Pandora Nox – Drag und Veganismus

Pandora Nox – Drag und Veganismus

05.09.2023

Aktivismus und Kunst auf der Bühne: Pandora Nox ist eine vegane Drag-Künstlerin aus Österreich. Mit über 23.000 Followern auf Instagram besitzt sie eine große Reichweite und ist weit über österreichische Grenzen hinaus bekannt. Vor kurzem konnte sie ihr Talent bei Drag Race Germany 2023 unter Beweis stellen. Sowohl auf der Bühne und auf ihren Social-Media-Kanälen als auch privat setzt sich Pandora für Veganismus und Tierrecht ein – wir haben ihr ein paar Fragen gestellt!

Pandora Nox

Liebe Pandora, danke für das Interview! Stell dich doch bitte einfach mal kurz vor.

Hallöchen, mein Name ist Pandora Nox und ich bin Tänzerin, Choreographin, Contortionist, Drag-Artist und DJane – zusammengefasst Super Woman.

Pandora Nox ist ein großartiger Name! Was hat es mit der Anspielung auf die „Büchse der Pandora“ auf sich? Erzähl uns doch mehr über deinen Namen.

Der Name Nox bezieht sich auf die Göttin der Nacht bzw. die Tochter des Chaos. Der Name passt also sehr gut zu mir. Pandora kommt tatsächlich aus der griechischen Mythologie, genauer gesagt von der Büchse der Pandora, die für mich etwas Mysteriöses ist, das die Leute anzieht. Alle wollen wissen, was sich darin befindet, auch wenn der Inhalt teilweise fragwürdig sein kann.

Du trittst in der Öffentlichkeit als Drag-Persona auf. Was bedeutet „Drag“ eigentlich und was bedeutet es für dich persönlich?

Auf der einen Seite ist Drag für mich etwas Kreatives und Buntes, das sich in meinem Inneren befindet. Durch Make-up-Performance oder meine Haare lässt sich dieses Innere übersetzen und für Leute verständlich machen. Auf der anderen Seite ist Drag natürlich auch etwas sehr Politisches. Als Drag hat man immer eine gewisse Plattform, die für politische Themen wie Rechte für die LGBT-Community, für Frauen oder eben auch Tiere genutzt werden kann. Natürlich ist Drag auch ein Statement. Ich möchte als Cis-Frau, die Drag macht, zeigen, dass Frauen schaffen können, was sie wollen, und auch in männerdominierten Bereichen etwas erreichen können.

Bitte gib uns doch eine kleine Origin-Story. Wie entstand die Person Pandora?

Pandora per se gab es eigentlich schon immer. Ich habe Drag gemacht, bevor ich überhaupt wusste, dass es dafür einen Begriff gibt und dass es auch andere Leute machen. Schon als Kind habe ich mich oft verkleidet, tatsächlich entstanden meine ersten Drag-Looks mit vierzehn heimlich im Badezimmer meiner Eltern. Erst später erfuhr ich, dass es dafür einen Namen gibt und auch andere Menschen sich dafür interessieren.

Vorurteile, Ressentiments, Stereotype: Drag sei Männersache. Wie wurde dein biologisches Geschlecht von anderen Drag-Künstler:innen aufgenommen und wurdest du gleich angenommen?

Ehrlich gesagt, habe ich nie wirklich darüber nachgedacht, ob es etwas Besonderes ist, dass ich als Frau Drag mache. Ich habe es einfach gemacht, weil ich mich so gefühlt habe und es meine Leidenschaft war; es wollte einfach ausgelebt werden. Immer wieder bekomme ich die Frage gestellt, wie Drag für mich als Frau ist. Für mich war das aber ganz einfach nie ein Thema und gerade deshalb war es das in meinem Umfeld wohl auch nie. Das, was man als Person ausstrahlt, wird von den Leuten reflektiert. Drag ist aber auch immer etwas Subkulturelles. Würde jetzt beispielsweise eine Person daherkommen und denken, dass sie als Drag ganz einfach Aufmerksamkeit bekommt, sich dann eine Perücke aufsetzt und einen Fetzen von einem Billigladen kauft, dann wäre das vielen aus der Community sicher nicht recht. Es ist wichtig, dass Drag mit Respekt behandelt wird und auch das Hintergrund- bzw. Basiswissen vorhanden ist.

