Positive Entwicklungen in der Preispolitik
Positive Entwicklungen in der Preispolitik
Obwohl viele gute Gründe für einen Schwenk zu Hafermilch und Sojaschnitzel sprechen, mussten Veganer:innen dafür in der Vergangenheit oft viel tiefer in die Tasche greifen als Menschen, die Kuhmilch und Schweinsschnitzel kaufen. Das könnte sich jetzt ändern: Im deutschsprachigen Raum haben Unternehmen wie BILLA, Lidl, Hofer, IKEA und BURGER KING die Preise für vegane Produkte zuletzt gesenkt – und immer häufiger liegen die Preise für tierische und pflanzliche Produkte sogar gleichauf!
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Pflanzlicher Warenkorb günstiger
Die Ernährungsorganisation ProVeg hat in den Jahren 2022 und 2023 einen umfangreichen Preisvergleich in deutschen Supermärkten angestellt, bei dem ein beispielhafter Warenkorb mit tierischen Produkten einem Warenkorb mit pflanzlichen Alternativprodukten (wie Milch, Joghurt, Schnitzel oder Kochcreme) gegenübergestellt wurde. Die Durchschnittspreise der veganen Produkte lagen in beiden Jahren zwar zumeist noch höher als die Preise für Tierprodukte, dennoch gab es eine erfreuliche Veränderung: Während der Preisunterschied zwischen dem pflanzlichen und dem tierischen Warenkorb 2022 noch bei 53 % lag, waren es 2023 nur mehr 25 %.
Nach der Veröffentlichung der Studie reagierte der deutsche Handel umgehend. Als Erstes stellte Lidl Preisgleichheit her: Die Preise für vegane Produkte der Eigenmarke Vemondo wurden dauerhaft auf das Niveau vergleichbarer tierischer Produkte gesenkt. Kurz darauf folgten die Handelsriesen Aldi, Kaufland und Edeka mit ähnlichen Preissenkungen. Anfang 2024 zeigte eine Studie von ProVeg Netherlands erfreuliche Entwicklungen in Holland: Pflanzliche Fleisch- und Molkereialternativen sind jetzt in fast allen niederländischen Supermärkten insgesamt billiger als konventionelle Fleisch- und Molkereiprodukte.
Aktionen in Österreich
Auch österreichische Unternehmen beweisen, dass Preisgerechtigkeit möglich ist. Bereits im Herbst 2023 gab BILLA bekannt, dass die Produkte der veganen Eigenmarke Vegavita ab sofort entweder gleich günstig oder sogar günstiger als das tierische Pendant angeboten werden. Unter dem Motto „Gleichberechtigung im Einkaufssackerl“ rücken beim Lebensmitteleinkauf Faktoren wie Geschmack, Ressourcenschonung und Tierwohl in den Fokus – dieser wichtige Schritt macht es Konsument:innen leichter, sich für nachhaltige Alternativen zu entscheiden.
Lidl zog im Jänner 2024 nach und senkte die Preise von 30 Vemondo-Artikeln dauerhaft auf das Niveau tierischer Vergleichsprodukte. Mit BURGER KING ließ auch einer der Big Player im Fastfood-Bereich im Jänner aufhorchen: Ein pflanzlicher Burger kostet hier nun genauso viel wie ein herkömmlicher. Ähnlich verhält es sich bei IKEA, wo Fleischlosbällchen und Veggie Hot Dog sogar günstiger als die entsprechenden Gerichte mit Fleisch sind.
Im Zuge des Veganuary 2024 warben auch SPAR und Hofer mit vergünstigten veganen Produkten – Hofer hat diese Preise auch beibehalten. Es bleibt zu hoffen, dass die guten Erfahrungen mit diesen Aktionen viele weitere Anbieter:innen zu dauerhaften Preisanpassungen bewegen.
Politische Unterstützung gefragt
Die Vegane Gesellschaft fordert daher gezielte Maßnahmen seitens der Politik:
- Durch finanzielle Anreize sollen pflanzliche Produkte für Kund:innen leistbarer werden. Der höhere Preis war für viele ein Kaufhindernis. Hier ist der Handel der Politik inzwischen voraus.
- Pflanzliche Nahrungsmittel könnten gänzlich von der Mehrwertsteuer befreit werden. Die erste Stufe besteht hier in einer Angleichung des Steuersatzes.
- Pflanzliche Lebensmittel, die klimaschonender sind, müssen stärker subventioniert werden.
- Im Gegenzug könnten klimabelastende Lebensmittel stärker besteuert werden.
Nur mit vereinten Kräften ist eine nachhaltige Proteinwende möglich!