Vegane Ernährung: Offiziell empfohlen
Vegane Ernährung: Offiziell empfohlen
Vegan und gut versorgt: Was die Academy of Nutrition and Dietetics seit über 30 Jahren befürwortet, sehen Organisationen wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung immer noch als Widerspruch. Was sagen Fachgesellschaften rund um den Globus zur veganen Ernährung? Ein Überblick über die wichtigsten Stellungnahmen.
Amerikanische Pioniere
Bereits 1988 veröffentlichte die American Dietetic Association (ADA) eine erste Stellungnahme zu vegetarischen Ernährungsformen. Darin stand, dass eine vegane Ernährung den Energie- und Nährstoffbedarf von Menschen in allen Lebensphasen gewährleisten kann. Heute ist die Organisation als Academy of Nutrition and Dietetics (A.N.D.) bekannt. An ihrer Position zur veganen Ernährung hat sich jedoch nichts geändert. Ganz im Gegenteil, denn die A.N.D. vermerkt in ihrem aktuellen Positionspapier von 2016: Eine vegane Ernährung ist gesund und kann bei der Prävention und Therapie von bestimmten Zivilisationskrankheiten helfen. Aufgrund des steigendenden Interesses an rein pflanzlicher Kost entscheiden sich immer mehr Fachgesellschaften für offizielle Stellungnahmen. Während die ADA vor gut 30 Jahren mit ihrer Empfehlung noch alleine da stand, hat sich die Argumentationsbasis für die Sicherheit einer veganen Ernährung durch zahlreiche Veröffentlichungen inzwischen erweitert.
Fachgesellschaften sind sich einig
International vertreten immer mehr Fachgesellschaften heute den Standpunkt, dass eine gut geplante vegane Ernährung für Erwachsene, Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder, Jugendliche und ältere Menschen geeignet ist. Darunter sind unter anderen die Academy of Nutrition and Dietetics (USA), die American Academy of Pediatrics (USA), die British Nutrition Foundation (Großbritannien), die Canadian Paediatric Society (Kanada), die Dietitians of Canada (Kanada), das National Health and Medical Research Council (Australien), das Directorate General of Health (Portugal) und das Nordic Council of Ministers (Dänemark, Finnland, Island, Norwegen, Schweden, Färöer-Inseln, Grönland und Âland). Gemeinsam vertreten die Organisationen 13 verschiedene Staaten. Sie sagen, eine vegane Ernährung ist gesund und kann dabei helfen das Risiko für Übergewicht, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder bestimmte Krebsarten zu senken. Zusätzlich betreiben Veganer:innen aktiven Umweltschutz. Wenn sich die Welt ab morgen pflanzlich ernähren wurde, könnte die Klimabelastung durch Lebensmittel auf die Hälfte reduziert werden.
Wichtig zu wissen: Die Stellungnahmen beziehen sich nur auf ausgewogene und gut geplante vegane Ernährung. Das heißt, kritische Nährstoffe wie beispielsweise Vitamin B12 sollen über angereicherte Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden.
Außerdem gilt die Beurteilung der Fachgesellschaften nicht für rein pflanzliche Ernährungsformen mit weiteren Einschränkungen des Speiseplans. Bei veganer Makrobiotik, Rohkost- oder Steinzeiternährung ist demnach das Risiko für eine Mangelversorgung zu groß. Was verstehen die Organisationen nun unter einer guten Planung?
Wer gut plant ist gut versorgt
Grundlegendes Wissen über Lebensmittel und Ernährung ist eine wichtige Voraussetzung für eine gut geplante und bedarfsdeckende vegane Ernährung. Veganer:innen sollen Lebensmittel gezielt auswählen, um ausreichend Energie und Mikronährstoffe wie beispielsweise Vitamin B2, Eisen, Zink oder Calcium aufzunehmen. Einfach gesagt bedeutet das: Vollkorn-Getreide, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen sollen neben Gemüse und Obst täglich am Speiseplan stehen. Für die ausreichende Versorgung mit den kritischen Nährstoffen Vitamin B12 und Vitamin D müssen angereicherte Lebensmittel und/oder Nahrungsergänzungsmittel in ausreichender Menge verwendet werden. Das heißt: Vitamin B12 sollte ganzjährig in Form von Supplementen, angereicherter Zahnpasta oder anderen angereicherten Produkten und Vitamin D zumindest in den sonnenarmen Monaten (Oktober bis März) über Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden. Bei Kinderwunsch, Schwangeren, Stillenden, Säuglingen und Kindern soll die Aufnahme von Vitamin B12 in jedem Fall mit einem speziellen Nahrungsergänzungsmittel wie Tabletten oder Tropfen sichergestellt werden. Für Säuglinge und Kleinkinder gilt diese Empfehlung auch ganzjährig für Vitamin D. Veganerinnen mit Kinderwunsch, in Schwangerschaft oder Stillzeit sollen außerdem 250 mg langkettige Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA) pro Tag über angereicherte Produkte oder Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen.
