Neue Studie: Tierliche Lebensmittel noch klimaschädlicher als bisher angenommen

Neue Studie: Tierliche Lebensmittel noch klimaschädlicher als bisher angenommen

14.09.2021

Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass unsere Ernährung eng mit dem anthropogenen Klimawandel verflochten ist. Eine neu publizierte Studie zeigt jedoch, dass sie noch wesentlich stärker zur Klimakrise beiträgt als bisher angenommen wurde. Besonders stark ins Gewicht fallen tierliche Lebensmittel, vor allem Fleisch und Milch.

Mehr als ein Drittel der Emissionen entfällt auf Ernährung

Global betrachtet werden durch die Produktion von Lebensmitteln 17,3 Gt CO2-Äquivalente emittiert. Somit trägt die Ernährung zu 35 % der globalen Treibhausgase bei. Der Anbau von Futtermitteln und die Haltung von Tieren belastet das Klima dabei wesentlich stärker als Getreide, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse für den menschlichen Verzehr. In Zahlen ausgedrückt: Tierliche Lebensmittel verursachen 57 % der ernährungsbedingten Emissionen, pflanzliche Lebensmittel hingegen nur 29 %. Der Rest entfällt auf agrarische Produkte mit anderer Nutzung.

Globale Ernährungsversorgung primär durch Pflanzen erzielt

Hierbei sollte nicht übersehen werden, dass tierliche Lebensmittel wesentlich weniger zur Ernährungsversorgung beitragen als pflanzliche Lebensmittel. Von einer Studie der University of Oxford ist bekannt, dass von den global konsumierten Kalorien 18 % tierlichen Ursprungs und im Umkehrschluss 82 % pflanzlichen Ursprungs sind. In anderen Worten: Tierliche Produkte tragen vergleichsweise wenig zur menschlichen Ernährung bei, während auf sie überproportional viele Treibhausgase entfallen.

Studie zeigt an welchen Stellen des Ernährungssystems Emissionen anfallen

In der neu publizierten Studie von Xiaoming Xu (University of Illionois) und Kolleg:innen wurde die Klimawirkung in Form von Emissionen von Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) von 171 pflanzlichen und 16 tierlichen Produkten aus über 200 Ländern berechnet. Hierbei wurden die Emissionen nach Subsektoren des Ernährungssystems – Landnutzungsänderungen, agrarische Fläche, agrarisch genutzte Tiere und jenseits agrarischer Betriebe – aufgeschlüsselt.  

Landnutzungsänderungen tragen zu CO2-Emissionen bei, etwa wenn Wälder gerodet und dadurch Acker- und Weideflächen geschaffen werden. Auf diesen Acker- und Weideflächen selbst kommt es durch die Bewirtschaftung zu CO2-, N2O- und CH4-Emissionen. Sogenannte „Nutztiere“ tragen ebenso zur Emission von Treibhausgasen bei: Einerseits durch die enterische Fermentation, also die Verdauungstätigkeiten von Wiederkäuern (CH4), andererseits durch Gülle (CH4, N2O). Jenseits der agrarischen Betriebe entstehen im Ernährungssystem CO2-Emissionen durch Pestizidproduktion, Lebensmittelverarbeitung und Transport.

Großteil der Emissionen durch Tierprodukte

Durch die Aufschlüsselung des Ernährungssystems in vier Subsektoren zeigt sich, wo und warum der Klimafußabdruck von tierlichen Lebensmittel besonders groß ist: Während die Emissionen von Landnutzungsänderungen (jeweils 12 %) und jenseits der agrarischen Betriebe (5 % pflanzliche Lebensmittel, 4% tierliche Lebensmittel) ähnlich sind, so ergeben sich in den beiden anderen Kategorien starke Differenzen: Emissionen auf agrarischen Flächen sind bei tierlichen Produkten (22 %) wesentlich höher als bei pflanzlichen Produkten (12 %), da neben Ackerflächen für Futtermittel auch Weideflächen belegt werden. Die direkten Emissionen aus der Tierhaltung durch Verdauungstätigkeiten und Gülle entfallen sinngemäß nur auf tierliche Produkte (21 %) und nicht auf pflanzliche Produkte (0 %). Die restlichen Emissionen sind agrarischen Produkten zuzurechnen, die nicht der Ernährung dienen. 

Kampf gegen Klimakrise: Ernährungssystem essenziell

Die Wissenschaftler:innen der Studie sehen einen dringenden Handlungsbedarf: Die Produktion und Konsumption von Lebensmitteln muss als zentraler Aspekt der Klimakrise begriffen werden. Anknüpfungspunkte gibt es zahlreiche – die persönliche Ernährung ist einer davon. Atul Jain, Co-Autor der Studie und selbst strenger Vegetarier, dazu in The Guardian: „Wenn Menschen über den Klimawandel besorgt sind, sollten sie ernsthaft über eine Änderung ihrer Ernährungsgewohnheiten nachdenken.“

Quelle

Xu, X., Sharma, P., Shu, S. et al. Global greenhouse gas emissions from animal-based foods are twice those of plant-based foods. Nature Food (2021). https://doi.org/10.1038/s43016-021-00358-x