:innen seitdem ausschließlich rein pflanzliche Vollwertkost. „Unsere Patient:innen werden nicht mehr nach einer Operation aufwachen, um mit Schinken, Käse, Milch und Eiern begrüßt zu werden – also jenen Lebensmitteln, die möglicherweise überhaupt erst zu ihren gesundheitlichen Problemen beigetragen haben“, erklärt das familiengeführte Krankenhaus in einer Stellungnahme. Es zeigt den Menschen stattdessen, wie eine gesunde Ernährung aussehen kann, und trägt damit zu deren langfristiger Lebensstiloptimierung bei.

New York: Vegane Mahlzeiten als Standardoption

Einen beeindruckenden Schritt ist auch New York vor kurzem gegangen: In allen elf öffentlichen Krankenhäusern der Stadt sind vegane Gerichte nun die Standardoption. Es wird erwartet, dass im Jahr 2023 auf diese Weise allein in New Yorks Spitälern 850.000 pflanzliche Mahlzeiten serviert werden. „Wissenschaftliche Forschung hat ergeben, dass pflanzenbasierte Ernährungsformen mit einem signifikant niedrigeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Adipositas und verschiedene Krebsarten verbunden sind. Außerdem können sie zu einem gesunden Körpergewicht und der Behandlung von verschiedenen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen beitragen“, begründet New York Health + Hospitals diese Entscheidung. Das abwechslungsreiche und kulturell diverse Speisenangebot reicht von thailändischen Nudelbowls über sizilianische Vollkornpizza bis hin zu marokkanischer Gemüsetajine mit gerösteten Kichererbsen und Reis. „Gesunde Ernährung ist Medizin, zu der alle New Yorker:innen Zugang haben sollten“, ist Bürgermeister Eric Adams überzeugt.

REDUCE-Kurhotels bieten pflanzliche Vollversorgung

Zurück nach Österreich: Hierzulande sieht die Verpflegung selten besser aus als in Krankenhäusern. Einen vorbildlichen Weg hat das REDUCE-Gesundheitsresort im burgenländischen Bad Tatzmannsdorf eingeschlagen. In dessen vier Kurhotels wird vegane Vollverpflegung vom Frühstück bis zum Abendessen angeboten. Eine Wahloption von drei Menüs ist täglich komplett vegan. Der Aufenthalt in den Kurhotels erfolgt über eine Zuweisung durch die Sozialversicherung im Rahmen einer dreiwöchigen Kur oder GVA (Gesundheitsvorsorge Aktiv). Zusätzlich gibt es zwei 4*S-Thermenhotels, die privat gebucht werden können. „Im Rahmen unserer dreiwöchigen Gesundheitsaufenthalte ist unter anderem der Fokus auf eine bewusste Ernährung besonders wichtig“, erklärt Marketingleiterin Alexandra Klucsarits. Das REDUCE-Gesundheitsresort betrachtet es als Einladung an seine Gäst:innen, pflanzliche Gerichte auszuprobieren. „Sehr häufig sind sie über die Geschmacksvielfalt, die die vegane Küche bietet, überrascht und wir freuen uns, wenn Lieblingsrezepte bei unserer Küchencrew nachgefragt werden.“

Unser Ansatz: Fortbildungen für Krankenhauspersonal

Um das vegane Angebot in Gesundheitseinrichtungen nachhaltig zu verbessern, setzen wir auf gezielte Schulungen von entsprechendem Fachpersonal. Dazu gehören einerseits praxisorientierte Koch-Workshops für Küchenpersonal, die vom VEGAN.AT-Koch Sven Großhans professionell umgesetzt werden. Andererseits legen wir großen Wert auf die fachliche Weiterbildung von Diätolog:innen und Ärzt:innen. So leitete unsere Ernährungswissenschaftlerin Katharina Petter im Mai 2022 auf die Einladung des Wiener Gesundheitsverbunds ein zweitägiges Seminar für Diätolog:innen, die an verschiedenen Wiener Krankenhäusern arbeiten. Zudem durften wir kurz darauf den Allgemeinmediziner Hannes Graf bei einer Fortbildung der Wiener Ärztekammer unterstützen. Das große Interesse und positive Feedback der Teilnehmer:innen lässt hoffen, dass sich die Versorgung in Krankenhäusern und Kuranstalten langfristig gesünder, ökologisch nachhaltiger und veganfreundlicher gestaltet. Wir bleiben am Ball und werden Schulungen in diesen Bereichen forcieren!