Klimagerechte Ernährung – genussvoll die Umwelt schützen
Klimagerechte Ernährung – genussvoll die Umwelt schützen
Unsere Ernährung kann der Schlüssel zu einer klimagerechten Welt sein – wenn wir vom massenhaften Konsum von Fleisch, Milch und Eiern abkommen. Dass hierzulande pro Kopf und Jahr 65 kg Fleisch verzehrt werden, stößt nicht nur unserer Gesundheit, sondern auch der Umwelt schwer auf. Um die Klimaziele des Pariser Abkommens zu erreichen und die globale Erwärmung unter 2° C zu halten, reicht ein Wandel in den Bereichen Industrie, Energie und Transport alleine nicht aus. Eine (vorwiegend) pflanzliche Ernährung ist unumgänglich, um den Kollaps des Weltklimas zu verhindern. Zu dieser Erkenntnis kommt die University of Oxford nach einer groß angelegten Studie über die ökologischen Auswirkungen unseres Ernährungssystems. „Die Treibhausgasemissionen können ohne Umstellung auf eine stärker pflanzenbasierte Ernährung nicht ausreichend gesenkt werden“, betont der Studienleiter Marco Springmann.
Zukunft der Ernährung
Bereits heute überschreiten wir die Tragfähigkeitsgrenze der Erde. Besonders alarmierend ist, dass laut Prognosen die ernährungsbedingten Treibhausgase im Jahr 2050 um beinahe 90 % höher sein sollen als 2010. Zurückzuführen ist dies auf die erwartete Nachfragesteigerung nach Fleisch und Milch. Eine tragende Rolle spielt hierbei das Bevölkerungs- und Wohlstandswachstum in weiten Teilen der Erde. Der Großteil der tierischen Lebensmittel wird jedoch nach wie vor im Globalen Norden konsumiert. Laut der University of Oxford müssen die westlichen Länder dringend den Verzehr an Rindfleisch um 90 % und an Milch um 60 % reduzieren. Hülsenfrüchte sind eine klimafreundliche und gesunde Alternative zu tierischen Produkten und sollten fünf Mal so häufig wie derzeit gegessen werden.
Als Gewohnheitstieren fällt es vielen Menschen allerdings schwer, auf tierische Produkte zu verzichten. Die Forschung und Entwicklung rund um pflanzliches und zellbasiertes Fleisch läuft momentan auf Hochtouren. Das gibt Grund zur Hoffnung, einen klimafreundlichen und genussvollen Konsum von Fleischalternativen zu ermöglichen. Erfolgsgeschichten rund um Unternehmen wie Beyond Meat und Impossible Foods zeigen, dass pflanzliche Fleischalternativen längst kein Nischenprodukt mehr sind, sondern von der Allgemeinbevölkerung gefeiert werden. Laut Prognosen von A.T. Kearney steht eine Revolution des Fleischmarktes bevor: Bereits im Jahr 2040 werden nur mehr 40 % des Fleisches auf konventionelles Fleisch entfallen. Der Rest stammt nicht von getöteten Tieren, sondern besteht zu 25 % aus veganen Fleischalternativen und zu 35 % aus zellbasiertem Fleisch.
Ernährung und Treibhausgase
Doch warum hat unsere Ernährung einen so großen Einfluss auf den Klimawandel? Tierische Lebensmittel verursachen laut FAO 18 % der Treibhausgase – und somit sogar mehr als der gesamte globale Verkehr. Die Produktion von Fleisch, Milch und Eiern ist sehr ressourcen- und energieintensiv. Kohlendioxid (CO2) entsteht hierbei vor allem durch Waldrodungen, um Weideflächen für Tiere oder Ackerflächen für den Futtermittelanbau zu schaffen. Besonders die ohnehin fragile grüne Lunge der Erde, der Amazonas-Regenwald, fällt dem menschlichen Fleischhunger zum Opfer. Die Treibhausgase Methan (CH4) und Lachgas (N2O) haben ein weit höheres Treibhauspotential als CO2 und spielen in der Landwirtschaft eine große Rolle. So wirkt Methan 28 Mal so stark wie CO2. Es entsteht unter anderem durch die Verdauungstätigkeiten von Rindern und anderen Wiederkäuern und durch die Lagerung und Ausbringung von Gülle. Lachgas wirkt sogar 265 Mal so stark wie CO2. Der Großteil der Emissionen an Lachgas wird durch Tierhaltung, Futtermittelproduktion und Düngermanagement verursacht.
