Studie mit vegan lebenden Kindern: neue Ergebnisse veröffentlicht
Studie mit vegan lebenden Kindern: neue Ergebnisse veröffentlicht
Wie wirkt sich eine vegane Ernährung auf Kinder aus? Dieser interessanten Frage gehen zwei Studien aus Deutschland nach: Während sich die VeChi-Diet-Studie mit dem Ernährungs- und Gesundheitsstatus von 1- bis 3-jährigen Kindern beschäftigt, untersucht die VeChi-Youth-Studie Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 18 Jahren.
VeChi-Diet-Studie
An der VeChi-Diet-Studie nahmen insgesamt 430 Kleinkinder zwischen 1 und 3 Jahren teil, die sich entweder vegan, vegetarisch oder mit Mischkost ernährten. Mittels eines Fragebogens sowie eines 3-tägigen Wiegeverzehrprotokolls wurden unter anderem die Körpermaße, das Ernährungsverhalten und die Nährstoffzufuhr der Kinder erfasst.
Eine frühere Publikation der VeChi-Diet-Studie in der Fachzeitschrift „Nutrients“ setzte sich bereits mit der Aufnahme an Energie, der Versorgung mit den Makronährstoffen Protein, Fett und Kohlenhydraten sowie den anthropometrischen Daten wie Körpergröße und -gewicht auseinander. Sie kam zu dem Ergebnis, dass in Hinblick auf Energiezufuhr und Körpermaße keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Ernährungsgruppen bestanden. Nur leichte Differenzen zeigten sich bei Makronährstoffen: Während allesessende Kinder die höchste Aufnahme an zugesetztem Zucker, Fett und Eiweiß verzeichneten, war der Verzehr an komplexen Kohlenhydraten sowie Ballaststoffen bei den veganen Kindern am höchsten. Die Studienautor:innen rund um Stine Weber und Markus Keller schlussfolgerten, dass sowohl eine vegetarische als auch eine vegane Ernährung im frühen Kindesalter dieselbe Menge an Energie und Makronährstoffen wie eine omnivore Kost bereitstellen könne, was wiederum zu einem normalen Wachstum führe.
Der zweite Teil der Studie wurde im Dezember 2021 im „European Journal of Nutrition“ veröffentlicht. Im Fokus stand dieses Mal die Aufnahme an Mikronährstoffen, also Vitaminen und Mineralstoffen, sowie Fettsäuren. Die Wissenschaftler:innen fanden heraus, dass vegan ernährte Kinder eine meist günstigere Nährstoffzufuhr aufweisen als allesessende. Im Durchschnitt nahmen sie am meisten Vitamin E, Vitamin B1, Folat, Magnesium und Eisen auf. Außerdem war die Fettqualität ihrer Nahrung besonders gut: Sie hatten die durchschnittlich höchste Aufnahme an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und die niedrigste an gesättigten Fettsäuren. Positiv hervorzuheben ist zudem, dass die meisten veganen Kleinkinder Vitamin 12 in Form von Nahrungsergänzungsmitteln erhielten. Dies führte dazu, dass die Vitamin-B12-Zufuhr bei den veganen Kindern durchschnittlich sogar höher war als bei den omnivor und vegetarisch ernährten Kindern. Mit Mischkost ernährte Kinder nahmen hingegen im Mittel am meisten Vitamin B2, Kalzium, Jod und die Omega-3-Fettsäure DHA auf. Bei allen drei Ernährungsgruppen lag die Zufuhr an Vitamin D und Jod (ohne Nahrungsergänzungsmittel) niedriger als die Referenzwerte. Die Autor:innen kamen zu dem Schluss, dass sowohl eine vegetarische als auch eine vegane Ernährung im frühen Kindesalter mit den meisten Mikronährstoffen in wünschenswerten Mengen versorgen können und sie im Vergleich zur omnivoren Ernährung ein besseres Fettsäuremuster aufweisen. Ein spezieller Fokus sollte auf (potentiell) kritische Nährstoffe gelegt werden, zu denen neben Vitamin D, Jod und DHA auch Vitamin B2, Vitamin B12, Kalzium und Eisen zählen.
VeChi-Youth-Studie
In der VeChi-Youth-Studie wurden insgesamt 401 vegan, vegetarisch und omnivor ernährte Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren untersucht. Verglichen wurden neben dem Ernährungsverhalten und anthropometrischen Daten, also Körpergröße, Gewicht und Hautfaltendicken, auch die Nährstoffzufuhr und -versorgung anhand von Blut- und Urinproben.
Die ersten Ergebnisse wurden im Mai 2021 im Fachmagazin „Nutrients“ veröffentlicht. Bei der Gesamtenergieaufnahme gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei Ernährungsgruppen. Die Kohlenhydratzufuhr war bei vegetarisch und vegan lebenden Kindern und Jugendlichen etwas höher als bei allesessenden. Die Proteinzufuhr war bei allen Gruppen ausreichend hoch. Keine signifikanten Unterschiede fand das Forschungsteam um Ute Alexy bei den Blutkonzentrationen von Hämoglobin, Vitamin B2, Vitamin D, HDL-Cholesterin sowie Triglyceriden. Veganer:innen hatten jedoch die niedrigsten LDL-Cholesterinspiegel im Vergleich zu Vegetarier:innen und Mischköstler:innen. Während die Ferritinwerte (Eisenspeicher) bei den Allesesser:innen am höchsten waren, hatten vegane Teilnehmer:innen höhere Folatkonzentrationen als vegetarische. Die Vitamin-B12-Konzentrationen von vegetarischen Kindern und Jugendlichen waren niedriger als jene omnivorer. Unabhängig von der Art der Ernährung hatten viele Teilnehmer:innen Vitamin-D- und Vitamin-B2-Werte, die unterhalb der Referenzwerte lagen. Die Studienleiter:innen sahen keine speziellen Ernährungsrisiken bei veganen und vegetarischen Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu omnivoren.
Eine zweite Publikation in der Fachzeitschrift „British Journal of Nutrition“ im September 2021 beschäftigte sich mit dem Lebensmittelverzehr der Kinder und Jugendlichen. Die Auswertung zeigte, dass vegan lebende Teilnehmer:innen mehr Gemüse, Vollkornprodukte, Milch- und Fleischalternativen sowie deutlich mehr Hülsenfrüchte und Nüsse im Vergleich zu vegetarischen und omnivoren Kindern und Jugendlichen verzehrten. Gleichzeitig konsumierten die veganen Kinder und Jugendlichen am wenigsten Fett, Öl und Süßigkeiten. Die Auswertung habe gezeigt, dass vegan lebende Kinder und Jugendliche ein insgesamt gesundheitsförderliches Lebensmittelmuster mit einem hohen Verzehr präventiver Lebensmittelgruppen aufweisen, so das Fazit der Studienautor:innen.
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