Best-Practice-Beispiele: Millionenförderungen für die Proteinwende

Best-Practice-Beispiele: Millionenförderungen für die Proteinwende

26.08.2024

Best-Practice-Beispiele zeigen, wie die Proteinwende umgesetzt werden kann: Dänemark, Südkorea und Deutschland machen es vor und stoßen mit Förderungen in Millionenhöhe eine nachhaltige Veränderung an.

Dänemark und Südkorea als Vorreiter

Dänemark setzt künftig verstärkt auf pflanzenbasierte Lebensmittel: Das beschloss das dänische Ministerium für Nahrungsmittel, Landwirtschaft und Fischerei im letzten Jahr und präsentierte eine bis dahin global einzigartige Strategie zur Förderung pflanzlicher Ernährung. Nur zehn Tage, nachdem Dänemark seinen Plan vorgestellt hatte, zog Südkorea nach und legte seinerseits einen ausführlichen Plan zur Förderung pflanzlicher Lebensmittel vor. Dänemarks Strategie fußt auf einem 2022 beschlossenen nationalen Klimaübereinkommen. Im Fokus standen dabei die Landwirtschaft, wo auf pflanzliche Produktion gesetzt wird, und klimafreundliche pflanzenbasierte Lebensmittel; beide Sektoren erhielten umfassende Förderungen.

Internationale Initiativen

Auf EU-Ebene, so eine Studie der Stanford University, erhält die Tierproduktion immer noch 1.200-mal mehr öffentliche Fördergelder als der pflanzenbasierte Lebensmittelsektor – auch der dänische Finanzsektor setzt zeitgleich noch immer auf tierische Produktion. Dennoch ist pflanzliches Protein im Kommen. Dänemark versucht strategisch, die herkömmliche Landwirtschaft einzubinden, mit diversen Interessensvertreter:innen und NGOs zu kooperieren sowie richtungsweisende Kollaborationen einzugehen, um die Ziele zu erreichen – im Fahrplan wird auf Mainstreaming und Kompromisslösungen gesetzt. Das soll auch dazu führen, dass Organisationen wie die Vegetarische Gesellschaft Dänemarks künftig ein Mitspracherecht haben und eingebunden werden. Wichtige Punkte sind unter anderem die Aus- bzw. Weiterbildung veganer Expert:innen in allen öffentlichen Bereichen. Vor allem in Küchen und Schulen soll die pflanzliche Ernährung zugänglicher werden. Insgesamt will Dänemark umgerechnet 168 Millionen Euro in den Sektor investieren.

Südkorea setzt derweil auf die Erforschung pflanzlicher Proteine, die Verwendung einheimischer landwirtschaftlicher Produkte in pflanzlichen Lebensmitteln sowie den Export von Plant-based Produkten. Schon jetzt bieten große heimische Fleischmarken beispielsweise pflanzliche Alternativen an, aber auch rein pflanzlich agierende Unternehmen verzeichnen steigende Umsätze. Selbst in Fast-Food-Ketten und bei Korean Air finden sich bereits vegane Gerichte auf den Speisekarten. Der Grund für den Umstieg ist nicht zuletzt die Erwartung, dass der globale pflanzenbasierte Markt in den nächsten zehn Jahren stark wachsen wird. Auch Deutschland will nachziehen und hat beschlossen, 38 Millionen Euro in die Proteinwende zu investieren.

DÄNEMARK

  • Vorreiter:innenrolle
  • Insgesamt 168 Mio. Euro (1,25 Mrd. DKK) für pflanzliche Proteinstrategie
    • Jährlich umgerechnet 12 Mio. Euro bis 2030
    • Jährlich umgerechnet 1,5 Mio. Euro für Landwirtschaft für 5 Jahre
  • Mehr Förderung für Forschung, Entwicklung und Ausbildung im pflanzenbasierten Sektor

SÜDKOREA

  • Intensive Forschung zu pflanzenbasierten Proteinen
  • Förderung heimisch produzierter landwirtschaftlicher Produkte
  • Pflanzlicher Markt in Südkorea soll bis 2026 umgerechnet 127 Mio. Euro erreichen
  • 250 Marken und 3.000 Produkte wurden bereits mit der Vegan-Society-Trademark registriert
  • Anzahl der Veganer:innen hat sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht

DEUTSCHLAND

  • 38 Mio. Euro für Energiewende und alternative Proteinquellen
    • Eiweiß für Humanernährung gefördert: 8 Mio. Euro für 2024
    • Umstiegshilfen für den Ausstieg aus Tierhaltung: 20 Mio. Euro für 2024
    • Förderung von Produktions- und Verarbeitungsmethoden von pflanzenbasierten Proteinen: 10 Mio. Euro für 2024

WEITERE STAATEN

  • Frankreich: 65 Mio. Euro für Forschung und Skalierung
  • Großbritannien: neues Forschungszentrum für pflanzenbasierte Proteine
  • Niederlande: 60 Mio. Euro für kultiviertes Fleisch

      Österreich und weltweiter Ausblick

      Österreich verpasst hier leider die Chance und fokussiert sich weiterhin auf eine tierische Eiweißstrategie, was der Abschlussbericht 2021 des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus zeigt. Die meisten eiweißhaltigen Lebensmittel werden hierzulande nach wie vor als Futtermittel verwendet und sind von Importen abhängig.

      Wir fordern, dass auch das österreichische Landwirtschaftsministerium in die Zukunft blickt und eine entsprechende Proteinstrategie entwickelt. Dass pflanzliches Protein immer wichtiger wird, zeigen aktuelle Zahlen: Etwa die Hälfte der Bevölkerung des globalen Nordens bzw. der Schwellenländer bevorzugt pflanzliche Fleischalternativen. Ganz oben stehen dabei Vietnam mit 66 % und Mexiko mit 63 %. Eine treibende Kraft ist der Weltmarkt: Bis 2030 wird von einem jährlichen Wachstum von über 5 % ausgegangen. Besonders pflanzliche Milchalternativen sind hier beliebt. Über 7 % des globalen Proteinmarkts könnten in wenigen Jahren pflanzenbasiert sein.