Spitzensportler, Olympionike, Lauftrainer & vegane Naschkatze: Andreas Vojta
Spitzensportler, Olympionike, Lauftrainer & vegane Naschkatze: Andreas Vojta
Der österreichische Athlet Andreas Vojta hat viele Erfolge zu feiern. Bekannt ist er vor allem durch seine erstaunlichen Leistungen auf der Mittelstrecke und als regelmäßiger Teilnehmer und Unterstützer des Tierschutzlaufs. Viele kennen ihn aber auch als vegane Naschkatze, weil er auf seinen Social-Media-Kanälen zeigt, wie sich Sport und Genuss verbinden lassen.

Andreas Vojta beim Wings for Life Run 2024, bei dem er mit 68,5 Kilometern Zweiter wurde © Markus Fruehmann
Mittelstrecke auf Olympianiveau, Marathon in Rekordzeiten und dieses Jahr auch schon einen Ultrarun in der Tasche: Was bewegt dich, immer weiterzumachen?
Das Laufen hat mir von Klein auf Spaß gemacht und im Turnunterricht der Schule hat sich dann auch schon ein gewisses Talent herauskristallisiert. Vor ca. 23 Jahren habe ich begonnen, vereinsmäßig zu trainieren, und seither hat mich dieser Sport nicht mehr losgelassen. Auch wenn das Laufen für manche eintönig erscheinen mag, gibt es doch eine große Bandbreite an Herausforderungen. Genau deswegen setze ich mir immer neue Ziele – sei es das Verbessern von bestehenden Zeiten oder das Meistern von neuen Distanzen. So war ich z. B. lange Zeit über die 1.500 Meter unterwegs und über diese Distanz auch bei den Olympischen Spielen am Start. Danach ging es weiter zu den Langstrecken, bis ich vor zwei Jahren schließlich das erste Mal beim Marathon „gelandet“ bin. Dieses Jahr hat sich dann zufällig auch mein erster Ultralauf ergeben – weil ich beim Wings for Life Run in Wien 68,5 Kilometer abgespult habe.
Was sind die größten Erfolge deiner Karriere?
Auch wenn sicher viele meine Olympiateilnahme auf Platz 1 erwarten, sind es für mich die langjährige Konstanz und Verletzungsfreiheit. Ich habe am Papier vielleicht nicht den großen (internationalen) Erfolg vorzuweisen, bin aber seit ca. 2009 durchgehend auf internationalem Level dabei und konnte in dieser Zeit 51 Staatsmeistertitel erringen – so viele wie kein:e Leichtathlet:in vor mir. Außerdem musste ich in über zwei Jahrzehnten keine einzige Trainingswoche verletzungsbedingt auslassen. Auch das hat für mich einen großen Stellenwert, da das Laufen für mich nicht nur ein Beruf, sondern auch eine Leidenschaft ist, die ich auch die nächsten Jahrzehnte noch gesund ausüben möchte. Platz 2: Die Teilnahme an den Olympischen Spielen in London. Dieses Sportevent ist einzigartig und bietet eine Stimmung, wie ich sie noch nie zuvor erlebt habe. Diese Erfahrung war für mich eine große Motivation, um auch in Zukunft Gas zu geben. Auch wenn es z. B. für Tokyo 2021 knapp nicht gereicht hat, habe ich die nächsten Spiele natürlich immer im Blick! Platz 3: Meine Vielseitigkeit – ich habe Staatsmeistertitel von 800 Metern bis hin zum Marathon vorzuweisen. Diese Entwicklung ist das Ergebnis davon, dass ich mir laufend neue Ziele setze. Ich denke, dass mir die Grundschnelligkeit, die ich von der Mittelstrecke mitbringe, auch über den Marathon und darüber hinaus helfen wird.
