Markt für pflanzliche Lebensmittel: Wachstum in Österreich und Europa
Markt für pflanzliche Lebensmittel: Wachstum in Österreich und Europa
(c) iStock.com/dusanpetkovic
Alternativen zu Fleisch, Fisch, Milch und Eiern sind ein Schlüssel für ein nachhaltiges Ernährungssystem. Das sieht auch das Good Food Institute, eine internationale NGO mit Ernährungsschwerpunkt, so. In einem neuen Report hat es den Markt für pflanzliche Lebensmittel in 13 europäischen Ländern unter die Lupe genommen. Österreich ist eines davon. Das Fazit stimmt optimistisch: Pflanzliche Lebensmittel im Einzelhandel wachsen weiterhin, auch in einer wirtschaftlich turbulenten Zeit.
Key Facts zum Markt für pflanzliche Alternativen in Europa*
- 5,7 Milliarden – So schwer ist der Einzelhandelsmarkt für pflanzliche Alternativen
- + 6 Prozent – So stark ist der Umsatz zwischen 2021 und 2022 gestiegen
- + 22 Prozent – So stark ist der Umsatz zwischen 2020 und 2022 gestiegen
Der Markt für pflanzliche Alternativen wächst und wächst. Pflanzliche Milch und pflanzliches Fleisch machen mit 2,2 bzw. 2,0 Milliarden Euro den größten Teil im Alternativmarkt aus. Ihr Umsatzwachstum ist mit 7 bzw. 3 Prozent durch eine bestimmte Etablierung im Lebensmittelhandel geringer als in anderen Teilen des Alternativmarktes, aber im Vergleich zum gesamten Lebensmittelmarkt noch immer beachtlich. Sehr dynamisch sind derzeit Fischalternativen. Sie nehmen mit 43 Millionen Euro nur einen kleinen Teil des Marktes ein. Ihr Umsatzwachstum von 60 Prozent zeigt aber, dass dieser Teil des Alternativmarktes noch wenig erschlossen ist und sehr attraktive Wachstumschancen bietet.
Grundsätzlich müssen die aktuellen Umsatz- und Absatzentwicklungen im Kontext der wirtschaftlichen und politischen Lage gesehen werden (bspw. der russische Krieg gegen die Ukraine, die steigende Inflation). Der Alternativmarkt wächst im Vergleich zu den Vorjahren langsamer. Bemerkenswert ist aber, dass sowohl Umsätze als auch Absätze auch in schwierigen Zeiten weiter steigen. Das kann als starkes und langfristiges Interesse von Konsument:innen an veganen Optionen interpretiert werden.
Österreich: Pflanzliche Alternativen wachsen und etablieren sich
Hierzulande ist der Markt für pflanzliche Alternativen 99,6 Millionen Euro groß. Das entspricht einem Wachstum von 8 Prozent in der Periode 2021-2022 bzw. von 22 Prozent in der Periode 2020-2022.
Damit entwickeln sich pflanzliche Alternativen besser als der gesamte Lebensmittelhandel. Berechnet nach laufenden Preisen ist dieser im letzten Jahr um nur 5 Prozent gewachsen (nominelle Veränderung). Rechnet man die Inflation mit ein, verzeichnet der Sektor sogar ein Minus von 3,3 Prozent (reale, preisbereinigte Veränderung) (Statistik Austria 2023).
Wie in anderen europäischen Ländern ist pflanzliche Milch auch in Österreich die größte Gruppe im Alternativmarkt. Im letzten Jahr wurden Umsätze in Höhe von 49,6 Millionen Euro erzielt. Das entspricht einem Wachstum von 5 Prozent.
Pflanzliches Fleisch reiht sich an die Milchalternativen. Mit 25,3 Millionen Euro ist der Markt für pflanzliches Fleisch durchaus kleiner als jener für pflanzliche Milch. Eine Wachstumsrate von 10 Prozent deutet aber auf einen ungesättigten Markt mit attraktiven Chancen für Lebensmittelhersteller und -händler hin.
Auch in Österreich ist der Markt für pflanzliche Alternativen zu Fisch mit 1,7 Millionen Euro verhältnismäßig klein. Ein Wachstum von 250 Prozent unterstreicht aber, wie gefragt innovative Lebensmittel in diesem Bereich sind und welche wirtschaftlichen Chancen zu erwarten sind.