Weniger bekannt und deswegen häufig vernachlässigt wird das Spurenelement Jod. Obwohl es nicht nur bei Veganer:innen zu den Risikonährstoffen zählt, ist die Zufuhr bei pflanzlicher Kost meist niedriger als bei der omnivoren Durchschnittsbevölkerung. Wichtigster Lieferant ist unabhängig von der Ernährungsform das jodierte Speisesalz. Um die Versorgung sicher zu stellen sollten regelmäßig Produkte aus Meeresalgen wie beispielsweise Nori-Flocken konsumiert werden. Um eine Überdosierung zu vermeiden ist allerdings ein sparsamer Umgang (<= 5 g/Tag) und die Verwendung von Algen mit niedrigem Jodgehalt (z. B. Nori) empfehlenswert. Bei Kinderwunsch und Schwangerschaft können nach ärztlicher Absprache zusätzlich Jodsupplemente verwendet werden.
Wenn die vegane Ernährung nicht gut geplant wird, kann neben Vitamin B12, Vitamin D und Jod auch Calcium zum kritischen Nährstoff werden. Wichtig ist deswegen die tägliche Verwendung von Calcium-reichen Lebensmitteln wie beispielsweise dunkelgrünem Blattgemüse, Mandeln, Mohn oder Sesam und der tägliche Verzehr von 2 Portionen angereicherter Produkte wie z. B. Pflanzendrinks mit Calcium. Eine ausreichende Aufnahme ist insbesondere für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen wichtig. Wenn der Bedarf von 800-1000 mg nicht über Lebensmittel gedeckt werden kann, sollen auch bei Calcium Nahrungsergänzungsmittel verwendet werden.
Genauso wichtig wie eine ausreichende Zufuhr ist eine regelmäßige labordiagnostische Kontrolle der kritischen Nährstoffe beim Arzt. Dabei sollte der Status von Vitamin B12, Vitamin D, Eisen und der Schilddrüsenhormone einmal jährlich durch eine Blutanalyse überprüft werden. Unterstützung bei der praktischen Umsetzung einer gut geplanten veganen Ernährung bietet die Gießener vegane Lebensmittelpyramide (s.u.), entwickelt vom Institut für alternative und nachhaltige Ernährung (Ifane). Wer individuell und ausführlich beraten werden möchte, wendet sich an qualifizierte Ernährungsberater:innen wie Diätolog:innen oder Ernährungswissenschafter:innen, welche auf vegane Ernährung spezialisiert sind.
Gießener Vegane Lebensmittelpyramide (Weder et al., 2020)
Skepsis im deutschsprachigen Raum
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) hat zuletzt 2016 eine Stellungnahme zu veganer Ernährung veröffentlicht, welche 2020 hinsichtlich Bevölkerungsgruppen mit besonderem Bedarf an Nährstoffversorgung ergänzt wurde. Für erwachsene Veganer:innen wird darin erstmals - mehr oder weniger - grünes Licht gegeben. Für Schwangere, Stillende, Säuglinge und Kinder hat sich jedoch auch durch die Ergänzung der Position 2020 nichts geändert. In den sogenannten sensiblen Lebensphasen empfiehlt die DGE weiterhin keine rein pflanzliche Kost. Zwar geht die DGE in ihrer Positionsergänzung mittlerweile auf drei Studien ein, die zeigen, dass sich Nährstoffversorgung sowie Entwicklung von Kindern veganer Mütter nicht signifikant von solchen nicht-veganer Mütter unterscheiden. Auch sprechen sie sich vorsichtig positiv gegenüber der ballaststoffreicheren und zuckerärmeren Ernährung veganer Kinder aus. Vor dem Hintergrund der in ihren Augen weiterhin „unzureichenden Beurteilungsgrundlage“ behalten sie ihre Position jedoch bei. Darüber hinaus nimmt die DGE an, dass deutsche bzw. europäische Veganer:innen weniger dazu bereit sind, angereicherte Lebensmittel und Nahrungseränzungsmittel regelmäßig zu verwenden, als beispielsweise amerikanische.
