Pflanzliche Ernährung als Schlüssel zur Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen
Pflanzliche Ernährung als Schlüssel zur Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen
Im Jahr 2016 haben die Vereinten Nationen 17 Nachhaltigkeitsziele definiert, die Sustainable Development Goals (SDGs). Sie bilden eine ehrgeizige Agenda, um eine nachhaltige und gerechte Zukunft für alle Menschen und unseren Planeten bis zum Jahr 2030 zu erreichen. Diese Ziele adressieren ein breites Spektrum an Herausforderungen, von der Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zur Förderung von Bildung, Gesundheit und Umweltschutz. In den letzten Jahrzehnten hat sich eine klare Erkenntnis herauskristallisiert: Unsere Ernährungsgewohnheiten nehmen bei der Gestaltung einer nachhaltigeren Welt eine zentrale Rolle ein. Insbesondere eine pflanzliche Ernährung hat das Potenzial, einen bedeutenden Beitrag zur Verwirklichung mehrerer relevanter SDGs zu leisten. Die steigende globale Nachfrage nach tierischen Produkten hat erhebliche negative Auswirkungen auf die Umwelt, das Klima und die soziale Gerechtigkeit. Daher gewinnt eine pflanzliche Ernährung mit ihren Vorteilen und positiven Nebenwirkungen als Lösung zunehmend an Bedeutung.
Im Folgenden soll ein kurzer Überblick darüber geboten werden, bei welchen Nachhaltigkeitszielen eine pflanzliche Ernährung eine bedeutende Rolle einnehmen kann. Von der Bekämpfung des Welthungers über den Schutz der Biodiversität bis hin zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen – eine rein pflanzliche Ernährung kann einen kraftvollen Dominoeffekt mit sich bringen, der positive Veränderungen in vielen Bereichen bewirkt.
SDG 1: Keine Armut
- Eine höhere Nachfrage nach pflanzlichen Lebensmitteln schafft Erwerbsquellen und ist für mehr Menschen leistbar. So können zum einen Kleinbäuer:innen gefördert werden, die Pflanzen wie Hülsenfrüchte, Gemüse oder Getreide niederschwellig und auch auf kleiner Grundfläche anbauen können. Zum Kultivieren von Nutzpflanzen ist weniger Grundfläche als in der Tierhaltung erforderlich und Kleinbäuer:innen sowie Familien können bereits auf kleinen Grundstücken einen Ertrag erwirtschaften. Gleichzeitig sind pflanzliche Lebensmittel kostengünstiger und somit auch für einkommensschwächere Menschen leistbar. Hierfür bedarf es vor allem mehr Aufklärung darüber, wie pflanzliche Produkte gesund und schmackhaft verarbeitet werden können.
SDG 2: Kein Hunger
- Mit einer pflanzlichen Ernährung lassen sich global mehr Menschen ernähren. Der Anbau von Nutzpflanzen benötigt weniger Fläche und Ressourcen als die Haltung und Ernährung von Nutztieren. Somit kann auf einer Grundfläche für mehr Menschen Nahrung angebaut werden, als aus Tierhaltung auf derselben Fläche gewonnen wird. Eine pflanzliche Ernährung kann somit wesentlich zur Erhaltung der Ernährungssicherheit beitragen.
SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen
- Nichtübertragbare Krankheiten – auch Lebensstilerkrankungen genannt – wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas, Typ-2-Diabetes oder Krebs sind global für die meisten frühzeitigen Todesfälle verantwortlich. Eine ungesunde Ernährung stellt bei diesen Erkrankungen einen der größten Risikofaktoren dar. Immer mehr wissenschaftliche Studien zeigen, dass eine pflanzenbasierte Ernährung dabei helfen kann, diesen Krankheiten vorzubeugen. Außerdem reduziert eine pflanzliche Ernährung das Risiko von Pandemien, die durch Zoonosen ausgelöst werden. Dabei handelt es sich um Erreger, die vor allem durch die Tierhaltung vom Tier auf den Menschen überspringen können.
