Warenkorb-Studie: Vegan ist am günstigsten
Warenkorb-Studie: Vegan ist am günstigsten
Hartnäckig hält sich das Gerücht, eine vegane Ernährung wäre teuer. Eine neue Studie belegt nun das Gegenteil: Die Kosten eines Warenkorbs für eine 4-köpfige Familie sind dann am niedrigsten, wenn ausschließlich vegan eingekauft wird. Die meisten Euros muss man hingegen für die in Österreich derzeit übliche Mischkost mit einem hohen Anteil an Fleisch, Milchprodukten und Eiern hinblättern.
Wie leistbar ist eine nachhaltige Ernährung?
Mit dieser zentralen Frage hat sich die Warenkorb-Studie des Instituts für biologischen Landbau (FiBL) beschäftigt. Die von der Umweltorganisation WWF in Auftrag gegebene Untersuchung hat die Lebensmittelkosten verschiedener Ernährungsstile miteinander verglichen:
- die gegenwärtig übliche Mischkost in Österreich,
- eine gesunde omnivore Ernährung, wie sie vom Österreichischen Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) empfohlen wird,
- eine gesunde ovo-lacto-vegetarische Ernährung, ebenfalls nach den Empfehlungen des BMSGPK,
- eine gesunde vegane Ernährung nach den Empfehlungen der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE)
- sowie die verschiedenen Ernährungsstile, wenn ausschließlich Bio-Lebensmittel gekauft werden.
Für die Berechnung wählten die Studienautoren Schlatzer und Lindenthal 75 Lebensmittel aus, die für den jeweiligen Warenkorb am wichtigsten sind. Verglichen wurden die Preise für eine Woche bzw. einen Monat für eine 4-köpfige Familie in Österreich.
Zusätzlich zu den Haushaltskosten untersuchten die Forscher, wie viele Treibhausgase die verschiedenen Ernährungsstile verursachen.
Fleischreduktion führt zu starker Kostensenkung
Die Studienergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: Wer von der gewöhnlichen Mischkost auf eine gesündere Ernährung umsteigt, kann viel Geld einsparen. Dabei fällt vor allem die Reduktion von Fleisch und Wurstwaren stark ins Gewicht: Während gegenwärtig ca. 58 kg Fleisch pro Kopf und Jahr verzehrt werden, sollten diese laut aktueller Empfehlungen von BMSGPK und ÖGE um fast das 5-fache auf 12 kg reduziert werden. Allein dadurch verringern sich die Lebensmittelkosten um 21 % – oder 127 € pro Monat in einem 4-köpfigen Haushalt. Noch günstiger wird es für Familien, die gar kein Fleisch essen: Im Fall einer vegetarischen Ernährung sparen sie 31 % (bzw. 187 €), bei einer rein veganen sogar 41 % (bzw. 225 €).
Bio für alle?
Greift eine Familie zu Bio-Lebensmitteln, aber ernährt sich ansonsten wie bisher, steigen die Kosten erwartungsgemäß. Doch auch hier machen Fleisch und tierische Produkte den größten Unterschied aus: Eine wie vom BMSGPK empfohlene fleischreduzierte omnivore Ernährung ist selbst dann günstiger als die hierzulande übliche Mischkost, wenn bei ersterer ausschließlich Bio-Lebensmittel verzehrt werden, bei letzterer aber konventionelle. Und eine vegane Kost in Bio-Variante ist immer noch günstiger als eine fleischreduzierte omnivore Ernährung, die aus konventionellen Lebensmitteln besteht.
Treibhausgasemissionen der verschiedenen Warenkörbe
Im Rahmen der Studie wurde auch untersucht, wie viele Treibhausgase die verschiedenen Warenkörbe verursachen. Es zeichnet sich ein ähnliches Bild wie bei den Preisen ab: Während die gegenwärtig in Österreich übliche Mischkost mit dem höchsten Ausstoß einhergeht (1.653 kg CO2-Äquivalente pro Person und Jahr), entstehen die wenigsten Treibhausgasemissionen durch eine vegane Ernährung (587 kg CO2-Äquivalente pro Person und Jahr). Somit können durch eine rein pflanzliche Ernährung 65 % der Emissionen eingespart werden. Werden außerdem ausschließlich Bio-Lebensmittel verzehrt, können die Emissionen nochmals um 7 % reduziert werden.
Kosten, Gesundheit und Nachhaltigkeit im Vergleich: NGKL-Index als Maß
Um noch besser einschätzen zu können, wie die verschiedenen Ernährungsstile in Hinblick auf Nachhaltigkeit, Gesundheit, Klimafreundlichkeit und Leistbarkeit abschneiden, entwickelten die Studienautoren den NGKL-Index. Es zeigte sich eine starke Synergie zwischen den verschiedenen Aspekten. Daher ist es nicht überraschend, dass eine vegane Ernährung mit 100 % Bioprodukten den mit Abstand höchsten NGKL-Wert aufwies.
Mythos vegan = teuer?
Ein Blick in die Supermarktregale kann durchaus den Eindruck erwecken, eine vegane Ernährung wäre kostspielig: Pflanzliche Wurst, Cashewkäse und vegane Tiefkühlpizza sind meist deutlich teurer als die jeweiligen tierischen Varianten. Bei diesem Direktvergleich wird jedoch übersehen, dass eine ausgewogene vegane Ernährung auf komplett anderen Lebensmittelgruppen beruht: Getreide und Hülsenfrüchte stellen neben Gemüse und Obst die Grundlage einer gesunden, pflanzenbasierten Kost dar. Sie sind in der Regel wesentlich günstiger als tierische Proteinquellen wie Fleisch und Käse. Fertigprodukte, vegane Fleischwaren & Co. können den Speiseplan zwar ergänzen, sind jedoch keineswegs notwendig. Der vegane Ernährungsteller zeigt, worauf es bei einer ausgewogenen veganen Ernährung ankommt.
Wir fordern: Faire Preise und gesetzliche Maßnahmen zur Förderung einer gesunden und nachhaltigen Ernährung
Wie die vorliegende Studie zeigt, ist eine gesunde pflanzliche Ernährung bereits deutlich günstiger als eine Kost mit Fleisch, Eiern und Milchprodukten. Unbeachtet bleiben hierbei jedoch die wahren Kosten der Lebensmittel: Um die Folgekosten auszugleichen, die durch den Ausstoß von Treibhausgasen bei der Herstellung anfallen, müssten viele Lebensmittel deutlich mehr kosten – das gilt insbesondere für Fleisch und andere tierische Lebensmittel. Wir fordern daher faire Preise, die zu einer nachhaltigen, gesunden Ernährung animieren und die für alle zugänglich ist. Dazu gehört unter anderem die Angleichung des Mehrwertsteuersatzes von Pflanzenmilch, die derzeit doppelt so hoch wie Kuhmilch besteuert wird. Zahlreiche weitere politische Maßnahmen sind notwendig, um eine gesunde und nachhaltige Ernährung für alle verfügbar zu machen. Diese reichen von einer Mehrwertsteuersenkung auf weitere pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte über Nudging-Maßnahmen und vegane Gerichte als Default-Angebot in der Gemeinschaftsverpflegung bis hin zu umfassender Ernährungsbildung.
Bildquelle: Kampus Production