Die Umweltauswirkungen von Lebensmitteln variieren je nach Landwirtschaftspraktik (konventionell oder bio, intensiv oder extensiv) und geografischen Produktionsbedingungen. Mithilfe der Oxford-Studie von Poore und Nemecek, die etwa 38.700 landwirtschaftliche Betriebe aus 119 Ländern analysiert hat, können dennoch global gültige Schlussfolgerungen gezogen werden: Pflanzliche Lebensmittel sind ökologisch verträglicher als tierische Lebensmittel – selbst als jene mit vergleichsweise geringen Umweltauswirkungen. Die Größe der katastrophalen Umweltauswirkungen spricht für sich selbst: Tierische Lebensmittel beanspruchen 83 % der Landwirtschaftsflächen und verursachen etwa 60 % der Emissionen – doch sie stellen nur 37 % des konsumierten Proteins und 18 % der Kalorien bereit.
Pflanzen und Tiere unter der Lupe
Der Vergleich von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln zeigt, dass unsere Ernährungsentscheidungen sehr unterschiedlich hohe Treibhausgasemissionen nach sich ziehen. Tofu verursacht bezogen auf denselben Proteingehalt 96 % weniger Treibhausgase als Rindfleisch. Wählt man Sojamilch statt Kuhmilch, spart man 69 % Treibhausgase ein. Die Umweltauswirkungen von Lebensmitteln lassen sich anhand einer beliebten Mahlzeit illustrieren: Hamburger mit Pommes und Salat. Wenn der Burger aus Rindfleisch zubereitet wird, verursacht die gesamte Mahlzeit 2,93 kg CO2-Äquivalente. Wählt man hingegen die pflanzliche Variante und somit einen Burger aus Soja, entstehen nur mehr 0,62 kg CO2-Äquivalente. Die Klimawirkung hat sich somit um 78,84 % verringert. Positive Wirkungen ergeben sich auch beim Wasserbedarf (1.814 l bei der Fleisch-Variante und 353 l bei der Veggie-Variante) und beim Flächenbedarf (3,56 m2 bei der Fleisch-Variante und 0,56 m2 bei der Veggie-Variante). Jede umweltfreundliche Mahlzeit ist wichtig für die Zukunft des Planeten!
Veganer Monat: 30 Tage für dich und die Umwelt
Streicht eine Person tierische Lebensmittel vom Speiseplan, verursacht ihre Ernährung etwa 75 % weniger Treibhausgase. Kein Wunder, dass die pflanzliche Ernährung bei immer mehr Personen auf Interesse und Neugier stößt. Doch hin und wieder drängen sich auch Bedenken und Zweifel auf: Schmeckt die vegane Küche? Ist ein pflanzlicher Lebensstil nicht furchtbar kompliziert? Und woher bekomme ich alle Nährstoffe? Mit unserem „Veganen Monat“ möchten wir das Kennenlernen der pflanzlichen Ernährung so einfach und schmackhaft wie möglich machen. Wir begleiten dich mit unserer E-Mail-Einstiegshilfe einen Monat lang beim Ausprobieren der veganen Ernährung und versorgen dich mit köstlichen Rezepten, nützlichen Tipps und spannenden Infos. Tausende Personen haben bereits teilgenommen und 98 % würden unseren veganen Monat weiterempfehlen. Melde dich kostenlos und unverbindlich unter www.vegan.at/veganermonat an und freu dich auf einen spannenden Monat im Zeichen des Umwelt- und Klimaschutzes!
Niemand ist zu klein, um einen Unterschied zu machen
Die Umwelt- und Klimakrisen haben zur Formation einer neuen globalen Klimagerechtigkeitsbewegung geführt. Entfacht wurde diese von Greta Thunberg mit ihrem „Skolstrejk för klimatet“ (dt. „Schulstreik für das Klima“). Im August 2018 begann die damals 15-Jährige, vor dem schwedischen Parlament zu protestieren. Kurze Zeit später organisierten sich hunderttausende Schüler_innen rund um dem Globus. Im Rahmen von „Fridays For Future“ wird wöchentlich in unzähligen Städten für eine nachhaltige Klimapolitik protestiert. Beim globalen Klimastreik im März 2019 gingen Millionen Menschen in 112 Ländern auf die Straße. Die Resonanz auf Greta Thunbergs Engagement war und ist enorm – Auftritte im EU-Parlament, auf der UN-Weltklimakonferenz und der Jahrestagung des World Economic Forum folgten.
