Studie mit vegan lebenden Kindern: Neue Ergebnisse veröffentlicht

Studie mit vegan lebenden Kindern: Neue Ergebnisse veröffentlicht

14.03.2022

Wie wirkt sich eine vegane Ernährung auf Kinder aus? Dieser interessanten Frage gehen zwei Studien aus Deutschland nach: Während sich die VeChi-Diet-Studie mit dem Ernährungs- und Gesundheitsstatus von 1- bis 3-jährigen Kindern beschäftigt, untersucht die VeChi-Youth-Studie Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 18 Jahren.

VeChi-Diet-Studie

An der VeChi-Diet-Studie nahmen insgesamt 430 Kleinkinder zwischen 1 und 3 Jahren teil, die sich entweder vegan, vegetarisch oder mit Mischkost ernährten. Mittels Fragebogen sowie eines dreitägigen Wiegeverzehrprotokolls wurden unter anderem die Körpermaße, das Ernährungsverhalten und die Nährstoffzufuhr der Kinder erfasst.

Eine frühere Publikation der VeChi-Diet-Studie in der Fachzeitschrift „Nutrients“ setzte sich bereits mit der Aufnahme an Energie, der Versorgung mit den Makronährstoffen Protein, Fett und Kohlenhydraten sowie den anthropometrischen Daten wie Körpergröße und -gewicht auseinander. Die Forscher:innen kamen darin zu dem Ergebnis, dass im Hinblick auf Energiezufuhr und Körpermaße keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Ernährungsgruppen bestanden. Nur leichte Differenzen zeigten sich bei Makronährstoffen: Während bei allesessenden Kindern die höchste Aufnahme an zugesetztem Zucker, Fett und Eiweiß verzeichnet wurde, war der Verzehr an komplexen Kohlenhydraten sowie Ballaststoffen bei den veganen Kindern am höchsten. Die Studienautor:innen rund um Stine Weber und Markus Keller schlussfolgerten, dass sowohl eine vegetarische als auch eine vegane Ernährung im frühen Kindesalter dieselbe Menge an Energie und Makronährstoffen wie eine omnivore Kost bereitstellen könne, was wiederum zu einem normalen Wachstum führe.

Der zweite Teil der Studie wurde im Dezember 2021 im „European Journal of Nutrition“ veröffentlicht. Im Fokus stand dieses Mal die Aufnahme an Mikronährstoffen, also Vitaminen und Mineralstoffen, sowie Fettsäuren. Die Wissenschaftler:innen fanden heraus, dass vegan ernährte Kinder eine meist günstigere Nährstoffzufuhr als allesessende Kinder aufweisen. Im Durchschnitt nahmen sie am meisten Vitamin E, Vitamin B1, Folat, Magnesium und Eisen auf. Außerdem war die Fettqualität ihrer Nahrung besonders gut: Sie hatten die durchschnittlich höchste Aufnahme an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und die niedrigste an gesättigten Fettsäuren. Positiv hervorzuheben ist zudem, dass die meisten veganen Kleinkinder Vitamin 12 in Form von Nahrungsergänzungsmitteln erhielten. Dies führte dazu, dass die Vitamin-B12-Zufuhr bei den veganen Kindern durchschnittlich sogar höher als bei den omnivor und vegetarisch ernährten Kindern war. Mit Mischkost ernährte Kinder nahmen dahingegen im Mittel am meisten Vitamin B2, Kalzium, Jod und die Omega-3-Fettsäure DHA auf. Bei allen drei Ernährungsgruppen lag die Zufuhr an Vitamin D und Jod (ohne Nahrungsergänzungsmittel) unter den Referenzwerten. Die Autor:innen kamen zu dem Schluss, dass sowohl eine vegetarische als auch eine vegane Ernährung im frühen Kindesalter mit den meisten Mikronährstoffen in wünschenswerten Mengen versorgen kann und sie im Vergleich mit omnivorer Ernährung ein besseres Fettsäuremuster aufweisen. Ein spezieller Fokus sollte auf (potenziell) kritische Nährstoffe gelegt werden, zu denen neben Vitamin D, Jod und DHA auch Vitamin B2, Vitamin B12, Kalzium und Eisen zählen.

VeChi-Youth-Studie

In der VeChi-Youth-Studie wurden insgesamt 401 vegan, vegetarisch und omnivor ernährte Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren untersucht. Verglichen wurden neben dem Ernährungsverhalten und anthropometrischen Daten, also Körpergröße, Gewicht und Hautfaltendicken, auch die Nährstoffzufuhr und -versorgung anhand von Blut- und Urinproben.

Die ersten Ergebnisse wurden im Mai 2021 im Fachmagazin „Nutrients“ veröffentlicht. Bei der Gesamtenergieaufnahme gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei Ernährungsgruppen. Die Kohlenhydratzufuhr war bei vegetarisch und vegan lebenden Kindern und Jugendlichen etwas höher als bei allesessenden. Die Proteinzufuhr war bei allen Gruppen ausreichend hoch. Keine signifikanten Unterschiede fand das Forschungsteam um Ute Alexy bei den Blutkonzentrationen von Hämoglobin, Vitamin B2, Vitamin D, HDL-Cholesterin sowie Triglyceriden. Veganer:innen hatten im Vergleich mit Vegetarier:innen und Mischköstler:innen jedoch die niedrigsten LDL-Cholesterinspiegel. Während die Ferritinwerte (Eisenspeicher) bei den Allesesser:innen am höchsten waren, hatten vegane Teilnehmer:innen höhere Folatkonzentrationen als vegetarische. Die Vitamin-B12-Konzentrationen von vegetarischen Kindern und Jugendlichen waren niedriger als jene von omnivoren. Unabhängig von der Art der Ernährung lagen die Vitamin-D- und Vitamin-B2-Werte bei vielen Teilnehmer:innen unterhalb der Referenzwerte. Die Studienleiter:innen sahen bei veganen und vegetarischen Kindern und Jugendlichen im Vergleich mit omnivoren keine speziellen Ernährungsrisiken.

Eine zweite Publikation in der Fachzeitschrift „British Journal of Nutrition“ im September 2021 beschäftigte sich mit dem Lebensmittelverzehr der Kinder und Jugendlichen. Die Auswertung zeigte, dass vegan lebende Teilnehmer:innen im Vergleich mit vegetarischen und omnivoren Kindern und Jugendlichen mehr Gemüse, Vollkornprodukte, Milch- und Fleischalternativen sowie deutlich mehr Hülsenfrüchte und Nüsse verzehrten. Gleichzeitig konsumierten die veganen Kinder und Jugendlichen am wenigsten Fett, Öl und Süßigkeiten. Die Auswertung zeigt, dass vegan lebende Kinder und Jugendliche ein insgesamt gesundheitsförderliches Lebensmittelmuster mit einem hohen Verzehr präventiver Lebensmittelgruppen aufweisen, so das Fazit der Studienautor:innen.

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