Wie vegan-freundlich sind österreichische Betriebskantinen?

Wie vegan-freundlich sind österreichische Betriebskantinen?

22.05.2019

Nicht nur die Zahl an Veganer_innen und Vegetarier_innen nimmt in Österreich rasant zu. Immer mehr Personen wollen bewusst ihren Fleischkonsum reduzieren. Die Nachfrage nach pflanzlicher Kost ist gegeben. Doch wie sieht es mit dem Angebot aus? Wir sind der Frage in Zusammenarbeit mit HGV Praxis, einer renommierten Gastronomiezeitschrift, nachgegangen.

Ernährungswandel und Nachfrageboom nach Veggie-Produkten

Hierzulande beschäftigen sich immer mehr Menschen mit ihrer Ernährung und wollen sie gesünder, tier- und umweltfreundlicher gestalten. Aus diesem Grund leben bereits 105.000 Personen vegan. Weitere 8 % der Bevölkerung konsumieren kein Fleisch und keinen Fisch. Aus wirtschaftlicher Perspektive am interessantesten sind die Flexitarier_innen: Die 4,7 Millionen Personen umfassende Ernährungsgruppe will weniger Fleisch konsumieren.

Der Wandel unseres Ernährungsverhaltens erklärt die boomende Nachfrage nach veganen und vegetarischen Produkten. Auch hier entfällt der Löwenanteil des Umsatzes auf fleischessende Konsument_innen: 95 % der veganen Produkte und 80 % der vegetarischen werden von ihnen gekauft. Drei von zehn Haushalten kaufen zumindest einmal pro Jahr pflanzliche Milchalternativen.

Die Zeit ist also reif für die Einführung pflanzlicher Gerichte in der Gastronomie!

Erhebung: Österreichische Kantinen unter der Lupe

Wir haben uns mit einem Fragebogen an die 50 größten österreichischen Kantinen in den Kategorien „Eigenregie“ und „Caterer“ gewendet, um folgende Fragen zu beantworten: Kommen die Kantinen mit ihrem Angebot der Nachfrage nach pflanzlichen Speisen nach? Welche Potenziale können zukünftig noch genützt werden? Wie gestaltet sich die Kommunikation mit den Gästen? Eine überaus hohe Rücklaufquote zeigt, dass das Interesse seitens der Gemeinschaftsverpfleger gegeben ist. Unser Ranking beruht auf fünf Kategorien: Angebotsvielfalt, Qualitätsmanagement und Transparenz in der Warenbeschaffung, Kundenkommunikation und Zielgruppe, Herausforderungen und Perspektiven, Angaben zum Betrieb.

Ergebnisse: Große Potenziale und Kooperationsbereitschaft

Die Ergebnisse des Rankings wurden von unserem Obmann Felix Hnat im März 2019 am 9. GV-Symposium in Wien präsentiert. Die hochkarätige Veranstaltung wurde zum Anlass genommen, um die besten Kantinen auszuzeichnen. DoN in der Allianz hat in der Kategorie „Eigenregie“ den verdienten ersten Platz erreicht. Als einzige Kantine bietet sie täglich Suppe, Hauptgericht und Dessert in veganer Variante an. Das SV Mitarbeiterrestaurant der Porsche Holding führt die Kategorie „Caterer“ an. Ein großes Verbesserungspotenzial liegt bei den Kantinen in der Gästekommunikation verborgen: Sie muss sich an die breite Masse an Kund_innen richten und darf nicht auf einzelne Ernährungsgruppen beschränkt bleiben. Viele Speisen lassen sich weiters ohne hohen Mehraufwand veganisieren – etwa, wenn Nudeln ohne Eier verwendet werden. In vielen Fällen können so auch Kosten gesenkt werden.Felix Hnat präsentiert beim 9. GV-Symposium das Ranking (c) HGV PRAXIS/Axel Schimmel, Heinz Musich

Kategorie Eigenregie

1. DoN in der Allianz
2. Mitarbeiterrestaurant der Kammer für Arbeiter und Angestellte in Wien
2. Sana Mitarbeiterrestaurant im Haus der Barmherzigkeit Tokiostraße
4. Mitarbeiterrestaurant der Kammer für Arbeiter und Angestelle für NÖ
4. FRANZ, Betriebsrestaurant der Firma F/ListDagmar Lang, Michael Cihal (DoN in der Allianz), Felix Hnat und Josef Donhauser (v.l.n.r.) (c) HGV PRAXIS/Axel Schimmel, Heinz Musich

Kategorie Caterer

1. SV Mitarbeiterrestaurant der Porsche Holding Ges.m.b.H.
2. Gourmet Betriebsrestaurant des Styria Media Centers
3. Sodexo Betriebsrestaurant der Schachermayer Großhandelsgesellschaft m.b.H.
4. Contento Mitarbeiterrestaurant im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Eisenstadt
5. Eurest Betriebsrestaurant der Siemens CityFranz Messner (SV Österreich), Anita Preiner (SV Österreich), Dagmar Lang, Felix Hnat (v.l.n.r.) (c) HGV PRAXIS/Axel Schimmel, Heinz Musich

Dos and Don'ts: Vermarktung pflanzlicher Gerichte

Die erfolgreiche Einführung pflanzlicher Gerichte fällt und steht mit der Kommunikation: Nicht nur Veganer_innen und Vegetarier_innen sollen angesprochen werden. Ein Fokus auf Flexitarier_innen lohnt sich. Die Speisen haben eine attraktive Bezeichnung verdient, das Wort „vegan“ soll nicht unbedingt prominent erwähnt werden. Zu verkaufen sind die Speisen über Optik und Geschmack, nicht über dahinterstehende Ideologien und Ernährungsweisen. Traditionelle Gerichte in pflanzlicher Variante anstelle von exotischen Speisen kommen gut an. Gerne erzählen wir mehr über das Marketing pflanzlicher Speisen und beraten bei deren Einführung. Wir freuen uns über eine Kontaktaufnahme – per E-Mail an ranking@vegan.at oder Telefon unter 0699 102 03 426 an Sven Großhans.

Ausblick: Die Zukunft der Gemeinschaftsverpflegung

Das große Interesse der Gemeinschaftsverpfleger und nicht zuletzt der brennende Wunsch nach pflanzlichen Gerichten der Konsument_innen bestärkt uns, das erfolgreiche Projekt weiterzuführen. Auch im nächsten Jahr ist ein Ranking geplant. Viele Betriebe zeigen sich voller Tatendrang und nehmen an unseren Schulungen teil, um erfolgreich ihr pflanzliches Angebot zu erweitern. Es bleibt also spannend und wir blicken zuversichtlich in eine pflanzliche Zukunft!