Vergleich pflanzlich/tierlich: Vegane Alternativen wachsen und sind weniger von Inflation betroffen
Ein preislicher Vergleich der Lebensmittelgruppen zeigt, dass pflanzliche Alternativen im Durchschnitt weniger stark von der Inflation betroffen sind. Beispielsweise erhöhte sich der Preis von pflanzlichem Fleisch um 1 Prozent, während es bei abgepacktem konventionellem Fleisch 13 Prozent waren.
Ein mengenmäßiger Vergleich von Lebensmitteln unterstreicht, dass sich pflanzliche Alternativen zu Fleisch und Milch besser entwickeln als die tierlichen Pendants. In den letzten zwei Jahren, also zwischen 2020 und 2022, stieg die Zahl an verkaufter pflanzlicher Milch um 21 Prozent, jene an pflanzlichem Fleisch um 27 Prozent. In derselben Zeitperiode wurden 10 Prozent weniger Milchprodukte und 15 Prozent weniger Fleischprodukte verkauft.
Favoriten im pflanzlichen Markt: Vegane Schnitzel und Hafermilch
Beliebt sind im pflanzlichen Fleischmarkt in Österreich vor allem Alternativen zu Fleischzubereitungen wie Schnitzel und Nuggets (43 Prozent). Es folgen Wurst (19 Prozent), Burger (18 Prozent) und Würste (13 Prozent). Pflanzliches Fleisch umfasst hier sog. Analoga (d.h. Lebensmittel, die optisch und geschmacklich Fleisch imitieren, beispielsweise Beyond Meat) sowie Nicht-Analoga (d.h. Lebensmittel, die das nicht tun, beispielsweise Burger aus wenig verarbeiteten Hülsenfrüchten). Tofu und Seitan sind in den Kategorien nicht enthalten und werden nicht als Teil des Marktes für pflanzliches Fleisch gezählt.
Auch im pflanzlichen Milchmarkt gibt es in Österreich klare Favoriten. Der Großteil der verkauften Pflanzenmilch entfällt mittlerweile auf Hafermilch (55 Prozent). Dahinter liegen Sojamilch (17 Prozent) und Mandelmilch (16 Prozent). Als Ergänzung: Pflanzliche Milch wird auf Basis von Hülsenfrüchten, Getreide oder Nüssen hergestellt. Einfache Pflanzenmilch (88 Prozent) wird am häufigsten konsumiert. Der Rest (12 Prozent) entfällt auf pflanzliche Milch mit Geschmack (wie Vanille oder Schokolade) sowie andere milchbasierte Getränke.
Blick in die Zukunft: Pflanzliche Lebensmittel attraktiv für Gesellschaft und Wirtschaft
Klima-, Umwelt- und Tierschutz werden in der Gesellschaft immer wichtiger und entsprechend fragen immer mehr Menschen pflanzliche Alternativen zu Fleisch, Fisch, Milch und Eiern nach. Der Report des Good Food Institute lässt keine Zweifel, dass pflanzliche Lebensmittel die Zukunft für den Lebensmittelhandel sind. Der Markt für Alternativen zu Fleisch, Milch und Co. wächst – und das auch in einer gesellschaftlich und wirtschaftlich kritischen Zeit. Während die Verkaufszahlen von Pflanzenmilch und -fleisch im letzten Jahr stiegen, sanken jene von konventionellen Milch- und Fleischprodukten. Das unterstreicht, dass die Kaufmotive für pflanzliche Lebensmittel bei den Konsument:innen stark sind. Was es jetzt braucht? Unternehmen:innen, die pflanzliche Lebensmittel in ihrer Forschung und Entwicklung sowie Vermarktung vorantreiben. Gesellschaftliche und nicht zuletzt auch wirtschaftliche Gründe gibt es dafür genügend.
Anmerkung
* Das Good Food Institute hat mit Daten des Marktforschungsunternehmen NielsenIQ gearbeitet und 13 europäische Länder analysiert: Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Spanien.
Alle Zahlen stammen von Good Food Institute Europe (2023), außer anders angegeben.
Quelle
Good Food Institute Europe. 2023. Österreich: Entwicklung des Marktes für pflanzliche Lebensmittel im Einzelhandel 2020-2022. https://gfieurope.org/wp-content/uploads/2023/03/Marktentwicklung-Plantbased-in-Osterreich-2020-2020-DE.pdf (Zugegriffen: 12.04.2023)
Statistik Austria. 2023. Konjunkturstatistik. Handel, Dienstleistungen. https://www.statistik.at/fileadmin/user_upload/SB_3-3_Konjunkturstatistik_12_22.pdf (Zugegriffen: 12.04.2023)