Neue Versorgungsbilanz bestätigt: Fleischkonsum in Österreich stark gesunken
Neue Versorgungsbilanz bestätigt: Fleischkonsum in Österreich stark gesunken
Der Fleischkonsum ist in Österreich von 2019 auf 2020 von 62,6 kg auf 60,5 kg pro Kopf gesunken. Das entspricht einem Rückgang von 3,4 Prozent (1). Die derzeitige Entwicklung stimmt hoffnungsvoll: Seit Jahrzehnten wurde kein niedrigerer Fleischverbrauch verzeichnet.
Entwicklung des österreichischen Fleischkonsums
Genau genommen entspricht der aktuelle Fleischverbrauch jenem von Ende der 1970er-Jahre. Der derzeitige Fleischkonsum läuft den Entwicklungen seit der Nachkriegszeit entgegen und kann als langfristiger Wandel der österreichischen Ernährungsmuster gedeutet werden. Zur Mitte des 20. Jahrhunderts lag der Fleischkonsum auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau und wuchs bis in die 1990er-Jahre kontinuierlich. Der Verzehr von Fleisch pendelte sich dann auf einem hohen Niveau – zwischen 64 und 66 kg – ein. Mit einer Ausnahme: Im Jahr 2000 wurde mit 68,4 kg der Höhepunkt erzielt (1). Nach der Jahrtausendwende ging es auf hohem Niveau weiter, bis in den letzten fünf Jahren der Fleischkonsum spürbar zu sinken begann. Die neue Versorgungsbilanz der Statistik Austria unterstreicht dies mit dem erwähnten Rückgang von 62,6 kg (2019) auf 60,5 kg (2020) (2).
Nachhaltige Motive für Fleischreduktion
Es kann angenommen werden, dass unterschiedliche Gründe hinter den kurz- wie auch langfristigen Entwicklungen des Fleischkonsums liegen.
Erstens kann die Corona-Pandemie genannt werden. Laut Welternährungsorganisation FAO wird der globale Fleischkonsum pandemiebedingt ein Minus von 1,7 Prozent aufweisen (3). Der Nachfragerückgang könne hierbei in jeder größeren Region weltweit beobachtet werden. Neben Lebensmittelverfügbarkeit und -preisen in Lockdowns sind vor allem auch Bedenken rund um Gesundheit, Umwelt und Tiere für den Rückgang zu nennen. Es wird sich zeigen, ob der Zusammenhang zwischen Massentierhaltung und Pandemierisiko langfristig begriffen wird.
Zweitens kann allgemein – also auch unabhängig von der Corona-Pandemie – ein gesteigertes Interesse an Umwelt, Tieren und Gesundheit beobachtet werden, das mit veränderten Ernährungsmustern einhergeht. So ernähren sich in Österreich mittlerweile 10 Prozent vegetarisch oder vegan und die Hälfte der Bevölkerung will weniger Fleisch zu sich nehmen (4). Die Statistiken zum Fleischkonsum können somit im Spiegel eines breiteren Ernährungswandels betrachtet werden.
Peak Meat: Spitze des Fleischberges
Expert:innen schätzen, dass in westlichen Staaten bis 2025 jener Punkt erreicht sein wird, über welchen der Fleischkonsum nicht hinaus wächst – also der Peak Meat (5). Das Wachstum im Markt an veganen und zellbasierten Fleischalternativen kann als Indiz und Katalysator dieser Entwicklung verstanden werden. Die österreichischen Statistiken werfen zudem die Frage auf, ob der Peak Meat bereits erreicht wurde und somit wesentlich früher als prognostiziert. Für den Umwelt- und Klimaschutz sowie die Gesundheit wäre es wünschenswert, vor allem aber für die Tiere, die unter katastrophalen Haltungsbedingungen als Lebensmittellieferanten ausgebeutet werden.
Quellen
(1) Statistik Austria. 2021. Versorgungsbilanzen. https://www.statistik.at/web_de/statistiken/wirtschaft/land_und_forstwirtschaft/preise_bilanzen/versorgungsbilanzen/index.html
(2) Statistik Austria. 2021. Supply balance sheet for meat by species. https://statcube.at/statistik.at/ext/statcube/jsf/tableView/tableView.xhtml
(3) FAO. 2021. Global food markets still brace for uncertainty in 2020/21 because of COVID-19 says FAO. http://www.fao.org/news/story/en/item/1287515/icode/
(4) Vegane Gesellschaft Österreich. 2020. Zahlen & Fakten: Trend zu pflanzlichen Produkten. https://www.vegan.at/zahlen
(5) Boston Consulting Group. 2021. 'Peak Meat' by 2025 for Europe and the US. https://www.bcg.com/news/23march2021-peak-meat-2025-europe-us