Weltfremd: Agrarlobby will das Wort „MLIK“ verbieten

Weltfremd: Agrarlobby will das Wort „MLIK“ verbieten

09.06.2023

Es klingt zu absurd, um wahr zu sein, aber der Feldzug der Agrarlobby gegen Pflanzenmilch hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Landwirtschaftskammer und konservative Agrar-Sprachrohre wie „Landwirt“ verbreiten Propaganda und lobbyieren hinter den Kulissen, um das Wort „MLIK“ zu verbieten. Zuletzt hat eine dubiose Stellungnahme der Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) medial Wellen geschlagen.

Vorgeschichte: Auf EU-Ebene gilt schon seit vielen Jahrzehnten der sogenannte „Bezeichnungsschutz für Milch“. Hersteller:innen und Handel dürfen das Wort „Milch“ nur für Tierprodukte verwenden. Deshalb werden z. B. heimische Sojamilch und biologische Hafermilch auf der Packung nur als „Drinks“ bezeichnet. Umgangssprachlich spricht man jedoch von Milch – und das ist auch legal, weil der Bezeichnungsschutz weder für Medien noch Privatpersonen gilt. Im Jahr 2021 hat sich die Agrarlobby auf EU-Ebene darum bemüht, dass auch Abbildungen von weißen Flüssigkeiten, die Verwendung von Tetra Paks für Pflanzenmilch sowie Vergleiche mit Milch verboten werden, weil die Verwechslungsgefahr angeblich zu groß ist. Das Vorhaben wurde jedoch nach öffentlichem Gelächter vom Rat der EU gestoppt. Wir haben berichtet und dagegen gekämpft.

Darauf folgten Beschwerden an den Werberat, dass das Wort „MLIK“ eine Verwechslungsgefahr birgt, aber diese wurden zurückgewiesen. (Der Hintergrund ist, dass die Firma Joya ein Produkt namens „MLIK“ auf den Markt gebracht hat.)

Inzwischen versucht die Agrarlobby in ganz Europa und auch in Österreich auf Codex-Ebene zu lobbyieren. Da ein echtes Gesetz einer öffentlichen Debatte nicht standhalten könnte, versucht man durch eingeholte Stellungnahmen oder unwahre juristische Interpretationen den Eindruck zu erwecken, dass das Wort „MLIK“ verboten werden muss oder bereits verboten ist.

 

Warum das alles?

 

Der Hintergrund dafür ist der sinkende Verbrauch von Milch und Milchprodukten. Die Kuhmilchlobby versucht das Umsatzwachstum von Pflanzendrinks aufzuhalten und die Marktkommunikation in diesem Bereich einzuschränken.

Dubiose Rolle der AGES und tatsächliche Verwechslungsgefahr

 

Repräsentative GALLUP-Umfragen aus dem Jahr 2021 sowie aus dem April 2023 zeigen, dass 94 % der Menschen zweifelsfrei wissen, dass MLIK ein pflanzliches Produkt ist. Diese Umfrage liegt der AGES vor. Die Zeitschrift „Landwirt“ hat berichtet, dass die AGES eine Stellungnahme publiziert habe, in der von einer „Irreführungseignung“ ausgegangen wird. Diverse Medienberichte haben die Meldung aufgegriffen. Sowohl der gesunde Hausverstand als auch tägliche Erfahrungen sowie Studien zeigen, dass diese Debatte vollkommen weltfremd ist. Es ist eine Schande, dass sich staatliche Stellen wie die AGES überhaupt damit befassen. Die EU sollte sich stattdessen ein Beispiel an den USA nehmen, wo die FDA den Bezeichungsschutz für Milch aufgehoben hat.