„In den USA sind Veganer viel eher bereit, Nahrungsergänzungsmittel und nährstoffangereicherte vegane Ersatzprodukte zu verwenden als in Deutschland, sodass dort eine geringere Gefahr für Nährstoffdefizite besteht“ DGE-Präsident Dr. Helmut Heseker in einem Interview der TAZ im April 2016.
Ob das zutrifft kann mit derzeitigen Daten weder bewiesen noch widerlegt werden. Aktuelle Untersuchungen mit dänischen und finnischen Veganer:innen zeigen jedoch, dass zwischen 63 und 91% ein Vitamin-B12-haltiges Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Bei der regelmäßigen Zufuhr von empfohlenen Supplementen gibt es also tatsächlich noch Aufholbedarf. Das zeigt sich auch darin, dass Vitamin-B12-Mangel unter Veganer:innen nach wie vor häufiger vorkommt als bei Omnivore. Die DGE trägt diesbezüglich in ihrer Öffentlichkeitsarbeit wenig dazu bei, dass Veganer:innen über eine gut geplante Ernährung informiert werden. Die Kost wird stattdessen für die sensiblen Lebenphasen als ungeeignet oder gar gefährlich kommuniziert. Konkrete und ausführliche Empfehlungen, wie beispielsweise der Nährstoffbedarf bei veganen Schwangeren oder Kindern in der Praxis gedeckt werden kann, werden nicht gegeben. In einem FAQ zu veganer Ernährung gibt die DGE jedoch allgemeine Empfehlungen (z. B. pflanzliche Nährstofflieferanten für potentiell kritische Nährstoffe) und erläutert die Argumentation der Stellungnahme detaillierter.
Im deutschsprachigen Raum gibt es noch weitere Fachgesellschaften, die von einer veganen Ernährung in sensiblen Lebensphasen abraten. Die entsprechenden Organisationen lauten: Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE), Netzwerk „Gesund ins Leben – Netzwerk junge Familie“, Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Nationale Ernährungskommission des Bundesminsteriums für Frauen und Gesundheit. Wobei sich das Netzwerk "Gesund ins Leben" und die DGKJ mittlerweile etwas gemäßigter ausdrücken. Insgesamt ist die Bedeutung dieser Stellungnahmen jedoch eher als niedrig einzuschätzen, da es sich meist ausschließlich um sogenannte Expertenmeinungen handelt, die auf keiner nachvollziehbaren oder stark eingeschränkten Literaturrecherche basieren. Häufig beziehen sich die Organisationen in ihrer Begründung auch direkt auf die DGE.
Empfehlungen und Fachgesellschaften unter der Lupe
Immer mehr Länder beziehen in ihren Ernährungsrichtlinien hinsichtlich einer vegetarischen und veganen Ernährung zumindest eine neutrale Haltung. Meist bewegen sich deren Positionen in dem Rahmen, dass es möglich sei mit einer vegetarischen oder veganen Ernährung alle Nährstoffe abzudecken, wenn auf Ausgewogenheit geachtet werde. Die Beratung durch eine Fachperson wird jedoch fast immer empfohlen sowie die Ergänzung bestimmter Mikronährstoffe, wie Vitamin B12. Manche (bspw. Belgien, Griechenland, Libanon, Slowenien, u.a.) Richtlinien weisen sogar darauf hin, welche Lebensmittel Veganer:innen bestimmte kritische Nährstoffe bieten und wie sie deren Bioverfügbarkeit erhöhen können.
