Aktion: Österreichische Landwirt:innen lieben nachhaltige Hafermilch

Aktion: Österreichische Landwirt:innen lieben nachhaltige Hafermilch

07.12.2022


© Verein Gegen Tierfabriken

Vegane Gesellschaft Österreich und Verein Gegen Tierfabriken fordern in einer gemeinsamen Aktion ein nachhaltiges Ernährungssystem, keine künstliche Empörung über Hafermilch.

Der Krampus kommt zwar schon am 5. Dezember, doch auch am 7. Dezember soll ihm ein Latte Macchiato mit Hafermilch in Tirol und im restlichen Österreich nicht verwehrt werden. Aktivist:innen des Vereins Gegen Tierfabriken und der Veganen Gesellschaft Österreich protestierten daher heute in traditioneller Tracht vor der Landwirtschaftskammer Österreich im ersten Bezirk in Wien. Die Aktivist:innen stellten sich als Landwirt:innen dar, die sehr wohl Hafermilch lieben. Die wachsende Nachfrage nach Hafermilch und anderen pflanzlichen Lebensmitteln soll als Chance für die österreichische Landwirtschaft erkannt werden, weg von Tierprodukten zu kommen, die Bevölkerung mit hochwertigen pflanzlichen Erzeugnissen zu versorgen und somit auch als Wirtschaftszweig klima- und umweltfreundlicher zu werden.

Hafergate der Landwirtschaftskammer

Hintergrund der Aktion ist der Hafergate der letzten Woche. Josef Hechenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Tirol und Nationalratsabgeordneter der ÖVP, hat sich letzte Woche als „extrem schockiert“ von einem Werbespot von Tirol Werbung gezeigt, der es wagte einen Hafermilch trinkenden Krampus zu zeigen. Er verhalf sich damit zu nationaler Medienberichterstattung, deren Tonalität ihn wohl wenig zufrieden stellen dürfte. Nicht der Ernst der Lage, also die in seinen Worten angegriffene „Grundlage“ für den Tiroler Tourismus, sondern sein persönlicher Schock über den Hafermilch trinkenden Krampus stand im Zentrum der Berichterstattung.

Hafermilch als umwelt-, klima- und tierfreundliche Alternative anerkennen

Die Lage ist aber tatsächlich ernst. Der Kampf gegen den Klimawandel kann ohne einen Ernährungswandel nicht gewonnen werden. Damit ist eine Ernährungsweise gemeint, die reich an pflanzlichen und arm an tierlichen Lebensmitteln ist oder diese ganz vom Speiseplan streicht. Neben Fleisch hat auch Milch einen großen Klimafußabdruck. So werden pro Liter Kuhmilch dreimal mehr Treibhausgase emittiert als für Hafermilch (Poore & Nemecek 2018). Den Österreicher:innen schmeckt Pflanzenmilch auch immer besser. Von jedem dritten Menschen wird sie hierzulande täglich getrunken (ProVeg International et al. 2021).

Die größten Hindernisse auf dem Weg zu einer pflanzenbasierten Ernährung sehen die Österreicher:innen beim Preis. Pflanzliche Alternativen zu Fleisch und Milch werden als teurer wahrgenommen und sind es oftmals auch. Bei Pflanzenmilch spielt die Mehrwertsteuer eine Rolle. Während Kuhmilch dem ermäßigten Steuersatz von 10 Prozent unterliegt, werden Hafermilch und Co. mit 20 Prozent besteuert. Die Vegane Gesellschaft Österreich kämpft in einer Kampagne gegen die steuerliche Benachteiligung von Pflanzenmilch, die nicht nur Konsument:innen trifft, sondern letztlich auch Tiere, Umwelt und Klima.

Nachhaltiges Ernährungssystem gefordert, keine künstliche Empörung über Hafermilch

Ein Ernährungswandel hin zu einer pflanzlichen oder zumindest pflanzenbasierten Kost muss von der Politik unterstützt und nicht bekämpft werden, sodass es allen Individuen möglich ist, ihren Umwelt-, Klima- und Tierschutzwerten entsprechend konsumieren zu können. Heute werden 20.600 Hektar in Österreich mit Hafer bepflanzt. Zur besseren Vorstellung: Das entspricht der Hälfte der Fläche der Bundeshauptstadt Wien. Der Großteil davon wird jedoch als Futtermittel für landwirtschaftlich gehaltene Tiere verwendet. Getreide als Lebensmittel statt Futtermittel zu verwenden ist nicht zuletzt in Zeiten von Klimakrise, hoher Inflation und steigenden Lebenskosten ein Gebot der Stunde.

Ein gekünstelter Schock eines Landwirtschaftskammerpräsidenten über einen Werbespot, der ein nachhaltiges Lebensmittel zeigt, hat nichts mit einer nachhaltigen Ernährungspolitik im Jahr 2022 zu tun. Ein Landwirtschaftssystem, das Pflanzen vor allem für den Futtertrog statt den Teller produziert, ebenso wenig. Darauf hat die gemeinsame Aktion des Vereins Gegen Tierfabriken und der Veganen Gesellschaft Österreich aufmerksam gemacht.