Planetary Health Diet – Entwurf einer nachhaltigen Ernährung
Planetary Health Diet – Entwurf einer nachhaltigen Ernährung
Essen ist eine gesundheitliche Notwendigkeit und doch viel mehr als nur das: Es ist eng mit kulturellen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Aspekten verwoben. Zu definieren, wie eine gesunde oder nachhaltige Ernährung aussieht, ist daher ein komplexes und sensibles Unterfangen. Die EAT-Lancet-Kommission – ein Zusammenschluss aus global renommierten Wissenschaftler:innen – hat sich an das Thema herangewagt und das Konzept der Planetary Health Diet entwickelt.
The Great Food Transformation
„Eine radikale Transformation des globalen Ernährungssystems ist dringend notwendig“, schreibt die erwähnte Expert:innenkommission im Report Healthy Diets from Sustainable Food Systems. Die Notwendigkeit resultiert dabei aus den sozialen und ökologischen Problemen, die mit der globalen Ernährung verbunden sind.
Das ökologische Ziel einer nachhaltigen Ernährung besteht darin, die Tragfähigkeitsgrenzen des Planeten nicht zu überschreiten. Berechnet werden sie mit sechs Indikatoren: Treibhausgasemissionen, Flächennutzung, Wassernutzung, Stickstoff- und Phosphorausbringung sowie Biodiversitätsverlust. Doch schon heute überschreiten wir mit unserer Ernährung drei von sechs Grenzen. Neben dem Klimawandel läuten beim Artensterben und bei der Überdüngung die Alarmglocken.
Das soziale Ziel ist weiters, eine gesunde Ernährung für alle Menschen des Planeten sicherzustellen. Doch Unter- oder Fehlernährung ist in allen Weltregionen ein Problem. Hinzu kommt die Herausforderung, dass bis zur Mitte des Jahrhunderts bis zu 10 Milliarden Menschen auf der Erde leben werden und ein Recht auf eine gesunde Ernährung sowie eine intakte Umwelt haben. Ein essenzielles Element, um das zu erreichen, ist ein globaler Ernährungswandel hin zu einer pflanzenbasierten Ernährung.
Grafik: Vegane Gesellschaft Österreich, Quelle: Willet Walter et al. 2019.
Den Diet-Gap mit pflanzenbasierter Ernährung schließen
Die Wege hin zu einer nachhaltigen Ernährung und somit in eine nachhaltige Zukunft müssen laut den Wissenschaftler:innen der EAT-Lancet-Kommission auf drei Säulen aufbauen: In Kombination mit effizienterer Lebensmittelproduktion und Vermeidung von Lebensmittelverschwendung ist eine pflanzenbasierte Ernährung – im Sinn des Konzepts der Planetary Health Diet – notwendig, um die Auswirkungen auf Boden, Luft und Wasser weitgehend in einem nachhaltigen Rahmen zu halten und eine wachsende Weltbevölkerung gesund ernähren zu können.
Derzeit weicht die Ernährung in allen Weltregionen aus unterschiedlichen Gründen jedoch stark von der Planetary Health Diet ab. In Europa werden zu viele Tierprodukte wie Fleisch, Eier und Milch und zu viele stärkehaltige Lebensmittel wie Kartoffeln gegessen. Der Konsum von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkorngetreide und Nüssen ist dahingegen viel zu gering. Der Diet-Gap – also der Abstand zwischen der gegenwärtigen Ernährung und einer Planetary Health Diet – kann in europäischen Staaten nur durch einen starken Wandel hin zu einer pflanzenbasierten Ernährung erreicht werden.
Die Planetary Health Diet stellt dabei eine Ernährungsform dar, die sozial und ökologisch verträglich ist – mit anderen Worten: Sie ist für Mensch und Umwelt gesund. Das Besondere an ihr ist, dass erstmals wissenschaftlich fundiert ein Ernährungskonzept entwickelt wurde, das in allen Weltregionen anwendbar sein soll. Die Wissenschaftler:innen rund um Harvard-Mediziner Walter Willet betonen die Bedeutung der Ernährung für eine nachhaltige Entwicklung: „Die Ernährung wird ein entscheidendes Thema des 21. Jahrhunderts sein. Die Ausschöpfung ihres Potenzials wird die Erreichung der Sustainable-Development-Goals und des Pariser Abkommens vorantreiben.“
Ein Teller im Einklang mit Gesundheit und Umwelt
Wie eine Ernährung nach der Planetary Health Diet konkret aussehen soll, wird mit einem Teller veranschaulicht: Die eine Tellerhälfte (bezogen auf Volumen) sollte jedenfalls mit Obst und Gemüse belegt werden, während die andere Tellerhälfte (bezogen auf Kalorien) aus Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten und Nüssen (pflanzliche Proteine) oder Fleisch, Eiern und Fisch (tierliche Proteine), Milch und Milchalternativen, pflanzlichen Ölen und Zucker zusammengesetzt sein kann. Hier gibt es Spielraum: Tierliche Lebensmittel und Zucker sind optional und sollten aus gesundheitlichen sowie ökologischen Aspekten in keinem größeren Ausmaß als abgebildet konsumiert werden.
Die Planetary Health Diet schreibt somit keine spezielle Ernährungsweise vor. Sie ist mit flexitarischer, vegetarischer und veganer Ernährung vereinbar. Der Grundsatz lautet: Die Ernährung soll aus einer Vielfalt an pflanzlichen Lebensmitteln bestehen und kann optional mit kleinen Mengen an tierlichen Lebensmitteln kombiniert werden. Eine vegane Ernährung kann durch den Konsum von mehr proteinreichen Hülsenfrüchten und Nüssen einfach umgesetzt werden. Sie stellt somit eine gesunde Variante der Planetary Health Diet dar und weist zudem die geringsten Umweltauswirkungen aller Ernährungsformen auf.
Grafik: Vegane Gesellschaft Österreich, Quelle: Willet Walter et al. 2019.
Ein veganer Monat für Umwelt, Gesundheit und Tiere
Neben den klaren Vorteilen für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen ist die Gesundheit der Tiere nicht zu vergessen: Jährlich werden über 80 Milliarden Tiere an Land – also etwa Rinder, Schweine und Hühner – allein für die Fleischgewinnung getötet. Ein Wandel hin zu einer pflanzenbasierten Ernährung ist ein essenzieller Schritt, um die Massentötung von empfindungsfähigen Lebewesen zu verhindern und sie in Zukunft bestenfalls zu einem Relikt der Vergangenheit zu erklären. Eine vegane Ernährung ist nicht nur gut für Umwelt, Tiere und Gesundheit – sie schmeckt zudem auch. Alle, die neugierig geworden sind, laden wir herzlich ein, gemeinsam mit uns einen veganen Monat auszuprobieren. Wir liefern köstliche Rezepte und nützliche Tipps und Tricks zum Ausprobieren der veganen Lebensweise. Mehr Infos und kostenlose Anmeldung unter www.vegan.at/veganermonat. So setzen wir den Entwurf der Planetary Health Diet gemeinsam um.
Quellen
Willet Walter et al. 2019. Food, Planet, Health. Healthy Diets From Sustainable Food Systems. Summary Report of the EAT-Lancet Commission. https://eatforum.org/content/uploads/2019/01/EAT-Lancet_Commission_Summary_Report.pdf.
Willet Walter et al. 2019. Food in the Anthropocene: the EAT–Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems. The Lancet Commission 393 (10170): 447-492.