Welche Fachgesellschaften sind es jedoch, die der veganen Ernährung ausdrücklich grünes Licht geben? Was sagen sie im Detail und wo sind die Stellungnahmen nachzulesen? Ein Nachschlageverzeichnis der internationalen Empfehlungen:
Academy of Nutrition and Dietetics (USA): Die Academy of Nutrition and Dietetics (A.N.D.) ist nach eigenen Angaben die weltgrößte Organisation von Ernährungsfachkräften. Früher war die A.N.D. auch als American Dietetic Association (ADA) bekannt. Die Aufgabengebiete der amerikanischen Fachgesellschaft umfassen neben der Ernährungsbildung und der Interessensvertretung von unter anderen 75.000 Diätolog:innen, vor allem die Forschung. Als große Vorreiterin hat die A.N.D. im Dezember 2016 ihr letztes Statement zu vegetarischen Ernährungsformen veröffentlicht. Seitdem hat sich nichts an ihrer Haltung dazu geändert, dass die Organisation eine gut geplante vegane Ernährung für alle Lebensphasen inklusive Schwangerschaft, Stillzeit, Säuglingsalter, Kindheit, Jugend, ältere Menschen und Athleten:innen als geeignet einstuft. 2018 veröffentlichte die A.N.D. unterstützend dazu eigene Ernährungsrichtlinien zu vegetarischer Ernährung im Kindes- und Jugendalter (VegPlate Junior). Und die A.N.D. geht sogar noch einen Schritt weiter: Vegane Ernährung bietet gesundheitliche Vorteile für Prävention und Therapie von bestimmten Erkrankungen. Sie hilft beim Vermeiden von Übergewicht, beim Erreichen von dauerhaftem Gewichtsverlust, bei der Senkung von stoffwechselaktivem Bauchfett, Blutdruck, Blutzucker und Entzündungsmarkern sowie bei der positiven Beeinflussung der Blutfette. Veganer:innen haben deswegen ein niedrigeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und bestimmte Krebsformen.
Homepage: www.eatright.org
Link zur Stellungnahme: A.N.D. Position
American Academy of Pediatrics (USA): Die American Academy of Pediatrics (AAP) ist die Interessensvertretung der amerikanischen Pädiatrie. Über 66.000 Kinderärzt:innen sind Mitglied der Organisation. Die AAP hält eine gute geplante vegane Ernährung auch für Säuglinge, Kinder und Jugendliche geeignet. Als Beleg für ihre Argumentation beruft sich die AAP auf die Academy of Nutrition and Dietetics und die Canadian Paediatric Society. Bei ihrer Empfehlung ist die Organisation allerdings etwas vorsichtiger: Eine ausreichende Zufuhr von Eiweiß, Vitamin B12, Vitamin D und Eisen sei bei veganer Ernährung schwierig und müsse für ein normales Wachstum besonders beachtet werden.
Homepage: www.aap.org
Link zur Stellungnahme: ebooks.aapublications.org bzw. www.healthychildren.org
British Nutrition Foundation (Großbritannien): Die British Nutrition Foundation (BNF) ist ein gemeinnütziger Verein, der evidenzbasierte Informationen über Lebensmittel und Ernährung in Großbritannien (s.u. NHS) anbietet. Bereits 2005 wurde eine umfassende Stellungnahme zu vegetarischen Ernährungsformen verfasst, welche 2018 überarbeitet wurde. Demnach kann eine gut geplante vegane Ernährung die Versorgung in allen Lebensphasen gewährleisten. Die BNF gibt auf ihrer Website auch gezielte Empfehlungen. Veganerinnen mit Kinderwunsch können beispielsweise darüber lesen, das Algen eine gute Quelle für Jod sind und Vitamin D täglich supplementiert werden soll.
Homepage: www.nutrition.org.uk
Link zur Stellungnahme: www.nutrition.org.uk
Canadian Paediatric Society (Kanada): Die Canadian Paediatric Society (CPS) ist die Interessensvertretung der kanadischen Pädiatrie. Sie hat über 3.000 Mitglieder und sieht ihre Aufgabengebiete in der Gesundheitsversorgung, Bildung und Forschung. 2010 hat die CPS ein Positionspapier zu vegetarischen Ernährungsformen in Kindheit und Jugend herausgegeben. Das Ergebnis: Grünes Licht für die vegane Ernährung in Schwangerschaft, Stillzeit, Säuglingsalter, Kindheit und Jugend – gute Planung vorausgesetzt. Die Stellungnahme gibt eine ganze Reihe von Empfehlungen, welche sich in Ihrer Formulierung jedoch vorrangig an Ernährungsfachkräfte und Kinderärzte richten. Zum Beispiel soll besonders im Säuglings- und Kleinkindalter auf eine entsprechende Energiezufuhr geachtet und das Wachstum regelmäßig beim Kinderarzt kontrolliert werden. Vegan ernährte Kinder haben zudem einen erhöhten Proteinbedarf aufgrund einer niedrigeren Verwertbarkeit von pflanzlichen Protein. Weiters sollen Vitamin D und Vitamin B12 regelmäßig und bedarfsgerecht supplementiert werden. Nach Abklärung mit einer fachkundigen Person kann auch der Einsatz von Eisen- und Calcium-Supplementen notwendig sein.