Ein wortwörtlicher Lebenslauf
1989 geboren in Wien
2010 Staatsmeistertitel über 1.500 m – erster Titel in der allgemeinen Klasse
2010 Finalteilnahme bei den Europameisterschaften in Barcelona (1.500 m)
2011 Teilnahme an den Halleneuropameisterschaften (1.500 m)
2012 Europameisterschaft Helsinki – beste Zeit im Semfinale, 10. Platz im Finale (1.500 m)
2012 Teilnahme bei den Olympischen Spielen in London
2013 Bronze bei der Sommer-Universiade in Kazan über 800 m
2014 Teilnahme an Hallen-Weltmeisterschaft in Sopot und an Europameisterschaft in Zürich
2015–2016 Titelverteidigung über 1.500 m bei nationalen Meisterschaften
2017 Doppel-Staatsmeister über 1.500 m und 5.000 m
2017 Bronze bei der Universiade in Taipei (5.000 m)
2018 Umstieg auf einen veganen Lebensstil
2018 Gründung der Laufheld-Community
2023 14. Platz beim Vienna City Marathon (bester Österreicher)
2025 zweitweiteste Distanz bei Ultrarun (Wings for Life) – 68,54 km!
2025 9. Platz beim Vienna City Marathon (bester Österreicher)
Erzähl uns doch ein wenig über deine Trainingsroutine. Wie sieht ein normaler Tag im Leben eines Profiläufers aus?
So wie es für die meisten am Vormittag zum Arbeitsplatz geht, steht für mich im Normalfall die (erste) Trainingseinheit an. Ich habe ca. 8–10 Laufeinheiten pro Woche und spule dabei, je nach Saisonphase, zwischen 120 und 200 Kilometer pro Woche ab. Da ich nebenbei auch in verschiedenen Bereichen selbstständig bin, kommen in einer durchschnittlichen Woche vermutlich 20–30 Stunden „klassische“ Arbeitszeit hinzu. Im Endeffekt unterscheidet sich mein Tag also nicht besonders von anderen Personen, außer dass der Sport bei mir oberste Priorität hat und ich meine Zeit durch die Selbstständigkeit entsprechend einteile.
Gibt es einen speziellen Diätplan, der sich an deinem Training orientiert?
Nein, zumindest nicht in dem Sinn, wie sich das Leute im Leistungssport vielleicht vorstellen würden. Natürlich ist eine ausgewogene, bedarfsdeckende Ernährung die Grundlage für sportliche Höchstleistungen – allerdings setze ich das intuitiv im Alltag um. Jeden Tag stelle ich meine Mahlzeiten aus den drei Grundpfeilern Getreide, Hülsenfrüchte und Gemüse zusammen und schaffe damit eine gute Basis für den Sport.

Trainingslager in Kenia und Andreas Vojta beim Vienna City Marathon 2023 © Wilhelm Lilge
Wie lang lebst du bereits vegan und was hat dich dazu bewogen, auf tierische Produkte zu verzichten?
Ich lebe nun seit Mai 2018 vegan, also etwas über sieben Jahre. Davor habe ich mich zwei Jahre vegetarisch ernährt. Der Grund für beide Umstellungen war der ethisch-ökologische Aspekt. Im „vegetarischen Stadium“ musste ich schließlich meine Heuchelei erkennen, da ich mich mit der Ei- und Milchindustrie auseinandergesetzt habe. Mir wurde klar, dass ich nur mit einer veganen Lebensweise meine eigenen moralischen Wertvorstellungen und mein tatsächliches Handeln in Einklang bringen kann.
Siehst du gesundheitliche Vorteile in dieser Ernährung bzw. hat die vegane Ernährung deine Leistungen beeinflusst?
Da ich mich aus ethisch-ökologischen Aspekten für eine vegane Lebensweise entschieden habe, spielt(e) der gesundheitliche Aspekt für mich eigentlich keine bzw. nur eine untergeordnete Rolle. Ich hatte diesbezüglich eine ganz nüchterne Herangehensweise: Ich habe keinen Bedarf an Lebensmitteln, sondern an Nährstoffen. Und diese kann ich tierisch wie pflanzlich zuführen. Beim Leistungsaspekt bin ich immer vorsichtig, da es extrem schwierig ist, ihn auf ein Element der Lebensführung zu reduzieren. Subjektiv hat sich meine Regenerationsfähigkeit seit der Umstellung verbessert, ich fühle mich nach Belastungen also schneller erholt und benötige auch weniger Schlaf als früher. Was ich persönlich jedenfalls nach sieben Jahren pflanzlicher Ernährung in Bezug auf meine Leistungsfähigkeit sagen kann: Es geht mindestens genauso gut wie mit tierischen Produkten und dieses Argument kann somit keine Ausrede sein, um weiterhin die Ausbeutung von Tieren zu rechtfertigen!
