Kuh und Du - Lebenshof für Kühe

Kuh und Du - Lebenshof für Kühe

18.09.2021

Geburt, Milchproduktion, Tod – der Alltag der meisten Hausrinder in unserer Gesellschaft ist trist. Bei vielen vorwiegend männlichen Tieren beginnt der „Lebenszweck“ ohnehin erst nach dem Schlachten. Sie werden geboren, gemästet und systematisch getötet. Portioniert und verpackt landen sie im Supermarkt und später auf Tellern. Sie sind wenig mehr als eine Ware in der wertfreien Welt des freien Marktes. Wer sich jedoch schon einmal näher mit Kühen beschäftig hat, wird schnell feststellen, dass es sich um äußerst intelligente, sensible Wesen handelt, die enge Bindungen zu ihrer Herde aufbauen und in komplexen sozialen Beziehungen zueinanderstehen. Katharina „Kathi“ Steindl, setzte sich zum Ziel, Kühe freizukaufen und ihnen ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Später entstand das Projekt „Kuh und Du“ aus dieser Idee.

Der Stein kommt ins Rollen

Die praktizierende Tiertherapeutin aus der Steiermark erfüllte sich im Oktober 2020 ihren persönlichen Traum von einem Tiroler Grauvieh namens Lilly. Auf ihrem Hof gab es zwar einen alten, ungenutzten Stall, leider war dieser jedoch ungeeignet und so musste Lilly beim Nachbarn inmitten von Fleckvieh Mutterkühen untergebracht werden. Lilly wurde oft im Stall besucht und auch zu den anderen Kühen aus dem Stall entstand eine besondere Beziehung. Nachdem Lilly Luis zur Welt brachte wuchs die kleine Herde. Als Lilly in Tirol abgeholt wurde, stand neben ihr die ältere Kuh Finni. Da diese bereits zu alt für die Milchwirtschaft, drohte ihr der Schlachter, denn sie wurde nach ihrem siebten Kalb nicht mehr trächtig. Die Entscheidung war schnell gefällt und Finni wurde im Februar 2021 gerettet.

Lea wird gerettet

Wie nah Kathi ihren Kühen steht, zeigt die Geschichte um die Kuh Lea, ebenfalls aus dem Nachbarstall. Lea sei ein Inzuchtkalb gewesen und daher nicht als Zuchtkuh geeignet. Sie war sehr scheu, wich schnell zurück und wollte nicht berührt werden. Als sie schließlich geschlachtet werden sollte, passierte etwas Erstaunliches. Kathi erzählt:

Ich war traurig und wollte verhindern, dass Lea geschlachtet werden sollte. So ging ich noch am selben Abend in den Stall und sah sie an und fragte sie:“ Lea, was soll ich bloß mit dir machen?“ Ich streckte, wie jeden Tag die Hand nach ihr und plötzlich wich sie nicht zurück und blieb stehen, senkte den Kopf und ließ sich von Kopf bis Schwanz, von Huf bis Rücken überall berühren. Ich war den Tränen nahe und konnte es nicht fassen. Ich nahm den Striegel in die Hand und bürstete ihr Winterfell aus. Sie glänzte und hob den Kopf, sah mich an und ich war entschlossen, komme was wolle, Lea bleibt. Am nächsten Morgen fiel dem Landwirt sogleich auf, das Lea anders aussah und fragte mich verblüfft, was geschehen sei. Ich erzählte und kaufte sie am selben Tag noch frei.“

Ein Verein entsteht

Im Mai ging ihr Nachbar schließlich in Pension und der Stall mit allen Weideflächen konnte gepachtet werden. Dennoch wollte der pensionierte Landwirt alle Tiere verkaufen. Es standen noch neun Tiere der Fleckviehherde im Stall und die Frage um deren Zukunft stand im Raum. Hinzu kam die moralische Frage, welche Tiere es verdient hätten gerettet zu werden und welche nicht aufgenommen werden könnten. „Für wen habe ich nun kein Lebenshofticket? Für die Alten, für die Jungen […] oder die besonders Hübschen?“, berichtet uns Kathi. Viele schlaflose Nächte und Diskussionen mit ihrem Lebensgefährten folgten, denn ohne ihn hätte sie die Kühe niemals retten können. 

Eines Tages war die Entscheidung dann gefällt. Ein Verein müsse gegründet werden, um alle Kühe zu retten. Der Name: Kuh und Du!

Seitdem versuchen die beiden, Tiere um den Schlachtpreis freizukaufen und ihnen ein angenehmes Leben zu ermöglichen, doch das ist nicht billig: Heu und Stroh, Futter, Strom, Wasser, Zäune, Ställe, sowie Tierarztkosten und Klauenpflege. Doch eines steht fest: Kühe sind nicht günstig, aber jeden Cent wert!

Eure Hilfe ist gefragt

Der junge Verein ist auf finanzielle Hilfe angewiesen, jede Spende ist wichtig. Langfristig werden Pat:innen benötigt. Auch Stellplätze sind gefragt. Der Weg ist lang und die Ziele hochgesteckt. Schritt für Schritt lautet die Devise. Zunächst soll die Fleckviehherde gerettet werden, ein Themenweg errichtet und generell mehr Bewusstsein, vor allem im Internet, zu dem Thema geschaffen werden. Außerdem sind Führungen (nach Absprache) und zweijährliche Besuchstage geplant. Was danach geschieht, hängt in erster Linie von euren Spenden ab!

IBAN: AT33 3828 5000 0016 7981
BIC: RZSTAT2G285
Katharina Steindl und Martin Prem
8212 Reichendorf 91

Weiterführende Links

Website: kuhunddu.at

Weitere Lebenshöfe stellen wir in diesem Artikel vor.

© Fotocredits: Katharina Steindl/Kuh und Du