Benedikt Mitmannsgruber: Comedian, Antiheld und Veganer
Benedikt Mitmannsgruber: Comedian, Antiheld und Veganer
Benedikt Mitmannsgruber gilt als Shooting-Star der österreichischen Kabarettszene. Innerhalb kürzester Zeit hat sich der selbsternannte Antiheld mit seinem besonderen Humor in die Herzen des Publikums gespielt. Kurz vor seinem brillanten Auftritt bei der Veganmania am Rathausplatz im Oktober 2023 haben wir den erst 27-jährigen Comedian im Café Caspar getroffen, um bei einer Tasse Bio-Ingwer-Tee über sein Leben als Kabarettist und Mühlviertler Veganer zu plaudern.
© Barbara Wirl
Hallo Benedikt! Wir freuen uns sehr, dass du heute bei der Veganmania auftrittst. Wie bist du denn zum Kabarett gekommen?
Hallo, danke für das Gespräch! Nachdem ich immer schon sehr gern für Satire-Zeitschriften wie „Die Tagespresse“ geschrieben habe, wollte ich mir selbst beweisen, dass ich die Leute auch auf der Bühne zum Lachen bringen kann. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich immer weitergemacht habe.
Mit großem Erfolg, denn du hast bereits viele spannende Preise gewonnen bzw. warst im Finale dabei: einen Besen, einen Vogel, eine Kartoffel, ein Scharfrichterbeil ... Welcher davon ist dein Lieblingspreis?
Das witzigste Erlebnis war das Passauer Scharfrichterbeil, denn da bekommt man ein sehr großes Beil ausgehändigt, das man dann auch in den Öffis transportieren muss. Da ich es wahrscheinlich nicht über die Grenze gebracht hätte, hat es mein Agent mitgenommen. Neben dem Stuttgarter Besen war das wahrscheinlich auch der wichtigste Preis.
Das sind beides deutsche Auszeichnungen. Du bist also auch viel in Deutschland unterwegs?
Ja, dort sind es vor allem Fernsehaufzeichnungen. Solo stehe ich mehr in Österreich auf der Bühne, manchmal aber auch in Bayern. Ich versuche das langsam aufzubauen, aber da es in Deutschland bereits viele gute junge Comedians gibt, ist es viel schwieriger als in Österreich.
Versteht man dich denn in Deutschland?
Nein! Das ist extrem bitter, weil ich dann immer Hochdeutsch reden muss. Aber wenn ich dort Hochdeutsch spreche, glauben die Leute, dass das mein Dialekt ist. Das ist schon eine große Umstellung, weil ich immer ziemlich viel nachdenken muss, wie ein Wort auf Hochdeutsch heißt. Ich rede lieber Dialekt.
Der passt auch sehr gut zu dir. Würdest du dich als politischen Kabarettisten bezeichnen?
Nicht unbedingt. In meinem Programm sind schon ein paar politische Elemente drinnen, aber es ist eher Alltags-Comedy über mein Leben und mein Umfeld.
Du gehst sehr offen damit um, dass du vegan lebst. Wie bist du dazu gekommen?
Meine kleine Schwester war zuerst vegetarisch. Daraufhin wollten meine Freundin und ich das auch mal ausprobieren. Es war ziemlich einfach: Wir haben vom einen Tag auf den anderen kein Fleisch mehr gegessen und uns ist überhaupt nichts abgegangen. Im Februar 2018 wurde ich vegetarisch, dann recht schnell überwiegend vegan mit ein paar kurzen vegetarischen Phasen zwischendurch. Seit drei Jahren bin ich nun komplett vegan.
Wie ist das in deiner Familie aufgenommen worden, als deine Schwester vegetarisch wurde?
Sehr gut: Meine Mama isst inzwischen auch fast nur noch vegetarisch, häufig auch rein pflanzlich, und sie kocht immer ausschließlich vegan, wenn wir zu Hause sind. Mein Papa isst zwar Fleisch, aber – im Gegensatz zu früher – nur noch recht wenig. Die veganen Sachen schmecken ihm sehr gut. Er merkt oft keinen Unterschied zwischen Fleisch und pflanzlichen Alternativen. Manchmal legen wir ihn ein bisschen rein (grinst).
Super! Derzeit ist das im Mühlviertel noch eher ungewöhnlich, oder?
Ja, ich glaube, meine Schwester und ich sind die Einzigen, die gar kein Fleisch essen. Die Leute wissen häufig noch nicht einmal den Unterschied zwischen vegetarisch und vegan. Und ich glaube, sie wissen oft auch nicht den Unterschied zwischen „vegetarisch“ und „kein Schweinefleisch“. Fisch gilt auch oft als vegetarisch. Manchmal ist auf der Speisekarte „vegetarisch“ angeschrieben und dann sind Schinkenfleckerl dabei.
Du hast mal bei „Was gibt es Neues?“ die Aussage getätigt, dass Veganer:innen im Mühlviertel als Trottel tituliert werden. Ist das eine autobiografische Erkenntnis?
(lacht) Ja, schon. Ich denke, dass man die Gründe für einen veganen Lebensstil dort immer noch nicht ganz versteht. Wenn ich bei einer Veranstaltung am Land spiele, sind sie oft überfordert, wenn meine Agentur nach veganem Catering fragt.
Was bekommst du dann im Endeffekt?
Eh sehr gute Sachen! Häufig eine gute Jause mit veganem Käse und veganer Wurst. Zum Glück gibt es mittlerweile auch am Land viele vegane Produkte in den Supermärkten. Es kommt nur noch sehr selten vor, dass ich mich von Bananen und Äpfeln ernähren muss.
