Planetary Health Diet – Entwurf einer nachhaltigen Ernährung
Planetary Health Diet – Entwurf einer nachhaltigen Ernährung
Essen ist eine gesundheitliche Notwendigkeit und doch viel mehr als nur das. Essen ist eng mit kulturellen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Aspekten verwoben. Zu definieren, wie eine gesunde oder nachhaltige Ernährung aussieht, ist daher ein komplexes und sensibles Unterfangen. Die EAT-Lancet-Kommission – ein Zusammenschluss aus global renommierten Wissenschaftler:innen – hat sich an das Thema herangewagt und das Konzept der Planetary Health Diet entwickelt.
The Great Food Transformation
„Eine radikale Transformation des globalen Ernährungssystems ist dringend notwendig“, schreibt die erwähnte Expert:innenkommission im Report Healthy Diets from Sustainable Food Systems. Die Notwendigkeit resultiert dabei aus den sozialen und ökologischen Problemen, die mit der globalen Ernährung verbunden sind.
Ökologisches Ziel einer nachhaltigen Ernährung ist es, die Tragfähigkeitsgrenzen des Planeten nicht zu überschreiten. Berechnet werden sie mit sechs Indikatoren: Treibhausgasemissionen, Flächennutzung, Wassernutzung, Stickstoff- und Phosphorausbringung sowie Biodiversitätsverlust. Doch schon heute überschreiten wir mit unserer Ernährung drei von sechs Grenzen. Neben dem Klimawandel läuten beim Artensterben und der Überdüngung die Alarmglocken.
Soziales Ziel ist es, weiters eine gesunde Ernährung für alle Menschen des Planeten sicherzustellen. Doch Unter- oder Fehlernährungen sind in allen Weltregionen ein Problem. Hinzu kommt die Herausforderung, dass bis zur Mitte des Jahrhunderts bis zu 10 Milliarden Menschen auf der Erde leben werden und ein Recht auf eine gesunde Ernährung sowie auf eine intakte Umwelt haben. Ein essentielles Element, um dies zu erreichen, ist ein globaler Ernährungswandel hin zu einer pflanzenbasierten Ernährung.
Mit pflanzenbasierter Ernährung den Diet Gap schließen
Die Wege in eine nachhaltige Ernährung und damit in eine nachhaltige Zukunft müssen laut den Wissenschaftler:innen der EAT-Lancet-Kommission auf drei Säulen aufbauen: In Kombination mit effizienterer Lebensmittelproduktion und Vermeidung von Lebensmittelverschwendung ist eine pflanzenbasierte Ernährung – im Sinne des Konzepts der Planetary Health Diet – notwendig, um die Auswirkungen auf Boden, Luft und Wasser weitgehend in einem nachhaltigen Rahmen zu halten und eine wachsende Weltbevölkerung gesund ernähren zu können.
Derzeit weicht die Ernährung in allen Weltregionen aus unterschiedlichen Gründen jedoch stark von der Planetary Health Diet ab. In Europa werden zu viele Tierprodukte, wie Fleisch, Eier und Milch, und auch stärkehaltige Lebensmittel wie Kartoffeln gegessen. Der Konsum an Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkorngetreide und Nüssen hingegen ist weit zu niedrig. Der Diet Gap – also der Abstand zwischen der gegenwärtigen Ernährung und einer Planetary Health Diet – kann in europäischen Staaten nur durch einen starken Wandel hin zu einer pflanzenbasierten Ernährung erreicht werden.
Die Planetary Health Diet stellt dabei eine Ernährungsform dar, die sozial und ökologisch verträglich ist – mit anderen Worten: Sie ist gesund für Mensch und Umwelt. Das Besondere an ihr ist, dass erstmals wissenschaftlich fundiert ein Ernährungskonzept entwickelt wurde, das in allen Weltregionen anwendbar sein soll. Die Wissenschaftler:innen rund um Harvard-Mediziner Walter Willet betonen die Wichtigkeit der Ernährung für eine nachhaltige Entwicklung: „Die Ernährung wird ein entscheidendes Thema des 21. Jahrhunderts sein. Die Ausschöpfung ihres Potentials wird die Erreichung der Sustainable Development Goals und des Pariser Abkommens vorantreiben.“
Ein Teller im Einklang mit Gesundheit und Umwelt
Wie eine Ernährung nach der Planetary Health Diet konkret aussehen soll, wird mit einem Teller veranschaulicht: Die eine Tellerhälfte (bezogen auf Volumen) sollte jedenfalls mit Obst und Gemüse belegt werden, während sich die andere Tellerhälfte (bezogen auf Kalorien) aus Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten und Nüssen (pflanzliche Proteine) oder Fleisch, Eiern und Fisch (tierliche Proteine), Milch und Milchalternativen, pflanzlichen Ölen und Zucker zusammensetzen kann. Hier gibt es Spielraum: Tierliche Lebensmittel und Zucker sind optional und aus gesundheitlichen sowie ökologischen Aspekten nicht mehr als abgebildet zu konsumieren.
Die Planetary Health Diet schreibt somit keine spezielle Ernährungsweise vor. Sie ist mit flexitarischer, vegetarischer und veganer Ernährung vereinbar. Der Grundsatz lautet: Die Ernährung soll aus einer Vielfalt an pflanzlichen Lebensmitteln bestehen und kann optional mit kleinen Mengen an tierlichen Lebensmitteln kombiniert werden. Eine vegane Ernährung kann durch den Konsum von mehr proteinreichen Hülsenfrüchten und Nüssen einfach umgesetzt werden. Sie stellt somit eine gesunde Variante der Planetary Health Diet dar und weist zudem die geringsten Umweltauswirkungen aller Ernährungsformen auf.
Ein veganer Monat für Umwelt, Gesundheit und Tiere
Neben den klaren Vorteilen für die Umwelt und Gesundheit der Menschen ist die Gesundheit der Tiere nicht zu vergessen: Jährlich werden über 80 Milliarden Tiere an Land – also etwa Rinder, Schweine und Hühner – allein zur Fleischgewinnung getötet. Ein Wandel zu einer pflanzenbasierten Ernährung ist ein essentieller Schritt, um die Massentötung von empfindungsfähigen Lebewesen zu senken und bestenfalls in Zukunft zu einem Relikt der Vergangenheit zu erklären. Eine vegane Ernährung ist nicht nur gut für Umwelt, Tiere und Gesundheit – sie schmeckt zudem auch. Alle, die neugierig geworden sind, laden wir herzlich ein, gemeinsam mit uns einen veganen Monat auszuprobieren. Wir liefern köstliche Rezepte und nützliche Tipps und Tricks zum Ausprobieren der veganen Lebensweise. Mehr Infos und kostenlose Anmeldung unter www.vegan.at/veganermonat. So setzen wir gemeinsam den Entwurf der Planetary Health Diet praktisch um.
Quellen
Willet Walter et al. 2019. Food, Planet, Health. Healthy Diets From Sustainable Food Systems. Summary Report of the EAT-Lancet Commission. https://eatforum.org/content/uploads/2019/01/EAT-Lancet_Commission_Summary_Report.pdf.
Willet Walter et al. 2019. Food in the Anthropocene: the EAT–Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems. The Lancet Commission 393 (10170): 447-492.