Gruß aus der Wohnheimküche: Ein veganes Praxisbeispiel in Tirol

Gruß aus der Wohnheimküche: Ein veganes Praxisbeispiel in Tirol

17.10.2025

Da der Wunsch nach veganer Verpflegung in Wohn- und Pflegeheimen recht neu ist, sind pflanzliche Optionen noch keine Selbstverständlichkeit, eine positive Entwicklung ist jedoch deutlich erkennbar.

In Pflegesituationen entstehen in Bezug auf Ernährungsentscheidungen neue Fragen. Selbstbestimmung zu ermöglichen – auch hinsichtlich der gewünschten Ernährungsweise – wird in der Pflege ernst genommen. In ganz Österreich gibt es Pflegeeinrichtungen, die bemüht sind, vegane Verpflegung zu ermöglichen. Zwar war in zahlreichen Häusern vegane Ernährung – aufgrund der geringen Nachfrage – bisher kein Thema, auf individuelle Nachfrage ist vegane Verköstigung jedoch in vielen Pflege- und Wohnheimen – oft sogar gerne – möglich. Eine Liste mit Einrichtungen findet sich unter vegan.at/vegan-im-alter.

In der Praxis

Ein erfolgreiches Praxisbeispiel ist das Wohn- und Pflegeheim Vorderes Stubaital in Fulpmes, Tirol. Hier stellt sich Alexander Gleirscher, diplomierter Diätkoch und seit zwei Jahren Küchenleiter des Wohn- und Pflegeheims, täglich den Herausforderungen unterschiedlicher Ernährungsbedürfnisse. Sein zehnköpfiges Team und er bereiten täglich 110 Mahlzeiten für die Bewohner:innen des Hauses zu: „Die meisten Menschen wären lieber in ihrem alten Zuhause geblieben. Nun sind sie aber hier zu Hause und wir bemühen uns, so für sie zu kochen, dass sie sich wohlfühlen“, sagt Gleirscher und fügt hinzu: „Es ist schon eine Verantwortung, gut für die Bewohner:innen zu sorgen.“

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, uns einen Einblick in die Gemeinschaftsverpflegung eines Wohn- und Pflegeheims zu geben. Gibt es bei Ihnen denn vegan lebende Bewohner:innen?

Derzeit gibt es keine Veganer:innen unter unseren Bewohner:innen, aber einen Vegetarier und einen Pescetarier. Vor einiger Zeit lebte eine vegane Bewohnerin hier. Bei uns steht nur ein Menü auf der Karte. Sonderwünsche wie vegetarische oder vegane Ernährung setzen wir aber individuell um. Ich hätte gerne zwei Menüs auf dem Plan, eines davon immer vegetarisch oder vegan.

Ist eine komplett vegane Verpflegung umsetzbar?

Ja. Beim Einzug in unser Haus wird ein Fragebogen ausgefüllt: Wenn dabei vegan als generelle Ernährungsform angegeben wird, wird eine komplett pflanzliche Versorgung von uns umgesetzt. Das ist möglich, weil wir mit 55 Bewohner:innen ein verhältnismäßig kleines Haus sind. In großen Häusern und Küchen ist die Umsetzbarkeit eine andere Herausforderung. Preislich ist es gut machbar, wir können vegane Optionen günstiger bis gleichpreisig anbieten.

Ist die allgemeine Tendenz Richtung Veggie auch bei den älteren Generationen erkennbar?

Die Generation 80+ kann mit dem Begriff „vegan“ nicht so viel anfangen oder assoziiert ihn mit Verzicht und Armut. Doch mit jeder Generation wird die Akzeptanz merklich größer! Der Trend ist erkennbar: Bei uns gibt es inzwischen nur noch 2- bis 3-mal in der Woche Fleischgerichte. Dass das Veggie-Angebot überwiegt, wird sehr gut angenommen, die Bewohner:innen stehen dem sehr offen gegenüber und wünschen sich das sogar. Wir kochen gerne mit Kichererbsen, Tofu und Sojaschnetzel. Dank pflanzlicher Sahne sind unsere Suppen fast immer vegan.

Was sind Veggie-Gerichte, die bei Ihren Bewohner:innen besonders beliebt sind?

Besonders positives Feedback bekommen wir bei Polenta mit Grillgemüse, Salaten mit Antipasti und Süßspeisen in allen Varianten. Es ist ein gutes Gefühl, wenn ich in den Speisesaal komme und von der kritischen Damenrunde der Generation 80+ mit „Alex, heute hat’s richtig gut geschmeckt!“ begrüßt werde.

Wir bedanken uns herzlich für diese spannenden Einblicke und Ihr wegweisendes Engagement!