Benedikt Mitmannsgruber bei der Jubiläums-Veganmania am Rathausplatz im Oktober 2023 | © Kerstin Brueller
Wie ist das bei deinen Auftritten: Wie reagiert dein Publikum darauf, dass du vegan bist?
Es ist kein großer Teil meines Programms. Ich erwähne das in ca. vier bis fünf Geschichten. Manchmal fragen die Leute nach, aber nie negativ. Ich bin halt auch nicht moralisierend, sondern erwähne es einfach und versuche, die Leute vielleicht irgendwie zu motivieren. Auch auf Social Media gab es nur selten negative Reaktionen.
Was ist dein Lieblingsessen?
Das Gulasch vom Velani ist unglaublich. Ansonsten kochen meine Freundin und ich sehr gern Gnocchi mit Seitan oder Tempeh. Oder vegane Burger.
Dein Lieblingslokal ist also das Velani?
Ich habe ziemlich viele. Das Veggiezz und das Loving Hut mag ich auch sehr gern. Vor Auftritten bin ich gern in der Swing Kitchen. Die leben, glaube ich, hauptsächlich von mir. Vor meinen Premieren esse ich dort immer den Swiss Wrap. Wenn es um Premieren geht, bin ich nämlich ein bisschen abergläubisch.
Wie sieht ein typischer Tag im Leben des Benedikt Mitmannsgruber aus?
Wenn meine Freundin aufsteht und zur Arbeit geht, wache ich ganz kurz auf, dann schlafe ich weiter. Nach dem Aufstehen mache ich mir ein Porridge. Dann gehe ich häufig Tennis spielen. Danach koche ich Mittagessen, weil meine Freundin oft gegen 13 Uhr nach Hause kommt. Im Anschluss gehen wir mit unserem Hund spazieren. Dann jausnen wir, schauen irgendeine Serie und gehen schlafen.
Deinen Hund ernährst du ebenfalls vegan?
Ja, er bekommt seit einigen Wochen veganes Futter, Marke Greta. Es geht ihm sehr gut damit, eigentlich sogar noch besser als vorher. Er riecht sehr viel besser und hat ein wunderschönes Fell.
Hast du eine Schreibroutine?
Leider gar nicht. Meist fällt mir spontan etwas ein, das ich mir gleich notiere. Danach bin ich drei Wochen lang nervös, ob die Geschichte gut ist. Dann trage ich sie meiner Freundin vor und sie sagt mir, ob sie sie gut findet. Wenn sie gut ist, warte ich wieder drei Wochen. Dann probiere ich sie irgendwo aus.
Und dann trittst du mit den neuen Programmen direkt in den Kabaretts auf?
Ja, genau. Mit dem aktuellen Programm hatte ich Premiere im Kabarett Niedermair. Früher war das anders, da habe ich Geschichten immer bei Open Mics ausprobiert – also auf offenen Bühnen, auf denen man fünf bis sieben Minuten Zeit hat. 2019 bin ich dafür oft zweimal wöchentlich nach der Uni nach Wien gefahren und erst um Mitternacht nach Hause gekommen. Das war schon anstrengend, aber wenn man noch keine Reichweite hat, ist das die einzige Möglichkeit, irgendwo aufzutreten.
Das war also kurz vor der Pandemie, als alles schwieriger wurde. Sehr beeindruckend, dass du trotzdem so schnell einen solch großen Bekanntheitsgrad erreicht hast!
Ja, das war extrem schwierig. Ich hatte direkt vor Corona einen Fernsehauftritt bei den Pratersternen, der ziemlich gut war. Wegen des Lockdowns ist er aber monatelang nicht ausgestrahlt worden. Da ich nicht davon hätte leben können, wenn es so weitergegangen wäre, habe ich kurze Zeit andere Sachen gemacht. Nach dem Stuttgarter Besen 2021 ist es aber immer besser geworden und seit Herbst 2021 läuft es echt gut.
Wie lernst du Text?
Das ist das, was mir am leichtesten fällt, denn ich war früher schon gut im Auswendiglernen. Außer wenn ich auf der Bühne einen Witz erzähle, den ich eigentlich voll gut fand, über den aber keine:r lacht. Dann bin ich total schockiert und vergesse plötzlich, was ich sagen wollte.
Welche Comedians haben dich am meisten beeinflusst?
Ich mag gern absurden, surrealen Humor. Verlierertypen wie James Acaster und Olaf Schubert. Auch die Netflix-Serie von Diane Morgan finde ich sehr witzig. Generell mag ich einfach gern Antiheld:innen auf der Bühne.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg auf der Bühne!
© Barbara Wirl
Auszeichnungen
- 2. Platz beim Hamburger Comedy Pokal 2022
- Passauer ScharfrichterBeil 2022
- Goldener Stuttgarter Besen 2021
- Finalist des Kölner NightWash Talentaward 2021
- Publikumspreis beim 15. Klagenfurter Kleinkunstpreis 2021
- 1. Waldviertler Kabarettpreis 2021
- Kabarett-Talentshow 2020
- Salzburger Sprössling 2019
- Comedy Casting Wiener Stadtfest 2019
- Goldenes Ei Ostermiething 2019
- Publikumspreis Freistädter Frischling 2019
- 2. Platz bei der Ennser Kleinkunstkartoffel 2019
- Finalist beim Grazer Kleinkunstvogel 2018
Weitere Infos und Termine: benediktmitmannsgruber.com