Statistik Austria: Fleisch- und Milchkonsum sinken auf Rekordtief
Statistik Austria: Fleisch- und Milchkonsum sinken auf Rekordtief
Der österreichweite Fleischkonsum ist im Jahr 2021 erstmals seit der Mitte des letzten Jahrhunderts wieder unter 60 kg pro Kopf gefallen. Seitdem zeichnet sich ein deutlicher Abwärtstrend ab. Das zeigen auch die neuen Versorgungsbilanzen der Statistik Austria für das Jahr 2023: Sowohl der Verzehr von Fleisch als auch jener von Konsummilch ist nicht nur seit dem Vorjahr, sondern auch im Zehnjahresvergleich drastisch gesunken.
Fleischverzehr in Österreich auf Talfahrt
Während die Österreicher:innen 2022 noch 58,6 kg Fleisch pro Kopf konsumierten, haben sie 2023 ein Kilo weniger, also nur mehr 57,6 kg Fleisch, gegessen. Im Zehnjahresvergleich ist der Fleischkonsum um ganze 11,3 % zurückgegangen. Den Höhepunkt erreichte der menschliche Fleischverzehr im Jahr 2000, 68,4 kg wurden damals pro Kopf verspeist. Seither zeigt die Trendlinie steil nach unten: Seit der Jahrtausendwende ist der österreichweite Fleischkonsum um 15,8 % gesunken (Statistik Austria 2024).
Diese Entwicklung lässt sich durch die geänderten Einstellungen der Österreicher:innen gegenüber Fleisch erklären. Im Rahmen einer Studie von Marketagent gaben 62 % der Befragten an, dass die Bevölkerung ihren Fleischkonsum einschränken sollte, und 57,4 % finden, dass die Werbung kein reales Bild der Haltungsbedingungen von Tieren in Österreich zeigt. Pflanzliche Fleischalternativen werden von 21,9 % mindestens ein Mal pro Woche konsumiert (Marketagent 2022).
Der Fleischkonsum der Österreicher:innen ist im letzten Jahrzehnt um 11,3 % gesunken.
Milchkonsum enorm gesunken
Noch stärker als der Fleischkonsum ist 2023 der Verzehr von Konsummilch (Milch, die in unverändertem Zustand an Verbraucher:innen abgegeben wird) pro Kopf gesunken. Im Vergleich zu 2022 haben die Österreicher:innen ihren Milchkonsum pro Kopf um 3,5 kg reduziert. Innerhalb von nur einem Jahr gab es also einen Rückgang von 5 % – eine Rekordzahl! Im Zehnjahresvergleich wurde um 12,5 % weniger Milch konsumiert.
Vor allem der Markt für pflanzliche Milchalternativen boomt in Österreich und verzeichnet seit 2020 ein stetiges Wachstum. Bis 2022 stieg der Verkauf von Pflanzendrinks um ein Fünftel und warf satte 2,2 Milliarden Euro Umsatz ab. Bereits ein Drittel der österreichischen Haushalte kauft Pflanzenmilch (AT GfK Consumer Panel 2021; Smart Protein Report 2023). 34 % der Österreicher:innen gaben 2023 an, in den nächsten sechs Monaten mehr Kuhmilchalternativen kaufen zu wollen (Smart Protein Report 2023). Diese Daten belegen gemeinsam mit den sinkenden Zahlen zum Fleischkonsum eindeutig, dass der Stellenwert von Tierprodukten für die Österreicher:innen stetig geringer wird.
Der österreichweite Konsum von tierischer Milch ist im letzten Jahrzehnt um 12,5 % gesunken.
Pflanzenbasierte Ernährungsformen in Österreich am Vormarsch
Die aktuellen Zahlen der Versorgungsbilanzen spiegeln die Ergebnisse des Smart Protein Reports (2023) wider. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass 37 % der Österreicher:innen flexitarisch und jeweils 5 % pescetarisch, vegetarisch oder vegan leben. Damit ist Österreich Spitzenreiter beim Anteil an Veganer:innen in ganz Europa. Flexitarier:innen reduzieren ihren Fleischkonsum bewusst und legen zunehmend fleischlose Tage ein.
Das zeigt auch der Erfolg der Veganuary-Kampagne in Österreich, die 2024 zum ersten Mal von der Veganen Gesellschaft umgesetzt wurde. Seit dem Beginn der Kampagne im Jahr 2019 hat sich die Zahl der Teilnehmenden jedes Jahr verdoppelt. Von 2014 bis 2023 haben weltweit mehr als 2 Millionen Menschen offiziell am Veganuary teilgenommen. Diese Zahl konnte im Jänner 2024 annähernd erreicht werden: 1,8 Millionen Menschen registrierten sich dieses Jahr über die Veganuary-Website.
Nachhaltige Motive für die Fleischreduktion
Die Motive für den Umstieg auf eine fleischlose Ernährung sind vielfältig: Besonders oft werden Sorgen um Gesundheit, Umwelt und Tiere genannt. Im Schnitt wissen mit 54 % mehr als die Hälfte der Europäer:innen, dass pflanzliche Alternativen gut für Gesundheit und Umwelt sind. Zudem geben 46 % an, dass sich ihr Vertrauen in pflanzliche Produkte in den letzten zwei Jahren verstärkt hat (Smart Protein Report 2023). Die Österreicher:innen haben ähnliche Einstellungen: 41,5 % wissen, dass der Fleischkonsum der Umwelt schadet (Marketagent 2022).
Wer eine pflanzenreiche Kost wählt, setzt wichtige Schritte, um Emissionen, Flächen- und Wasserverbrauch zu senken. Die aktuellen Daten aus den Versorgungsbilanzen verdeutlichen, dass an pflanzlichen Speisen und Produkten sowohl in der Gastronomie und Lebensmittelindustrie als auch im Handel kein Weg vorbei führt.
Weitere Zahlen und Fakten
Überblick über aktuelle Studien und Zahlen für Österreich: www.vegan.at/zahlen
Versorgungsbilanzen der Statistik Austria für 2022: www.vegan.at/tierprodukte-immer-unbeliebter
Versorgungsbilanzen der Statistik Austria für 2021: www.vegan.at/fleischverzehr-auf-talfahrt
Versorgungsbilanzen der Statistik Austria für 2020: www.vegan.at/fleischkonsum-sinkt-weiter
Fakten über Ernährung und Klima: www.vegan.at/klimakrise-fakten
Quellen
GFI Europe. 2022. Report zur Entwicklung des Plantbased-Marktes 2020-2022.
Marketagent. 2022. Fleischkonsum. Zwischen Genuss und schlechtem Gewissen.
Smart Protein Report. 2023. Evolving appetites: an in-depth look at European attitudes towards plant-based eating.
Statistik Austria. 2024. Versorgungsbilanzen für tierische Produkte. Wien.
Vegane Gesellschaft Österreich. 2024. Der Veganuary-Boom erreicht Österreich. www.vegan.at/veganuary-2024 (Zugegriffen: 11.09.2024).