Österreichische Betriebskantinen im Veggie-Test

Österreichische Betriebskantinen im Veggie-Test

22.07.2019

Pflanzliche Speisen sind in aller Munde! Denn das pflanzliche Angebot im Lebensmittelhandel und in Restaurants wächst unaufhaltsam. Doch wie sieht es bei den Gemeinschaftsverpflegern aus? Wir haben in Zusammenarbeit mit HGV Praxis, einer renommierten Gastronomiezeitschrift, das Angebot der größten österreichischen Betriebskantinen unter die Lupe genommen.

Ernährungsverhalten im Wandel und boomende Veggie-Produkte

In Österreich lebt etwa jede zehnte Person vegetarisch oder vegan und etwa 4,7 Millionen wollen ihren Fleischkonsum reduzieren. Der Markt für Veggie-Produkte ist daher überaus interessant für Unternehmen. Aus wirtschaftlicher Perspektive ist die Gruppe der Flexitarier:innen am interessantesten. Denn 95 % der veganen und 80 % der vegetarischen Produkte werden von ihnen gekauft. Die Zeit ist also auch überaus reif für eine pflanzlichere Gestaltung des gastronomischen Angebots.

Erhebung stößt auf überaus positive Resonanz

Wir haben die 50 größten Betriebskantinen in Österreich in den Kategorien „Eigenregie“ und „Catering“ zu ihrem vegan-vegetarischen Angebot befragt. Thematisch gliedert sich unsere Erhebung in fünf Blöcke: Angaben zum Betrieb, Angebotsvielfalt, Qualitätsmanagement und Transparenz in der Warenbeschaffung, Kundenkommunikation und Zielgruppe, Herausforderungen und Perspektiven. Die überaus hohe Rücklaufquote unseres Fragebogen lässt auf beachtliches Interesse der Gemeinschaftsverpfleger schließen.

Ergebnisse verdeutlichen große Potenziale und Kooperationsbereitschaft

Die Ergebnisse des Rankings wurden von unserem Obmann Felix Hnat im März 2019 beim 9. GV-Symposium in Wien präsentiert. Bei dieser hochkarätigen Fachtagung wurden überdies die besten Betriebskantinen prämiert. Die Kategorie „Eigenregie“ wird von DoN in der Allianz angeführt. Als einzige Kantine bietet sie täglich Suppe, Hauptspeise und Dessert in veganer Variante an. Das SV Mitarbeiterrestaurant der Porsche Holding erreichte in der Kategorie „Caterer“ den ersten Platz. Potenziale ergeben sich bei den Kantinen bei der Erweiterung des pflanzlichen Angebots und der Verbesserung der Kommunikation mit Kund:innen. Wir sind sehr erfreut über die große Kooperationsbereitschaft vonseiten der Kantinen.

Kantinen streben nach Veränderung

Inspiriert vom großen Erfolg des Rankings werden wir im nächsten Jahr die Betriebskantinen erneut unter die Lupe nehmen. Die Teilnehmer:innen sind überaus bestrebt, im Ranking nach oben zu klettern oder ihre Führungsposition zu verteidigen. So haben wir bereits zahlreiche Schulungen bei den Betriebskantinen durchgeführt. Eine großartige Maßnahme hat das Mitarbeiterrestaurant der AK Wien gesetzt: Im Juni 2019 erfolgte die komplette Umstellung auf eifreie Nudeln. Das Eurest Betriebsrestaurant der Siemens City plant einen Klimaaktionsmonat: Täglich wird eine vegane Hauptspeise als umweltfreundliche Wahl erhältlich sein. Auch wir haben spannende Neuigkeiten: Bäckereien werden ab sofort in einem eigenen Ranking untersucht werden. Dass die Zukunft pflanzlich is(s)t, ist aktueller und bedeutender denn je!

5 goldene Regeln des veganen Marketings

Seit über 20 Jahren begleiten wir Unternehmen bei der Vermarktung von veganen Produkten. Aus unserem Erfahrungsschatz können wir fünf Faktoren identifizieren, die essentiell für die erfolgreiche Vermarktung von veganen Optionen sind.

1. In Zielgruppen denken In Österreich leben 1,2 % vegan und weitere 10 % vegetarisch. Etwa 10-15 % leiden an einer Laktoseintoleranz und 52 % wollen als Flexitarier:innen ihren Fleischkonsum reduzieren. Die restlichen 22 % der Bevölkerung sind überzeugte Fleischfans. Bei der Angebotsentwicklung darf der Blick auf die Zielgruppe nicht verloren gehen.

2. Vegane Optionen bringen zusätzliche Gäste Restaurants mit pflanzlichem Angebot ziehen nicht nur vegane, vegetarische und laktoseintolerante Personen an, sondern auch Flexitarier:innen. Somit sind vier von fünf Personen an veganen Optionen interessiert. Der Stamm an Kund:innen kann durch pflanzliches Angebot erweitert werden – wenn dieses effektiv kommuniziert wird.

3. Food is sexy, not ideology Ansprechendes Aussehen, angenehmer Geruch und attraktive Produktbezeichnungen sind essentiell für die erfolgreiche Vermarktung von veganen Speisen. Der Begriff „vegan“ ist unter Veganer:innen und den meisten Vegetarier:innen positiv besetzt, kann aber aufgrund fehlender Identifizierung für omnivore Kund:innen abschreckend sein. Ein „herzhaftes Kartoffelgulasch“ wird mit Sicherheit besser angenommen werden als ein „veganer Eintopf“.

4. Exzellente Lage ist essentiell Die Lage eines Gastronomiebetriebs ist der wohl entschiedenste Erfolgsfaktor – noch vor dem Konzept und der Speisenqualität. Uns ist kein Restaurant bekannt, das alleine durch die Zielgruppe der Veganer:innen überleben kann. Nicht-vegane Kund:innen sind für den Erfolg des Betriebs unerlässlich und besonders für sie ist die gute Erreichbarkeit des Lokals von Bedeutung.

5. Konzept adressiert breites Publikum Das Gastronomiekonzept sollte ein möglichst breites Publikum adressieren. Betriebe ohne pflanzliches Angebot schließen mindestens 26 % der Personen aus. Ein vegetarisches Angebot ist ein erster Schritt, aber vegane und laktoseintolerante Personen profitieren nicht davon. Ein veganes Angebot ist für alle Ernährungsgruppen verträglich und richtig kommuniziert können sogar Fleischfans zum pflanzlichen Konsum animiert werden.