Markt für pflanzliche Lebensmittel: Wachstum in Österreich und Europa

Markt für pflanzliche Lebensmittel: Wachstum in Österreich und Europa

10.05.2023


(c) iStock.com/dusanpetkovic

Alternativen zu Fleisch, Fisch, Milch und Eiern sind der Schlüssel für ein nachhaltiges Ernährungssystem. Das sieht auch das The Good Food Institute, eine internationale NGO mit Ernährungsschwerpunkt, so und hat in einem neuen Report den Markt für pflanzliche Lebensmittel in dreizehn europäischen Ländern unter die Lupe genommen. Österreich ist eines davon. Das Fazit stimmt optimistisch: Der Absatz von pflanzlichen Lebensmitteln im Einzelhandel nimmt auch in wirtschaftlich turbulenten Zeiten weiterhin zu.

Key-Facts zum Markt für pflanzliche Alternativen in Europa*

  • 5,7 Milliarden Euro schwer ist der Einzelhandelsmarkt für pflanzliche Alternativen.
  • Um 6 Prozent ist der Umsatz zwischen 2021 und 2022 gestiegen.
  • Um 22 Prozent ist der Umsatz zwischen 2020 und 2022 gestiegen.

Der Markt für pflanzliche Alternativen wächst und wächst. Pflanzliche Milch und pflanzliches Fleisch machen mit 2,2 bzw. 2,0 Milliarden Euro den größten Teil am Alternativmarkt aus. Das Umsatzwachstum ist mit 7 bzw. 3 Prozent aufgrund der bestehenden Etablierung im Lebensmittelhandel geringer als in anderen Teilen des Alternativmarkts, aber im Vergleich mit dem gesamten Lebensmittelmarkt noch immer beachtlich. Sehr dynamisch sind derzeit Fischalternativen, die mit 43 Millionen Euro nur einen kleinen Teil des Markts einnehmen. Ihr Umsatzwachstum von 60 Prozent zeigt aber, dass dieser Teil des Alternativmarkts noch wenig erschlossen ist und attraktive Wachstumschancen bietet.

Grundsätzlich müssen die aktuellen Umsatz- und Absatzentwicklungen im Kontext der wirtschaftlichen und politischen Lage gesehen werden (bspw. der russische Krieg gegen die Ukraine oder die steigende Inflation). Der Alternativmarkt wächst daher im Vergleich mit den Vorjahren langsamer. Bemerkenswert ist aber, dass sowohl Umsätze als auch Absätze in schwierigen Zeiten weiter steigen. Das kann als ein starkes und langfristiges Interesse von Konsument:innen an veganen Optionen interpretiert werden.

Österreich: Marktzuwachs bei pflanzlichen Alternativen

Hierzulande ist der Markt für pflanzliche Alternativen 99,6 Millionen Euro groß, was einem Wachstum von 8 Prozent in der Periode 2021–2022 bzw. von 22 Prozent in der Periode 2020–2022 entspricht.

Somit entwickeln sich pflanzliche Alternativen besser als der gesamte Lebensmittelhandel, der nach laufenden Preisen berechnet im letzten Jahr um nur 5 Prozent gewachsen ist (nominelle Veränderung). Wird die Inflation eingerechnet, verzeichnet der Sektor sogar ein Minus von 3,3 Prozent (reale preisbereinigte Veränderung) (Statistik Austria 2023).

Wie in anderen europäischen Ländern ist pflanzliche Milch auch in Österreich die größte Gruppe am Alternativmarkt. Im letzten Jahr wurden Umsätze in Höhe von 49,6 Millionen Euro erzielt, was einem Wachstum von 5 Prozent entspricht.

Pflanzliches Fleisch reiht sich an die Milchalternativen. Mit 25,3 Millionen Euro ist der Markt für pflanzliches Fleisch durchaus kleiner als jener für pflanzliche Milch, eine Wachstumsrate von 10 Prozent deutet aber auf einen ungesättigten Markt mit attraktiven Chancen für Lebensmittelhersteller:innen und -händler:innen hin.

Auch in Österreich ist der Markt für pflanzliche Alternativen zu Fisch mit 1,7 Millionen Euro verhältnismäßig klein. Ein Wachstum von 250 Prozent unterstreicht aber, wie gefragt innovative Lebensmittel in diesem Bereich und welche wirtschaftlichen Chancen zu erwarten sind.