Vegan Planet (15.–16.11.2025)
Bei unserer beliebten Indoor-Messe wird Marathon-Profi Andreas Vojta einen Vortrag halten, bei dem er in seinen sportlichen Alltag Einblick gibt, persönliche Erfahrungen teilt und die Frage beantwortet, wie man mit pflanzlicher Ernährung an die Spitze läuft.Tickets unter vegan-planet.at!
Was isst du vor bzw. nach einem Marathon?
In den vier Tagen vor dem Marathon steht Carboloading auf dem Programm, also das verstärkte Zuführen von kohlenhydratreichen Lebensmitteln. Dadurch sollen die Energiespeicher komplett aufgefüllt werden, da diese bei einem Marathon eine entscheidende Rolle spielen. Am Abend vor dem Rennen wird natürlich auch kohlenhydratreich gegessen, ohne sich zu überfüllen, da sonst der Schlaf und dementsprechend die Erholung direkt vor dem Rennen eingeschränkt wären. Am Vormittag des Rennens folgt dann noch ein Frühstück, das sättigt, gleichzeitig aber nicht zu schwer im Magen liegt. Bei mir sind das z. B. eingeweichte Haferflocken mit Beeren und Nüssen etwa drei Stunden vor dem Rennen.
Hast du das Gefühl, dass sich in der Öffentlichkeit etwas getan hat, seit du vegan lebst?
Ich merke durchaus, dass an der Kombination von Leistungssport und einem veganen Lebensstil Interesse besteht. Ich versuche als gutes Beispiel voranzugehen und den Leuten zu zeigen, dass es geht. Allgemein merke ich sehr positives Interesse an pflanzlicher Ernährung im Sport und freue mich, wenn ich meine Erfahrungen und Tipps mit anderen teilen kann.

Beim Jedermannlauf 2024 © Alexander Schwarz
Du betreibst die Plattform laufheld.com. Kannst du uns ein bisschen über die Laufheld-Community erzählen?
Wie man bestimmt schon herauslesen konnte, ist das Laufen für mich nicht nur ein kurzzeitiger beruflicher Abschnitt, sondern eine Leidenschaft, die seit der Schulzeit zu meinem Leben gehört. Da sich in über zwei Jahrzehnten Laufsport, davon sechzehn Jahre leistungsorientiert als Profi, viele Eindrücke, Erfahrungen und Wissen angesammelt haben, wollte ich das Ganze auch auf einfache und direkte Weise an alle interessierten Hobbyläufer:innen weitergeben, um sie bei der schönsten Sportart der Welt zu unterstützen. Begonnen hat es mit Trainings-, Test- und Infovideos rund ums Thema Laufen auf YouTube und mittlerweile gibt es eine eigene kostenlose Laufheld-Community. Oft mangelt es Einsteiger:innen und Hobbyläufer:innen nicht an Motivation, sondern am Wissen, richtig zu trainieren. Und wenn das der Fall ist, dann wird man nicht nur besser, sondern bleibt dabei im Optimalfall auch verletzungsfrei.
Im Internet bist du unter anderem als Naschkatze bekannt und dein „Candy-Check“ erfreut sich großer Beliebtheit. Was ist derzeit deine Lieblingsschokolade?
Das stimmt, ich war schon immer eine große Naschkatze und wollte zeigen, dass man weder als Veganer:in noch als Leistungssportler:in darauf verzichten muss. Im Gegenteil – die Auswahl ist mittlerweile so groß, dass ich hier gar keine konkrete Süßigkeit nennen kann, die alle anderen übertrumpft. Das ist aber auch sehr schön so, da mir dadurch nicht nur laufender Content gesichert ist, sondern auch die positive Entwicklung in Bezug auf die Verfügbarkeit von veganen Lebensmitteln im Supermarkt und in Restaurants widergespiegelt wird. Letztendlich gehören Süßigkeiten genauso wie das Laufen und der Veganismus zu meinem Leben dazu und ich würde alle drei um nichts in der Welt eintauschen wollen (lacht)!
Vielen Dank für das Interview, lieber Andreas, und weiterhin viel Erfolg bei deinen sportlichen Höchstleistungen!
Weitere Informationen
Laufheld-Community: laufheld.com
Instagram-Profil von Andreas Vojta: @fast_n_food
Dieser Artikel ist in unserer VEGAN.AT-Ausgabe 44 erschienen.


