Österreichischer Klimarat: Fleischverzehr muss stark sinken

Österreichischer Klimarat: Fleischverzehr muss stark sinken

05.07.2022

Im Bereich Ernährung und Landnutzung spricht sich der österreichische Klimarat für eine starke Förderung einer klimafreundlichen und damit pflanzenreichen Ernährung aus. Der Fleischverzehr muss entsprechend um zwei Drittel sinken.

Appell der Gesellschaft an die Politik für mehr Klimaschutz

Der österreichische Klimarat setzt sich aus 84 Bürger:innen zusammen, die ein Abbild der Gesellschaft darstellen. Unter wissenschaftlicher Begleitung wurden über mehrere Monate Empfehlungen in fünf Handlungsfeldern (Energie, Konsum und Produktion, Ernährung und Landnutzung, Wohnen, Mobilität) erarbeitet. Dabei erklärte die Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, dass sie sich mit jeder Empfehlung auseinandersetzen werde. Nun liegt der Endbericht vom Klimarat mit konkreten Empfehlungen für die Politik vor.

Handlungsfeld Ernährung und Landnutzung

Im Klimarat informierten Klimaexpert:innen die teilnehmenden Bürger:innen über fünf Hebel im Handlungsfeld Ernährung und Landnutzung. Die Reduktion von tierischen Produkten wird dabei als einer der wichtigsten Schritte anerkannt. Eine pflanzenreiche Ernährung wird als positiv für Klima, Umwelt und Gesundheit genannt. Im mehrmonatigen Prozess haben die Klimarät:innen knapp über 20 konkrete Empfehlungen im Handlungsfeld Ernährung und Landnutzung entwickelt. Davon betreffen einige die Erhöhung von pflanzlichen und die Senkung von tierlichen Lebensmitteln in der Gesellschaft.

Politische Förderung von klimafreundlicher Ernährung gefordert

Eine klimafreundliche Ernährung und damit eine Kost reich an pflanzlichen, saisonalen und regionalen Lebensmitteln soll für alle Menschen gleichermaßen zugänglich sein. Damit wird ein großer Appell an die Politik gerichtet. Sie soll über Anreize statt Verbote wirken und es den Österreicher:innen einfach machen, ihre Ernährung reich an Gemüse, Obst und Co. zu gestalten. Konkret wird auch die Reduktion des Fleischkonsums problematisiert. Demnach ist der Fleischkonsum um zwei Drittel zu reduzieren – für das Klima, aber auch für die eigene Gesundheit.

Kostenwahrheit für Lebensmittel

Auch andere Empfehlungen betreffen den Konsum an tierlichen Lebensmitteln. Eine Preisgestaltung, die sich an der ökologischen Kostenwahrheit orientiert und klimafreundliche Lebensmittel günstiger macht, würde dazu führen, dass pflanzliche gegenüber tierlichen Lebensmitteln, vor allem jenen aus industrialisierter Tierhaltung, günstiger und somit auch für alle zugänglicher werden.

Pflanzenkost in der Gastronomie

Eine weitere Empfehlung bezieht sich auf die Gastronomie. Sie soll mehr Obst und Gemüse, weniger Fleisch anbieten. Die öffentlichen Kantinen sollen dabei eine Vorreiterrolle einnehmen und zeigen, wie eine klimafreundliche und damit pflanzenorientierte Kost aussehen kann.

Lebensmittelverschwendung in der Gastronomie und im Handel

Weitere Empfehlungen können unter dem Motto „weniger ist mehr“ zusammengefasst werden. Sie beziehen sich einerseits auf die Gastronomie, die verschiedene Portionsgrößen anbieten soll und andererseits auf den Lebensmittelhandel, der Mengenrabatte (wie „eins plus eins gratis“) abschaffen soll. Ziel ist es dabei die Lebensmittelverschwendung einzudämmen und es den Konsument:innen zu erleichtern, nur das zu kaufen, was sie auch essen.

Wissensvermittlung über Klima und Ernährung

Aus einer veganen Perspektive wichtig ist auch die Empfehlung, Wissen und Bildung zu klimafreundlicher Ernährung zu fördern. Alle Österreicher:innen sollen ein Bewusstsein für die Zusammenhänge von Klimawandel und Ernährung erhalten. Eine Verankerung des Themas im Bildungssystem wird daher als essentiell erachtet.

Standpunkt der Veganen Gesellschaft

Der Kampf gegen die Klimakrise kann ohne eine Ernährungstransformation nicht gelingen. Die Produktion von Fleisch, Milch und anderen Tierprodukten stellt dabei einen der stärksten Treiber des Klimawandels dar. Ein großes Nachhaltigkeitspotential liegt daher auf unserem Teller: In Österreich könnten 70 Prozent der ernährungsbedingten Treibhausgase eingespart werden, wenn von der Durchschnittskost auf eine pflanzliche Kost gewechselt wird.

Die Vegane Gesellschaft begrüßt daher die Empfehlungen des österreichischen Klimarats, der eine klimafreundliche Ernährung auf struktureller und individueller Ebene fordert. Mit unseren Projekten in der Gastronomie und Kochausbildung möchten wir an einem wichtigen Hebel ansetzen und die klima-, umwelt- und tierfreundliche Pflanzenkost auf alle Teller bringen. Hier gilt es zu hoffen, dass auch von politischer Seite die Ernährung als wichtiger Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft erkannt wird und pflanzliche Speisen und Getränke entsprechend gefördert werden.

Der Endbericht „Klimaneutralität bis 2040: Die Empfehlungen“ vom Klimarat der Bürgerinnen und Bürger kann hier heruntergeladen werden.