Vergleich pflanzlich/tierlich: Vegane Alternativen werden beliebter und sind weniger von Inflation betroffen

Ein preislicher Vergleich der Lebensmittelgruppen zeigt, dass pflanzliche Alternativen im Durchschnitt weniger stark von der Inflation betroffen sind. Beispielsweise erhöhte sich der Preis von pflanzlichem Fleisch um 1 Prozent, während es bei abgepacktem konventionellem Fleisch 13 Prozent waren.

Ein mengenmäßiger Vergleich von Lebensmitteln unterstreicht, dass sich pflanzliche Alternativen zu Fleisch und Milch besser als die tierlichen Pendants entwickeln. In den letzten zwei Jahren, also zwischen 2020 und 2022, stieg die Menge an verkaufter pflanzlicher Milch um 21 Prozent, jene an pflanzlichem Fleisch um 27 Prozent. In derselben Zeitperiode wurden 10 Prozent weniger Milchprodukte und 15 Prozent weniger Fleischprodukte verkauft.

Favoriten am pflanzlichen Markt: Vegane Schnitzel und Hafermilch

Beliebt sind am pflanzlichen Fleischmarkt in Österreich vor allem Alternativen zu Fleischzubereitungen wie Schnitzel und Nuggets (43 Prozent). Es folgen Wurst (19 Prozent), Burger (18 Prozent) und Würste (13 Prozent). Pflanzliches Fleisch umfasst hier sogenannte Analoga (d. h. Lebensmittel, die Fleisch optisch und geschmacklich imitieren, beispielsweise Beyond Meat) sowie Nichtanaloga (d. h. Lebensmittel, die Fleisch nicht nachempfunden sind, beispielsweise Pattys aus wenig verarbeiteten Hülsenfrüchten). Tofu und Seitan sind in den Kategorien nicht enthalten und werden nicht als Teil des Markts für pflanzliches Fleisch gezählt.

Auch am pflanzlichen Milchmarkt gibt es in Österreich klare Favoriten. Der Großteil der verkauften Pflanzenmilch entfällt mittlerweile auf Hafermilch (55 Prozent). Dahinter liegen Sojamilch (17 Prozent) und Mandelmilch (16 Prozent). Als Ergänzung: Pflanzliche Milch wird auf Basis von Hülsenfrüchten, Getreide oder Nüssen hergestellt. Einfache Pflanzenmilch (88 Prozent) wird am häufigsten konsumiert. Der Rest (12 Prozent) entfällt auf pflanzliche Milch mit Geschmack (wie Vanille oder Schokolade) sowie andere milchbasierte Getränke.

Blick in die Zukunft: Pflanzliche Lebensmittel für Gesellschaft und Wirtschaft attraktiv

Klima-, Umwelt- und Tierschutz werden in der Gesellschaft wichtiger und dementsprechend fragen immer mehr Menschen pflanzliche Alternativen zu Fleisch, Fisch, Milch und Eiern nach. Der Report des The Good Food Institute lässt keine Zweifel daran, dass pflanzliche Lebensmittel für den Lebensmittelhandel die Zukunft sind. Der Markt für Alternativen zu Fleisch, Milch und Co. wächst – und das auch in einer gesellschaftlich und wirtschaftlich kritischen Zeit. Während die Verkaufszahlen von Pflanzenmilch und -fleisch im letzten Jahr stiegen, sanken jene von konventionellen Milch- und Fleischprodukten. Das unterstreicht, dass die Motive für den Kauf von pflanzlichen Lebensmitteln bei den Konsument:innen stark sind. Daher sollten Unternehmen:innen die Forschung, Entwicklung und Vermarktung pflanzlicher Lebensmittel vorantreiben. Gesellschaftliche und nicht zuletzt auch wirtschaftliche Gründe gibt es dafür genügend.

Anmerkung

* Das The Good Food Institute hat mit Daten des Marktforschungsunternehmens NielsenIQ gearbeitet und die folgenden dreizehn europäischen Länder analysiert: Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Spanien.

Alle Zahlen stammen von The Good Food Institute Europe (2023), außer anders angegeben.

Quelle

The Good Food Institute Europe. 2023. Österreich: Entwicklung des Marktes für pflanzliche Lebensmittel im Einzelhandel 2020-2022. https://gfieurope.org/wp-content/uploads/2023/03/Marktentwicklung-Plantbased-in-Osterreich-2020-2020-DE.pdf (Zugegriffen: 12.04.2023)

Statistik Austria. 2023. Konjunkturstatistik. Handel, Dienstleistungen. https://www.statistik.at/fileadmin/user_upload/SB_3-3_Konjunkturstatistik_12_22.pdf (Zugegriffen: 12.04.2023)