Mehr als ¾ pflanzlich, weniger als ¼ tierisch: Die neuen Ernährungsempfehlungen der DGE
Mehr als ¾ pflanzlich, weniger als ¼ tierisch: Die neuen Ernährungsempfehlungen der DGE
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat ihre neuen lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen (Food-based Dietary Guidelines) veröffentlicht. Sie zeigen klar: Fleisch, Milchprodukte und Eier sollen deutlich seltener auf den Tellern landen, dafür mehr pflanzliche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte und Nüsse.
Der neue DGE-Ernährungskreis: mehr als 3/4 der Lebensmittel sollen pflanzlichen Ursprungs sein
Bunt und gesund essen und dabei die Umwelt schonen
Erstmals wurden die Food-based Dietary Guidelines mithilfe eines mathematischen Optimierungsmodells berechnet, das neben der Empfehlung zu einer gesunden Ernährung gleichzeitig auch Aspekte wie Nachhaltigkeit, Umweltbelastung sowie die in Deutschland üblichen Verzehrgewohnheiten berücksichtigt. „Wenn wir uns gesund ernähren und gleichzeitig die Umwelt schonen wollen, müssen wir unsere Ernährung jetzt ändern“, betont DGE-Präsident Prof. Dr. Bernhard Watzl. Er empfiehlt, sich überwiegend von Obst und Gemüse, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten, Nüssen und pflanzlichen Ölen zu ernähren. Die Produktion von tierischen Lebensmitteln belastet die Umwelt stärker und ein hoher Fleischverzehr ist mit einem höheren Risiko für die Entstehung bestimmter Krankheiten verbunden.
Was ist neu?
Die Empfehlungen für Fleisch, Milchprodukte und Eier wurden deutlich reduziert: Statt wie bisher 3 werden nun nur noch 2 Milchprodukte pro Tag empfohlen. Fleisch und Wurst werden auf maximal 300 g pro Woche beschränkt – bisher galt eine Orientierungsmenge von 300–600 g. Außerdem sollte nur 1 Ei pro Woche verzehrt werden, während die alten Empfehlungen 3 Eier vorschlugen. Dafür kommen nun Nüsse und Hülsenfrüchte im Rahmen einer eigenen Lebensmittelgruppe vor: Täglich sollen 25 g Nüsse und pro Woche mindestens 125 g Hülsenfrüchte verzehrt werden. Die Empfehlung, 5 Portionen Obst und Gemüse am Tag zu essen, bleibt. Allerdings entfallen die ergänzenden einzelnen Portionsangaben von 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst.
Ernährungskreis und DGE-Empfehlungen „Gut essen und trinken“
Die DGE stellte ihre lebensmittelbasierten Ernährungsempfehlungen während der letzten Jahre in zwei verschiedenen Varianten dar: Einerseits gab es die dreidimensionale Lebensmittelpyramide, andererseits den Ernährungskreis. Die Pyramide ist nun jedoch Geschichte. Die neuen Guidelines werden ausschließlich in Form des Ernährungskreises abgebildet. Zudem ersetzen die Empfehlungen „Gut essen und trinken“ die bisherigen „10 Regeln der DGE“.
Aktuelle Empfehlungen und Ausblick für Österreich
Food-based Dietary Guidelines werden auf Basis von Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr erstellt. Für Österreich gelten die DGE-/ÖGE-Referenzwerte, die von der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) gemeinsam mit der DGE erarbeitet werden. Die lebensmittelbasierte bildliche Umsetzung erfolgt in Österreich in Form der Ernährungspyramide. Diese wird vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz herausgegeben. Die Empfehlungen zur Lebensmittelzufuhr ähneln stark den früheren Empfehlungen der DGE. Geringfügige Unterschiede bestehen u. a. bei den Empfehlungen für Fleisch und Wurst (300–450 g in Österreich, 300–600 g hat die DGE früher empfohlen) und bei der Einsortierung von Nüssen in der Öl-/Fettgruppe (Österreich) bzw. der Obst-/Gemüsegruppe (Deutschland).
Auch in Österreich werden die lebensmittelbasierten Ernährungsempfehlungen derzeit überarbeitet. Da hier ebenfalls erstmals Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden, soll die österreichische Ernährungspyramide in Zukunft mit weniger tierischen Lebensmitteln auskommen. Die Empfehlungen wurden von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) berechnet und in Absprache mit der ÖGE ausgearbeitet. Aktuell werden sie von der Nationalen Ernährungskommission diskutiert. Ergebnisse sind für den Sommer 2024 zu erwarten.
Lebensmittelbasierte Empfehlungen für die vegane Ernährung
Einfach und gut verständlich darstellen lassen sich die Empfehlungen für eine vegane Ernährung in Form des veganen Ernährungstellers. Er basiert auf den Lebensmittelgruppen, die Bernhard Watzl auch für Allesesser:innen empfiehlt: Obst und Gemüse, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen, zusätzlich pflanzliche Öle.
Eine gute Alternative ist die Gießener vegane Lebensmittelpyramide vom Forschungsinstitut für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE), die anhand eines optimierten 14-tägigen veganen Speiseplans berechnet wurde.
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