Homepage: www.cps.ca
Link zur Stellungnahme: www.ncbi.nlm.nih.gov
Dietitians of Canada (Kanada): Die Dietitians of Canada (DC) repräsentieren die Interessen von 6.000 kanadischen Diätolog:innen und geben evidenzbasierte Lebensmittel- und Ernährungsinformationen heraus. Gemeinsam mit der damaligen American Dietetic Association wurde 2003 ein Positionspapier zu vegetarischer Ernährung veröffentlicht. Die damals formulierte Empfehlung ist auch heute noch gültig: Eine gut geplante vegane Ernährung ist für alle Lebensphasen geeignet. Die Fachgesellschaft stellt auf ihrer Website unter dem Namen Healthy Eating Guidelines for Vegans spezielle Ernährungsempfehlungen für Veganer:innen zur Verfügung. In Kanada wird allen Frauen mit Kinderwunsch und unabhängig von der Ernährungsweise die tägliche Einnahme von 400 µg Folsäure und 16-20 µg Eisen über Nahrungsergänzungsmittel empfohlen. Bei Veganerinnen soll dieses Supplement auch Vitamin B12 enthalten.
Homepage: www.dietitians.ca / Healthy Eating Guidelines: www.dietitians.ca
Link zur Stellungnahme: www.andjrnl.org
Directorate General of Health (Portugal): Im Rahmen des National Programme for the Promotion of Healthy Eating hat das Bundesministerium für Gesundheit in Portugal 2015 auch Guidelines for a Healthy Vegetarian Diet herausgegeben. Die Autor:innen beurteilen eine gut geplante vegane Ernährung in allen Lebensphasen als gesund und bedarfsdeckend hinsichtlich der Energie- und Nährstoffversorgung. Besonderes beachtet werden soll eine ausreichende Energiezufuhr sowie die Versorgung mit den Mikronährstoffen Vitamin B12, Vitamin D, Calcium, Zink, Eisen und Jod. Die Autor:innen bewerten eine Supplementation von Vitamin B12 über Nahrungsergänzungsmittel vor allem in sensiblen Lebensphasen wie Schwangerschaft und Stillzeit als absolut notwendig.
Homepage: www.sns.gov.pt
Guidelines for a Healthy Vegetarian Diet
Link zur Stellungnahme: www.alimentacaosaudavel.dgs.pt
National Health and Medical Research Council (Australien): Das National Health and Medical Research Council (NHMRC) ist eine gesetzliche Behörde in Australien. Im Auftrag der Regierung hat das NHMRC die Australian Dietary Guidelines und dazu auch eine wissenschaftliche Begründung in Form eines Reports herausgegeben. Darin wird festgehalten, dass angemesse geplante vegane Ernährung gesund ist, alle notwendigen Nährstoffe liefern kann und somit für alle Lebensphasen geeignet ist. Geachtet werden soll auf: ausreichende Energieaufnahme, Verzehr von unterschiedlichen pflanzlichen Lebensmitteln über den Tag verteilt, Bevorzugung eisen- und zinkreicher Lebensmittel wie Vollkorngetreide und Supplementation von Vitamin B12. Insgesamt werden jedoch nur sehr wenige Empfehlungen für Veganer:innen formuliert.
Homepage: www.nhmrc.gov.au bzw. www.eatforhealth.gov.au
Link zur Stellungnahme: www.eatforhealth.gov.au/guidelines / Direkt-Download
National Health Service (Großbritannien): Der National Health Service (NHS) ist der offizielle Gesundheitsdienst Großbritanniens und Nordirlands. Die Ernährungsrichtlinien des NHS sind seit 2016 auch in Form des Eat Well Guides bildhaft dargestellt. Dort werden Proteinquellen bereits nicht mehr ausschließlich durch tierische Produkte repräsentiert und auch für Milchprodukte werden pflanzliche Alternativen abgebildet. Darüber hinaus widmen sich die Ernährungsempfehlungen des NHS der veganen Ernährung in einem eigenen Beitrag. Darin wird bestätigt, dass eine vegane Ernährung mit allen Nährstoffen versorgen kann, wenn Nahrungsergänzungsmittel miteinbezogen werden. Auch für vegetarische oder vegane Schwangere wurden eigene Empfehlungen veröffentlicht. Diese raten nicht von einer entsprechenden Ernährungsform während der Schwangerschaft ab, klären stattdessen darüber auf, wie die wichtigsten Nährstoffe ausreichend gedeckt werden können.