So energisch sie von Entscheidungsträger_innen eine ernstzunehmende Klimapolitik fordert, so konsequent lebt sie auch privat. Sie verreist nicht mit dem Flugzeug, kauft kaum neue Dinge und lebt vegan. Auch ihre Familie hat sie zu diesem nachhaltigen Lebensstil bewegt: „Ich habe ihnen immer wieder erzählt, dass sie unsere Zukunft stehlen“, erzählt sie in einem Interview. Am Anfang sei es nicht einfach gewesen, sie von einer pflanzlichen Ernährung und anderen Praktiken eines nachhaltigen Lebensstils zu überzeugen. „Du kannst dich nicht für Menschenrechte einsetzen, während du diesen Lebensstil führst“, ist Greta Thunbergs Meinung. Pointiert verdeutlicht sie die Notwendigkeit eines fundamentalen Wandels der westlichen Lebensstile und Ernährungsweisen – hin zu einer pflanzlichen Ernährung. Ihre Worte schaffen dafür auch die notwendige Portion Motivation: „Niemand ist zu klein, um einen Unterschied zu machen.“
Die Zukunft liegt auf unserem Teller
Die Uhr tickt – denn ob wir die drohende Klimakatastrophe noch abwenden können, wird sich bereits in den nächsten Jahren zeigen. Wir brauchen eine mutige Umwelt- und Klimapolitik – auf allen Ebenen. Wir brauchen ein starkes Bekenntnis zur globalen Klimagerechtigkeit – in der Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Vor allem brauchen wir auch ein stärkeres Bewusstsein für die Klimaauswirkungen der Landwirtschaft und Ernährung. So ist die University of Oxford zur Erkenntnis gekommen, dass die vegane Ernährung der größte Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz ist, den jede und jeder Einzelne von uns leisten kann. Unser Ernährungsverhalten kann somit ein unglaublich starkes Tool im Kampf gegen die Klimakatastrophe sein. Lassen wir dieses nicht ungenützt. Mit jeder pflanzlichen Mahlzeit können wir einen Beitrag zu einer klimagerechten Welt leisten – und tun obendrein unserer Gesundheit und den Tieren etwas Gutes!
Veganerin und Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg
Über gesellschaftliche Verantwortung „Wir müssen in unseren heutigen Gesellschaften fast alles verändern. Je größer dein CO2-Fußabdruck ist, desto größer ist deine moralische Verpflichtung. Je größer deine Plattform ist, desto größer ist deine Verantwortung. Erwachsene sagen immer, dass sie es den jungen Menschen schuldig sind, ihnen Hoffnung zu geben. Aber ich will eure Hoffnung nicht. Ich will nicht, dass ihr hoffnungsvoll seid. Ich will, dass ihr in Panik geratet. Ich will, dass ihr die Angst fühlt, die ich jeden Tag fühle, und dann will ich, dass ihr handelt. Ich will, dass ihr handelt, als ob ihr in einer Krise wärt. Ich will, dass ihr handelt, als ob das Haus in Flammen stünde, denn das tut es.“ – Rede, World Economic Forum, Davos, Schweiz, 2019
Über ihre vegane Lebensweise „Ich habe aus ethischen und ökologischen Gründen aufgehört, Fleisch und Milchprodukte zu essen. Wir leben nicht innerhalb der planetaren Grenzen und wir riskieren die Zukunft von zukünftigen Generationen, wenn wir so weitermachen. Wir müssen uns jetzt ändern, denn morgen ist es möglicherweise zu spät.“ – UN-Weltklimakonferenz/Democracy Now, Katowice, Polen, 2018
Über ihr Interesse für die Umwelt „Mein Interesse für das Klima und die Umwelt begann, als ich etwa neun Jahre war. Meine Lehrer_innen in der Schule haben mir erzählt, dass es den Klimawandel gibt und dass er durch die Menschen und ihr Verhalten verursacht wird. Ich dachte mir, dass das sehr merkwürdig klingt. Denn wenn das so wäre, wenn etwas so Großes unsere Existenz bedrohen würde, dann wäre das unsere oberste Priorität. Wir würden über nichts anderes sprechen. Aber es war nicht unsere oberste Priorität.“ – Interview, UN-Weltklimakonferenz/Democracy Now, Katowice, Polen, 2018
Über fehlendes Problembewusstsein „Wir leben in einer merkwürdigen Welt, in der die gesamte Wissenschaft uns sagt, dass wir etwa elf Jahre davon entfernt sind, eine irreversible Kettenreaktion auszulösen, die weit über die menschliche Kontrolle hinausgeht und wahrscheinlich das Ende unserer Zivilisation, wie wir sie kennen, sein wird. Wir leben in einer merkwürdigen Welt, in der Kinder ihre Bildung opfern müssen, um gegen die Zerstörung ihrer Zukunft zu protestieren, in der die Personen, die am wenigsten zu dieser Krise beigetragen haben, diejenigen sind, die am meisten betroffen sein werden, in der Politiker_innen sagen, es sei zu teuer, die Welt zu retten, während sie Billionen Euros zur Subventionierung von fossilen Brennstoffen ausgeben. Wir leben in einer merkwürdigen Welt, in der es niemand wagt, über unsere gegenwärtigen politischen Systeme hinauszuschauen, auch wenn es klar ist, dass die Antworten, die wir suchen, nicht in der Politik von heute gefunden werden können.“ – Rede, Goldene Kamera, Berlin, Deutschland, 2019
Greta Thunberg, (c) Andreas Hellberg