SDG 6: Sauberes Wasser
- Die Landwirtschaft, die besonders in westlichen Ländern stark von Tierwirtschaft geprägt ist, trägt einen erheblichen Teil zur Grundwasserverschmutzung bei. Ein Wandel hin zu mehr pflanzlich bewirtschafteten Agrarflächen unter Anwendung umweltschonender agrarökologischer Methoden kann zu einer besseren Bodenqualität (die bessere Filtrierung ermöglicht), einer schonenderen Wassernutzung und saubererem Grundwasser beitragen.
SDG 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden
- Gerade in der Gemeinschaftsverpflegung, beispielsweise den gastronomischen Services in Kindergärten und Schulen, kann eine pflanzliche Option die CO2-Bilanz einer Stadt oder Gemeinde stark reduzieren. Durch Gemeinschafts- und Selbstversorger:innengärten in Kindergärten und Schulen, wo Gemüse und Obst für den eigenen Verbrauch angebaut werden, werden das Gemeinschafts- und das Selbstwirksamkeitsgefühl gestärkt. Zudem werden Lebensmittel CO2-arm produziert und gleichzeitig wird der Bodenversiegelung entgegengewirkt.
SDG 13: Maßnahmen zum Klimaschutz
- Eine pflanzliche Ernährung hat eine deutlich bessere Klimabilanz als eine Ernährung, die Tierprodukte enthält. Eine rein pflanzliche Ernährung verursacht 70 % weniger Treibhausgase als eine durchschnittliche Mischkost. So tragen Konsument:innen und Produzent:innen von pflanzlichen Produkten einen wichtigen Teil dazu bei, die Klimakrise abzuschwächen.
SDG 14: Leben unter Wasser
- Überfischung stellt eine große Bedrohung für das Leben und das Ökosystem im Wasser dar. Sowohl im Meer als auch in Binnengewässern sorgt die Fischerei dafür, dass Arten aussterben oder Bestände stark reduziert werden. Durch den Verzicht auf Tierprodukte im Rahmen einer pflanzlichen Ernährung wird die Unterwasserwelt geschont.
SDG 15: Leben an Land
- Der Lebensraum vieler Tiere weltweit wird immer kleiner oder schwindet ganz. Dies betrifft zum Beispiel die Rodung von Wäldern zur Gewinnung von Nutzfläche. Das bekannteste Beispiel dafür ist der Regenwald im Amazonasgebiet, der unter anderem für Sojafelder weichen muss. Hiervon profitiert primär die Nutztierhaltung. 77 % der Sojaproduktion dient dem Futtermittelgewinn. Eine pflanzliche Ernährung kann mit kleineren Anbauflächen garantiert werden, die zudem weniger invasiv in den Lebensraum von Tieren und damit die Biodiversität einschneiden. Daher führt eine pflanzliche Ernährungsweise dazu, dass auch Wildtiere auf der Erde in ihrem Lebensraum geschützt werden.
Fazit
Während wir auf die Zielmarke des Jahres 2030 zusteuern, wird deutlich, dass eine pflanzliche Ernährung nicht nur eine persönliche Entscheidung, sondern eine kollektive Verantwortung darstellt, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Sie bildet umwelt- und gesellschaftspolitisch einen wichtigen Hebel, der in vielen Handlungsfeldern seine Wirkung zeigen kann. Die Vereinten Nationen haben mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen klaren Handlungsbedarf definiert. Die Planetary Health Diet trägt einen wichtigen Teil auf dem Weg zu dieser Zielerreichung bei.
Quellen:
United Nations. The 17 Goals. https://sdgs.un.org/goals (Zugegriffen: 31.08.2023)
Vereinte Nationen. Ziele für nachhaltige Entwicklung. https://unric.org/de/17ziele/ (Zugegriffen: 04.09.2023)