Mit Schottland und Wels sehen auch Großbritanniens Nachbarn in einer vegetarischen oder veganen Ernährung eine gesunde Alternative, solang sie ausgewogen ist. Zur Orientierung, wie eine entsprechende Ernährung aussehen kann, verweist beispielsweise Nutrition Scotland wiederum auf die NHS.
Homepage: https://www.nhs.uk/
Eat Well Guide
Link zur Stellungnahme: https://www.nhs.uk/ und https://www.nhs.uk/pregnancy
Schottland Eat Well Guide: www.foodstandards.gov.scot/
Nutrition Scotland Factsheet: www.nutritionscotland.org/
Neuseeland (Gesundheitsministerium): Das Gesundheitsministerium Neuseelands geht ebenfalls mit einem guten Beispiel voran. Mit seinen Eating and Activity Guidelines, welche erstmals 2015 veröffentlicht wurden und 2020 in der neuesten Überarbeitung aktualisiert wurden, richtet es sich zwar zuerst einmal an Erwachsene. Darüber hinaus gibt es allerdings eine große Auswahl an zusätzlichen Handbüchern für die Altersgruppen 0-2 Jahre, Kinder und Jugendliche (2-18 Jahre) sowie für Schwangere und Stillende Frauen, ältere Menschen und sogar eine eigene Veröffentlichung für vegetarische Personen (Eating for Healthy Vegetarians). Außerdem wird eine vegetarische Ernährungsweise grundsätzlich als gesund und fähig, alle Nährstoffe ausreichend abzudecken, eingestuft. Darüber hinaus wird auch spezifiziert und beraten, wie eine entsprechende Nährstoffdeckung gesichert werden kann und was in welchen Lebensphasen supplementiert werden sollte. Leider wird hierbei eine vegane Ernährung noch nicht ausreichend berücksichtigt.
Homepage: https://www.health.govt.nz/
Vegetarische Guidelines: https://healthed.govt.nz/
Nordic Council of Ministers (Dänemark, Finnland, Island, Norwegen, Schweden, Färöer-Inseln, Grönland und Âland): Das Nordic Council of Ministers gibt in Form der „Nordic Nutrition Recommendations“ (NNR) ungefähr alle acht bis zehn Jahre Ernährungsempfehlungen für den skandinavischen Raum ab. Unter der Aufsicht von über 100 wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen wurden umfassende Literaturrecherchen, sogenannte Systematic Reviews, durchgeführt. Dabei haben die Autor:innen zuletzt 2012 auch eine Stellungnahme zu veganer Ernährung formuliert. Das Ergebnis: Gut geplante vegane Ernährung kann den Bedarf in allen Lebensphasen decken. Dabei ermöglicht die rein pflanzliche Kost bei gezielter Lebensmittelauswahl und entsprechender Supplementation das normale Wachstum von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen. Vitamin B12 und Vitamin D sollen das ganze Jahr über durch Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden. Die NNR geben auch Empfehlungen zur gezielten Lebensmittelauswahl. Beispielsweise sollen dunkelgrünes Blattgemüse, Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Mandeln und Sesam wesentlich zur Versorgung mit Vitamin B6 und Calcium beitragen. Laut den Autoren hat die vegane Ernährung außerdem günstige Auswirkungen auf das Weltklima: Wenn sich die Welt morgen pflanzlich ernährt, würde die Klimabelastung durch Lebensmittel halbiert werden. Die nächste Auflage ist für Juni 2023 angekündigt.
Homepage: www.norden.org
Link zur Stellungnahme: www.norden.org Link zum Ausblick 2023: https://www.norden.org/en/
World Health Organization (WHO): Das europäische Büro der WHO für Prävention und Kontrolle nicht-übertragbarer Krankheiten hat 2021 eine Stellungnahme zur Rolle einer pflanzlich-basierten Ernährung für Gesundheit, Nachhaltigkeit und Umwelt herausgegeben. Darin wird bestätigt, dass eine (komplett) pflanzlich-basierte Ernährung gesundheitliche Vorteile bringen kann - und die Umwelt entlastet. Es wird jedoch auch darauf hingewiesen, dass die Gesundheitseffekte davon abhängen, wie sich die pflanzlich-basierte Ernährung zusammensetzt und wie hoch die Qualität der konsumierten Lebensmittel ist. Es muss darauf geachtet werden, dass der Bedarf an den wichtigsten Mikronährstoffen ausreichend gedeckt wird. Zusätzlich wird vom Verzehr stark verarbeiteter Produkte abgeraten.
Link zur Stellungnahme: https://apps.who.int/
Literaturverzeichnis
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