Wie waren deine ersten Auftritte und wie sieht es heute aus? Auf der Bühne bzw. vor der Kamera wirkst du definitiv professionell und selbstbewusst. Gibt es heute noch Lampenfieber?

Lampenfieber per se hat es nie gegeben. Da ich das so gerne und voller Leidenschaft mache, habe ich Drag nie mit negativen Emotionen verbunden, sondern ausschließlich mit Freude. Das war damals so und es ist auch heute noch so. Natürlich wurde ich über die Jahre besser, die Einstellung zum Auftreten hat sich aber nie verändert.

Du trittst regelmäßig im Tokyo Boom, einem rein veganen Lokal, auf. Wie oft bist du dort aktuell zu sehen?

Meine Drag-Show trägt den Namen Drag-Boom und findet einmal im Monat im Tokyo Boom statt. Wir bieten eine Bühne für unterschiedliche Drag-Künstler:innen – da ist von Newcomer:innen und Profis bis hin zu Gäst:innen aus dem Ausland, von Drag-Kings zu Drag-Queens alles dabei. Die nächsten Termine sind am 7. September, dann am 4. und am 26. Oktober.

Wie lassen sich Drag und Veganismus verbinden? Gibt es da gewisse Dinge zu beachten?

Mein veganer Lebensstil beeinflusst natürlich auch mein Drag. Wichtig ist, dass alle Dinge, die ich trage, vegan sind. Das heißt, dass meine Schuhe nicht aus Leder und auch meine Lashes aus Kunststoff sind. Das Material fällt mir gerade nicht ein, sie sind aber nicht aus echten Tierhaaren hergestellt. Manche verwenden sogenannte Mink Lashes, die aus echten Haaren gefertigt werden, darauf verzichte ich. Auch mein Make-up ist vegan. Mittlerweile gibt es da ja richtig viele Marken, die tierversuchsfreie und vegane Produkte anbieten. Wichtig zu betonen ist mir, dass ich auf Fast Fashion verzichte. Ich unterstütze viel lieber lokale Designer:innen und Einzelunternehmen, zum Beispiel arbeite ich oft mit den Wiener Designerinnen Epic-Couture zusammen, die viel mit Latex arbeiten. Auch mein Perückenmacher ist ein lokaler Künstler, kurz: Supporting small businesses! Als Drag habe ich natürlich auch eine gewisse Bühne und ich nutze diese Reichweite, um die vegane Lebensweise zu verbreiten, und teile auch immer wieder Themen auf meinen Social-Media-Kanälen.

Wie stehst du zu den Themen Tierschutz und Aktivismus? Wie lässt sich dies mit deiner Kunst verbinden?

Wie schon erwähnt, nutze ich meine Plattform und Reichweite dafür, Dinge zu teilen – nicht nur um Awareness zu schaffen, sondern auch um auf Veranstaltungen wie die Veganmania oder darauf aufmerksam zu machen, dass meine Drag-Shows in einem rein veganen Lokal stattfinden und dort auch alle, die die Show sehen, vegane Dinge konsumieren. Das ist die eine Seite – die andere Seite ist mein Privatleben. Ich habe schon den dritten Rettungshund, alle meine Hunde leben vegan. Auch meine Familie lebt mittlerweile größtenteils vegan. Für mich ist Aktivismus oft auch eine subtile Sache, beispielsweise indem ich Freund:innen in ein veganes Restaurant mitnehme. Ich nutze für meine Art des Aktivismus also sowohl meine öffentliche Person als auch mein Privatleben.

Was ist dein persönliches veganes Lieblingsgericht und wie lässt sich Veganismus mit Reisen und Auftritten vereinbaren?

Mir persönlich schmeckt die äthiopische Küche sehr gut. Da gibt es zwei Restaurants, die auch vegane Mahlzeiten anbieten.  In meinem Umkreis mag dies, außer meiner Freundin und meiner Familie, komischerweise niemand. Ich könnte es aber täglich essen. Beim Reisen habe ich tatsächlich nie Probleme mit meiner Ernährung. Da alle, die mich buchen, auch schon wissen, dass ich vegan lebe, organisieren sie immer etwas Veganes. In den Städten, in denen ich auftrete, sei es nun Berlin oder München, gibt es auch schon viele vegane Restaurants. Mein Sternzeichen ist Stier, deshalb ist Essen super wichtig! Ich habe immer Proviant dabei. Mein Go-to sind vegane Proteinriegel, davon habe ich immer welche eingesteckt!