Dänemark als Wegbereiter: Weltweit erste Strategie für Proteinwende in der Landwirtschaft
Dänemark als Wegbereiter: Weltweit erste Strategie für Proteinwende in der Landwirtschaft
Viele verbinden Dänemark nach wie vor mit Speck und Butter. Doch fortschrittliche Politik und öffentliche Fördergelder, die die Produktion und den Konsum von pflanzenbasierten und biologischen Lebensmitteln unterstützen, ebnen den Weg für aufstrebende und auch etablierte pflanzenbasierte Unternehmen – dies schafft neue Chancen in der Branche.
von Hanne Winter
© Freepik
Der Stein kommt ins Rollen
Im November 2020 wurde in Dänemark ein Bericht veröffentlicht – zunächst nichts Außergewöhnliches, doch dieser Bericht hatte es in sich. Aufgesetzt und veröffentlicht vom Dänischen Landwirtschafts- und Ernährungsrat (der nationalen Organisation der Landwirt:innen), dem Think-Tank Frej und dem Dänischen Vegetarier:innenverband, wurde darin der dringende Bedarf an Forschung und Entwicklung im Bereich pflanzenbasierter Lebensmittel hervorgehoben, um die Produktion und den Verkauf sowohl innerhalb Dänemarks als auch über die Grenzen hinaus auszubauen.
Der Bericht war nicht nur ein positives Beispiel für eine gute Zusammenarbeit, sondern spiegelte auch einen wichtigen Grundsatz im Landwirtschaftssektor wider: Diversifizierung, neue Märkte und Innovationen sind für das wirtschaftliche Wachstum entscheidend. Das zentrale Thema, das eine Vielzahl der Beteiligten vereinte, war einfach „mehr Pflanzen“. Alle waren sich einig, dass die gesamte Wertschöpfungskette für pflanzenbasierte und biologische Produktion unterstützt werden muss.
Der Wendepunkt
Der Forschungs- und Entwicklungsbericht war nur eine von vielen Initiativen – einige starteten bereits zuvor, viele weitere folgten. Das Jahr 2020 wurde zu einem Wendepunkt, der später dazu führte, dass eine große Mehrheit im dänischen Parlament zustimmte, den Action Plan for Plant-based Foods (Aktionsplan für pflanzenbasierte Lebensmittel) und den Plant-based Food Grant (Fördertopf für pflanzenbasierte Lebensmittel) ins Leben zu rufen. Interessensvertreter:innen stimmten mit der Vision überein: Die Produktion und der Konsum von Hülsenfrüchten, Gemüse, Obst und Nüssen sollte signifikant gesteigert werden.
Die Politik reagierte sowohl mit öffentlichem Engagement als auch mit finanziellen Mitteln. Der entwickelte Fördertopf für pflanzenbasierte Lebensmittel unterstützt heute eine Vielzahl von pflanzenbasierten und biologischen Projekten, die von der Ausbildung neuer Landwirt:innen rund um Hülsenfrüchte in landwirtschaftlichen Schulen bis hin zur Schulung von vegetarischen und veganen Köch:innen reichen. Heute ist der Fonds auf über 170 Millionen Euro angewachsen.
Vorbildhafte Zusammenarbeit
Zusammenarbeit, Dialog und ein Fokus auf geschäftliche Chancen im Bereich pflanzenbasierter Lebensmittel – statt strenger Vorschriften – haben bei diesem Umschwung eine Schlüsselrolle gespielt. Entscheidend war darüber hinaus, dass die dänische Organisation der Landwirt:innen unterstützend und nicht ablehnend agierte. Nun wird Dänemark, ein Land, das lang für Speck und Butter bekannt war, tatsächlich als globaler Pionier in der Politik für pflanzenbasierte Lebensmittel angesehen.
Aber wieso hier stoppen? Wenn Dänemark es schaffen kann, können es auch andere! Jedes Land hat das Potenzial, die Chancen pflanzenbasierter Lebensmittel zu nutzen.
Der Artikel wurde vom Englischen ins Deutsche übertragen.

Hanne Winter lebt in Dänemark, ist EU-Policy-Managerin und arbeitet beim Dansk Vegetarisk Forening (Dänischen Vegetarier:innenverband). Davor wirkte sie bereits bei mehreren Umweltorganisationen mit, war acht Jahre lang politische Beraterin und hat einen Masterabschluss in Biologie. Derzeit setzt sie sich aktiv für die Umsetzung der Proteinwende in Dänemark ein.